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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
Autoren: Leo Lukas
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Der Klingenfalter
     
    Ich will dir diese Geschichte erzählen, jetzt sofort. Will sie mir von der Seele reden, bevor ich daran ersticke. Ungeheuerliches ist geschehen, geschieht immer noch.
    Und ich trage Mitschuld daran.
    Obwohl es sein könnte, dass mein Gedächtnis trügt. Oder besser -weil ich mir keineswegs sicher bin, dass sich alles so und nicht anders abgespielt hat, muss ich das, was ich für mein Wissen halte, endlich loswerden. Höre: Ein beträchtlicher Teil meiner Erinnerungen besteht aus dem Inhalt winziger Phiolen, die ich einem perfekt getarnten Behältnis in meiner Hüfte entnehme. Tröpfchenweise, sozusagen, gewinne ich meine Vergangenheit zurück und erhalte Anweisungen für die Gegenwart.
    Was die Zukunft betrifft...
    Lass uns von vorn beginnen, mein Freund. Mit dem Klingenfalter.
    Mit dem Klingenfalter, ja, damit fing es an. Im zoologischbotanischen Garten von Kartum, am Rande des großen, seit Monaten angekündigten, penibel vorbereiteten Ereignisses. Unserer Delegation, einer von Hunderten, wurde dasselbe Rahmenprogramm aufgezwungen wie allen anderen: historische Bauwerke, interaktive Museen, schließlich die berühmte Toxische Menagerie.
    »Seit der Gründung vor über siebenundzwanzig Jahrhunderten«, dozierte die Führerin, eine gedrungene, kegelförmige Person mit unangenehm durchdringender Stimme, »werden hier sämtliche bekannten, Gift produzierenden Tiere oder Pflanzen unserer Galaxis gesammelt, kultiviert und erforscht. Selbstverständlich halten wir sie in weiträumigen Habitaten, die ihrer gewohnten Umwelt optimal nachgebildet sind. Keiner Kreatur wird Leid zugefügt; keine einzige, noch so exotische Wesenheit, ob Hypermade, Blutschaumpilz-Myzel oder Pagodenkristall-Träne, soll in ihrer individuellen oder kollektiven Entfaltung beeinträchtigt werden. Unsere Wissenschaftler beobachten, ohne sich in die Lebensweise der jeweiligen Spezies einzumischen. Und wenn wir deren toxische Produkte entnehmen, um damit zu experimentieren, geschieht dies mit größter Behutsamkeit. Nicht zuletzt deshalb wurde unser Institut mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht, allein im Lauf der letzten Jahrzehnte unter anderem dem Goldenen Schreckwurm von...«
    Ich schaltete geistig ab. Mir schwirrte der Kopf vor Reizüberflutung und Müdigkeit.
    Der Tag war lang gewesen: Landung des Linienschiffs kurz vor der nächsten Schlafperiode gemäß Bordzeit, jedoch in den frühen Morgenstunden der Stadt Kartum. Endlose Sicherheitskontrollen am Raumhafen. Dann nochmals, an der Schleuse zum Exklusiven Bezirk. Begrüßungscocktail, reichlich abgestanden; Einweisung in die hier gebräuchliche Etikette; Zuteilung der knapp bemessenen Büro-und Konferenzräume. Aber glaub nicht, dass wir uns dort hätten erfrischen, geschweige denn von den Strapazen des Überlichtfluges erholen können! Sofort wurden wir zur obligaten Sightseeing-Tour verdonnert. Ein Skandal, im Grunde. Ich meine, die paar Hundert verschiedenen Zeitrechnungssysteme der einfliegenden Schiffe hätte die hiesige Zentralpositronik locker berücksichtigen und das Besucherprogramm darauf abstimmen können, oder etwa nicht?
    Denkste. Auf die Bedürfnisse der Abordnungen kleinerer Völker wurde wie üblich gepfiffen. Alles drehte sich um die hohen Tiere: den Arkonidischen Imperator Bostich, den Terranischen Residenten Perry Rhodan, irgendwelche Jülziish-Gesandte mit unaussprechlichen Namen. Unsereins wurde einfach durchgeschleust, abgefertigt, in genau der Reihenfolge bedient, wie wir Landegenehmigung erhalten hatten. Egal, ob uns der Zeitpunkt passte oder nicht. So viel zur Gleichwertigkeit der autarken Staatsgebilde im Galaktikum...
    Wir latschten, geschlaucht, überspannt, unserer grässlich gut gelaunten Führerin hinterher. »Hier links, in dieser nahezu perfekt simulierten Raum-Zeit-Verfaltung«, trompetete sie, vier ihrer Flossenarme auf eine Art Bullauge richtend, »welche für unsere Sinne nur schematisch dargestellt werden kann, lebt eine Q'q'ffoor-Traube. Jene merkwürdigen Entitäten verhalten sich einerseits äußerst zurückgezogen und genügsam. Andererseits beantworten sie jegliche fremde Annäherung, und seien es Funk- oder Ortungsimpulse, mit dem explosionsartigen Ausstoß eines hyperchemischen Giftes, das so stark ist und sich dermaßen rasch ausbreitet, dass es binnen weniger Tage ganze Sternhaufen entvölkern könnte.«
    Routiniert wartete sie ab, bis einige Mitglieder unserer Gruppe erschrockene Laute ausgestoßen hatten. Dann
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