Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
Ohren rauschen hörte.
    »Jemand ist im
ersten Stock«, hauchte sie.
    Özlem verzog das
Gesicht, als wollte sie anfangen zu schreien.
    »Leise!« Katinka
legte den Finger auf die Lippen. »Um Gottes willen, leise!«
    »Wir sollten ganz normal weiterreden. Ihm suggerieren, wir hätten nichts
von ihm mitbekommen«, raunte Dante.
    »Wie ist er reingekommen?«,
wisperte Dilek.
    Hayat begann zu
zittern. Katinka zog die Waffe.
    »Ihr bleibt alle
hier. Dante, rufen Sie Hardo an. Sabine, egal wen. Wir brauchen Unterstützung. Wenn
ich draußen bin, schließt die Tür ab.«
    Dante nickte. Während
Katinka zur Tür ging, stand Dilek auf.
    »Sie gehen da nicht
allein raus!«, bestimmte sie.
    »Ich habe meine
Beretta.«
    »Unsinn. Ich komme
mit.«
    Katinka zuckte
die Achseln. Überwach, der Körper gespannt wie eine Bogensehne, öffnete sie die
Tür einen Spalt. Sie glitt hinaus in die dunkle Diele. Dilek mit ihr.
    Genauso war es
bei Linda gelaufen. Jemand war im Haus. Katinka zerbrach sich den Kopf, warum sie
bei ihrem Rundgang mit Dilek niemanden gesehen hatte. Nicht einmal die Anwesenheit
eines Menschen hatte sie gespürt.
    Die beiden Frauen
standen nebeneinander, ihre Schultern berührten sich.
    Er ist gewarnt,
dachte Katinka. Egal, wer er ist. Die angeregten Gespräche haben schlagartig aufgehört.
Ihm ist klar, dass wir ihn dort oben herumlaufen hörten.
    Nur, wo steckte
das Phantom? In einem Zimmer? Oder bloß ein paar Meter von ihnen entfernt, auf dem
Treppenabsatz im ersten Stock?
    Nichts tun, schoss
es Katinka durch den Kopf. So sehr ihr übererregter Körper danach trachtete, anzugreifen,
diese alte evolutionäre Kraft auszuspielen, so sehr zwang sie sich zur Ruhe. Dem
anderen den ersten Schritt überlassen. Nicht lange, und die Polizei wäre hier. Bis
dahin musste sie dafür sorgen, dass der Typ blieb, wo er war. Das war alles.
    Ein Gegenstand
schnitt durch die Luft. Sie spürte die Vi-bration direkt neben ihrem Gesicht, hörte
im selben Augenblick, wie die Klinge eines Messers neben ihr in die holzverkleidete
Wand eindrang. Dilek schnappte nach Luft.
    »Runter!«, wisperte
Katinka. Sie machte sich klein und kroch über den Boden, während ein zweites Messer
durch die Dunkelheit raste. Der ist irre! Katinka keuchte. Total durch den Wind.
Was hat der vor?
    Sie griff nach
Dileks Arm, zog sie mit sich. Sie krochen bis zur Haustür. Katinka öffnete die Tür
zum Gäste-WC, schob Dilek hinein.
    Abhauen, dachte
sie, wäre jetzt das Ideale. Dilek stieß in der Toilette gegen irgendetwas. Das Rumpeln
dröhnte durch das ganze Haus. Dann begann Dilek, in ihrem Versteck Selbstgespräche
zu führen. Katinka durchzuckte der Schreck, aber dann wurde ihr klar, was Dilek
beabsichtigte: Sie wollte dem Eindringling zu verstehen geben, sie hätten sich zu
zweit im WC eingeschlossen.
    Katinka kroch zurück
zur Treppe. Der Schweiß rann ihr übers Gesicht. Unwillkürlich sträubten sich ihre
Nackenhaare. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Nun spürte sie die Gegenwart
eines Menschen. Sie ließ sich Zeit, glitt lautlos eine Stufe Richtung Keller hinunter.
Dann noch eine.
    Er muss uns beobachtet
haben, dachte Katinka. Mich. Und Özlem. Aber wer ist ›er‹? Manfred Korin? Oder einer
seiner Handlanger? Und warum war er bei Linda?
    Die Anspannung
ließ für Sekunden nach. Bis sie ausrutschte und ein paar Stufen hinunterfiel.
    »Fuck!«, fluchte
sie halblaut, richtete sich wieder auf. Dann waren auch schon Schritte über ihr.
Sie hob die rechte Hand. In der Dunkelheit erahnte sie mehr eine Silhouette, als
dass sie jemanden sah.
    »Stehen bleiben!«,
brüllte sie. Der erste Schuss schlug in einen Spiegel ein. Das Glas splitterte.
Der Knall pflanzte sich in Wellen durch das Treppenhaus fort und zerriss Katinka
fast das Trommelfell. Sie stolperte die letzten Stufen hinunter und tastete über
die Wände. Öffnete die Kellertür. Glitt in den dahinterliegenden Korridor.
    Die Finsternis
war ihr Schutz. Aber jemand drückte auf einen Lichtschalter. Licht flammte auf,
blendend hell. Sie sah eine Hand und einen Arm. Wieder surrte ein Messer. Es raste
auf Katinka zu. Sie warf sich auf den Boden, mehr aus Instinkt, ohne zu ahnen, dass
die Schneide Millisekunden später die Stelle passierte, wo eben noch ihr Kopf gewesen
war.
    »Manfred Korin?«,
schrie sie. Wie im Fieber drückte sie die nächstbeste Klinke. Abgeschlossen. Neuer
Versuch an der nächsten Tür. Auch die gab nicht nach. Katinka schlug auf den nächstbesten
Lichtschalter. Dunkelheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher