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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
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Korins Unterlagen waren. Das bis dato unbekannte Set Fingerabdrücke
passt zu ihm. Ich erhebe Anklage gegen Manfred Korin wegen Anstiftung zum mehrfachen
Mord. Und gegen Udo Jollet als seinen willfährigen Sekundanten.«
    Katinka spürte,
wie Hardos Bein gegen ihres drückte. Sie war ein bisschen dünnhäutig seit der Geschichte
in Bug. Aber so dünnhäutig auch wieder nicht. Die Gefahr, in der sie und Dante geschwebt
hatten, waren ihrem Verstand längst zugänglich, sie waren vorstellbar, begreifbar,
nichts Dunkles oder Fremdes, sondern etwas, das sie analytisch zerlegen konnte.
Nur nachts, im Traum, krochen die Monster heran.
    Das Bier kam. Katinka
nahm einen tiefen Schluck. »Dann wäre da noch der Einbruch!«
    »Böhnert und Jollet kriegen wir dran. Ihre Akten sind fett genug.« Kohlschwab
grinste. Er passte mit seinem enormen Bauch kaum hinter die Tischkante.
    Katinka schluckte. »Ich frage mich, wieso Jollet überhaupt auf die Idee
kam, bei dem Kroaten, der keiner ist, auf den Hof zu fahren und Terror zu machen.«
    »Weil«, mischte Hardo sich ein, »Peter Rolfs, wie der Kroate eigentlich heißt,
eine Aussage gemacht hat. Bei Allenstein. Am Donnerstag, und zwar genau zu der Zeit,
als wir Böhnert aus seiner Haftzelle rausgelassen haben. Böhnert lief Rolfs direkt
vor der Polizeidirektion über den Weg. Selbst ein intellektueller Schmalfuß konnte
sich ausrechnen, dass Rolfs mehr wusste, als gut für Böhnert und seinen Boss war.«
    »Böhnert verpetzte Rolfs bei Jollet, und dann fuhren sie zu ihm auf den
Schrottplatz, um ihn unter Druck zu setzen?«, fragte Katinka.
    »Um ihn zu töten«, präzisierte Hardo. »Wobei sie Feli Bohnstett auch noch
ins Spiel brachten. Die Frau war den Ganoven zu nahe gekommen. Sie fand die Sachen
auf der Deponie und trat im Fernsehen groß auf. Damit stellte sie für uns erst die
Verbindung zu Korin her. Freilich ohne es zu wissen. Es sollte nach Jollets Plan
so aussehen, als hätte Rolfs erst Bohnstett und dann sich selbst erschossen.«
    »Allerdings hatte
Feli Glück, vielleicht hat ihr auch die eigene Cleverness geholfen, zu überleben«,
referierte Katinka, was sie von Sabine wusste. »Sie konnte sich auf dem dunklen
Hof hinter einer Ladung Schrott verstecken. Jollet ging vor Wut auf Böhnert los
und hieb ihm den Unterschenkel ab. Rolfs war schlau genug, sich im Haus zu verschanzen,
bis Jollet die Fliege gemacht hatte.«
    »Diesen Jollet
hat anscheinend der Größenwahn gepackt«, sinnierte Kohlschwab. »Manche geraten in
einen Strudel rein, wie Junkies, die dringend eine Dröhnung brauchen. Ohne Gewalt
können sie nicht mehr. Und da Korin, der üblicherweise die Fäden in den Händen hielt,
nicht greifbar war, hielt Jollet sich für Gott. Um alles stilecht zu machen, legte
er eine langstielige Rose auf der Leiche ab. Irgendeine. Er traf Korins Ton eben
nicht ganz, während die Rosen aus den Rosenkissen ja zu den Hagebutten gehören,
die Feli Bohnstett gefunden hat.«
    »Kriwanek ist unschuldig«,
fuhr Hardo fort. »Es wird keine Ermittlungen gegen ihn geben. Er wäre nicht im Traum
auf die Idee gekommen, seinen Chef zu hintergehen. Er hatte keinen Grund. Bei dem
Gehalt …«
    »Ich habe mir überlegt,
ob Kriwanek diese Rosenkissen angefertigt hat, auf denen die Körperteile lagen!«
Katinka versuchte, den Schmerz in der Schulter zu ignorieren und auf ihrem Stuhl
eine einigermaßen bequeme Position zu finden.
    »Bei der Durchsuchung
von Korins Anwesen haben wir eine kleine Gärtnerwerkstatt gefunden. Theoretisch
hätte Kriwanek sowohl die Mittel als auch die Fähigkeit gehabt, floristisch tätig
zu sein. Eindeutige Spuren gab es aber nicht. Keine Weidenzweige, keine Schwämme.
Ich nehme fast an, dass Korin selbst die Kissen gemacht hat. Kriwanek jedenfalls
streitet ab, damit zu tun zu haben.«
    Kohlschwab studierte
interessiert die Speisekarte. »Wie wäre es mit einem Presssack, Schatz? Hausgemacht?«
    »Aber wer hat Özlem
und Markus den Tipp gegeben, wie sie das Türschloss umgehen?«, fragte Katinka. »Wirklich
die Putzfrau?«
    »Ich habe mit der
Dame telefoniert.« Kohlschwab blickte von der Speisekarte auf. »Sie brauchte Geld
für ihre kranke Mutter. In der Ukraine ist das so eine Sache mit Krankenversicherungen.
Dort herrschen nach wie vor post-sowjetische Zustände, gerade alte Leute sind nicht
versichert und müssen die Kosten für sämtliche Behandlungen selbst tragen. Der Mutter
stand eine Operation ins Haus, eine Frauengeschichte, ihre Tochter suchte eine
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