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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
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Wichtigeres, fügte Katinka in Gedanken hinzu.
    »Nicht in einem
Dorf. Außerhalb. Er lebt wie ein Einsiedler, hat den ganzen Hof voller Schrott.«
    »Özlem, was haben
Sie aus dem Safe rausgeholt?«
    »Da war das Geld.
Außerdem ein Stapel Zettel. Und eine Box mit Krümeln.«
    »Könnten die Krümel
Hagebutten gewesen sein?«
    Özlem runzelte
die Stirn, als fiele ihr die Konzentration schwer. »Eventuell. Ich habe nicht in
die Schachtel reingeschaut.«
    »Was haben Sie
mit den Papieren und den Hagebutten gemacht?«
    »Nichts. Ich glaube,
Markus hat alles weggeschmissen. Beim Kroaten auf dem Hof in den Abfallcontainer.«
    »Wo ist Markus
jetzt, Özlem?«, fragte Katinka.
    »Auf Guernsey.«
    »Sicher?«
    Özlem nickte stumm.
    »Augenblick.« Katinka
ging in die Diele. Der Holzboden unter ihren Füßen knarrte. Die Treppe in den ersten
Stock lag finster da. Das große Haus war ihr unheimlich. Sie wählte Hardos Nummer
und schilderte, was sie von Özlem erfahren hatte. Sie hatte das beklemmende Gefühl,
dass keine Zeit mehr blieb. Der Schweiß brach ihr aus.
    »Teufel auch!«,
brummte Hardo.
    »Markus Tremel ist wahrscheinlich auf Guernsey. Die Kollegen dort werden
ihn sicher in aller Hilfsbereitschaft festsetzen.«
    »Darum kümmere ich mich mit Freuden.«
    »Hardo, Feli hat angegeben, diese Rosenzuchtpapiere auf einer Müllhalde gefunden
zu haben!« Aufgeregt spähte Katinka ins Wohnzimmer, aber da redete niemand ein Wort.
Das Shirt klebte ihr nass am Körper. »Weißt du noch, von welcher Deponie sie sprach?«
    »Hier sind wir einen Schritt weiter. Wir haben die Aussage von einem Peter
Rolfs, der als Helfershelfer den Safe aufgeschweißt hat. Die Dose mit den Hagebutten
und die Papiere hat er mitsamt dem ganzen anderen Abfall aus seinem Container auf
der Deponie entsorgt. Wo Feli sie dann gefunden hat. Übrigens ist Yildirim vor ein
paar Stunden gestorben.«
    »Was?« Ein Frösteln kroch über Katinkas Rückgrat.
    »Die Entzündung, die durch die unsachgemäße Amputation entstand, hat ihn
dahingerafft. Sie haben den Arm knapp über dem Ellenbogen amputiert, um das befallene
Gewebe loszuwerden, aber es war zu spät, die Sepsis hat den ganzen Körper lahmgelegt,
die Antibiotika blieben wirkungslos. Nichts zu machen. Ich melde mich.«
    »Warte, Hardo. Ich bin hier allein mit Dante und den drei Frauen. Ich habe
kein gutes Gefühl.«
    »Ich schicke jemanden
vorbei.«
    Keineswegs beruhigt
legte Katinka auf und ging zurück ins Wohnzimmer.
    »Sie haben nicht
nur Walters auf dem Gewissen, Özlem«, sagte sie, »sondern auch Kriwanek, der sein
Ohr verloren hat, Theo Bauer, der mit einem Finger weniger durch die Welt zieht,
und schließlich Yildirim. Er ist vor wenigen Stunden gestorben. Sepsis.«
    »Ich kenne keinen
von denen!«, winselte Özlem.
    »Interessieren
Sie sich für Rosen?«
    »Rosen?«
    »Sinan’s Sunshine?«
    »Was?« Özlem tauschte
Blicke mit Hayat und ihrer Mutter.
    Dante winkte ab.
»Das können wir später klären.«
    »Max Walters bekam
einen Blutgerinnungshemmer«, machte Katinka weiter.
    »Ja.« Özlem wischte
sich die Tränen vom Gesicht. »Kann ich einen Schnaps …?«
    Dilek goss ihr
ein Glas ein. Özlem schüttete es sich hinter die Binde. Katinka griff nach der Flasche
und stellte sie direkt neben den Kamin. »No go, bevor ich nicht die ganze Story
habe.«
    »Max hat einen Herzinfarkt gehabt«, presste Özlem hervor. »Deswegen nahm
er eine Menge Medikamente. Er hat mit Markus darüber gesprochen. Markus war ziemlich
schockiert. Die beiden sind gleich alt! Markus hat sich gedacht, man muss doch leben,
sich’s gut gehen lassen, selbst wenn man dabei vielleicht mal Mist baut. Wer weiß,
wann das Leben zu Ende geht. Es macht ›klatsch‹, und du landest mit gesprengtem
Herzen in der Notaufnahme, hängst an Schläuchen. Davor hatte Markus Angst. Er wollte
nicht enden wie Max, der immer nur gearbeitet hat.«
    Hayat schlug sich
mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Wer wusste von
den Medikamenten?«, fragte Katinka. Sie lauschte nach draußen. Irgendein Geräusch
irritierte sie. Hayats Blick hielt ihren fest.
    »Ich glaube, dass
davon viele wussten. Markus erzählte, Max wäre mit dem Herzinfarkt ganz offen umgegangen.
Hätte darüber geredet. So wie über …«
    »Leise!«, unterbrach
Dilek flüsternd.
    Alle hoben die
Köpfe.
     
     
    49
     
    Katinka hörte ein Knacken. Ganz
leise, direkt über ihrem Kopf. Sie sah Dante an. Der verzog die Lippen. Es war plötzlich
so still, dass sie das Blut in ihren
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