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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts
Autoren: Catherine Fisher
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    Catherine Fisher
     
    Die Macht des Amuletts
     
    Über den Autor:
    Catherine Fisher wurde in Newport/Wales geboren und arbeitete als Lehrerin und Archäologin, bevor sie begann fantastische Romane zu schreiben. Für ihre Kinder- und Jugendbücher wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem walisischen Bücherpreis »Tir Na n'Og«. Bei Oetinger ist von Catherine Fisher neben Die Macht des Amuletts auch Das Geheimnis von Darkwater Hall erschienen.
     
    Deutsch von Irmela Brender
    Verlag Friedrich Oetinger  Hamburg© Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2003
    Alle Rechte für die deutschsprachige Ausgabe vorbehalten © Catherine Fisher 1999
    The right of Catherine Fisher to be identified as the Autor of the Work has been asserted by her in accordance with the
    Copyright, Designs and Patents Act 1988
    Die englische Originalausgabe erschien bei Hodder Children's Book, London, unter dem Titel »The Lammas Field«
    Einband von Dieter Wiesmüller
    Satz: Dörlemann GmbH, Lemförde Druck und Bindung: GGP Media, Pößneck
    Printed in Germany 2003 ISBN 3-7891-3512-7
     
    TEIL EINS
     
    Der silberne Zweig
     
    Eins
     
    Ihr Rock war aus Seide, grün wie das Gras, Ihr Mantel aus Samt, weich und fein,
    Ihr Pferd trug in seiner Mähne den Schmuck: Fünfzig Silberglocken und neun.
    Ü BERLIEFERT
    Mick öffnete den Kasten.
    Die Flöte lag zerlegt und mit Fingerabdrücken verschmiert in den blauen Samtrillen.
    Er nahm das Mundstück heraus, hauchte darauf und rieb es ärgerlich mit dem gelben Staubtuch, das er in der Schublade aufbewahrte. Nach einer Weile glänzte das Silber; er sah sein Spiegelbild darin, ein scheußlich in die Länge gezogenes Koboldgesicht. Das Metall wurde warm, als würde es lebendig und ein Teil von ihm; hastig setzte er die Teile zusammen, bis die Flöte ganz und glänzend war. Es blieb ihm noch mindestens eine Stunde. Er würde sie nutzen, dachte er grimmig. Zuerst spielte er Tonleitern und füllte den staubigen Speicher mit ihrem Auf und Ab. Die Flöte wurde heiß von seinem Atem und seiner Wut; er ging zu losen Tonfolgen und Melodiefetzen über und dann, weil der Streit von vorhin nicht aus dem Kopf ging, in eine wilde, heftige Gigue mit so vielen zusätzlichen Tönen, wie er nur unterbringen konnte. Im Speicher war es schwül von dem langen Julitag, alle Fenster standen offen, und als Mick Star of the County Down spielte, startete unten dröhnend der Aufsitzmäher. Tom fuhr damit heim zu seinem Häuschen. Das machte er immer, wenn Micks Vater ihn nicht sah.
    Mick brach ab und beugte sich aus dem Fenster. »Was krieg ich, wenn ich es ihm nicht erzähle?«, rief er. Der Alte schaute hinauf und grinste. »Das Gleiche könnte ich zu dir sagen! Ihr habt euch wieder gestritten, stimmt's?« Mick verzog das Gesicht. Dann fragte er: »Ist schon jemand auf dem Feld?« »Meinst du Katie?« »Irgend jemand.«
    »Ein paar Wohnwagen.« Der Alte drehte sich um. »Morgen kommen die meisten angerollt. Gute Nacht, Freund.« Er gab Gas; der Krach ließ alle Dohlen in den Ulmen wütend auffliegen und krächzen. »Gute Nacht«, murmelte Mick vor sich hin. Während er am Fenster lehnte und den Traktor über die lange Kiesauffahrt davonkriechen sah, kehrte die Stille langsam zurück wie ein ängstliches Kätzchen. Sie machte ihm deutlich, wie völlig allein er hier war. Überall in den Speichern des großen Hauses, den Mansarden und Dienstbotenkammern und Treppenhäusern, in den Fluchten von Schlafzimmern und Prunkräumen unten, im blauen Gemach und dem Eichenkabinett, in Lady Marys Zimmer, im französischen Salon war es dunkel und ruhig bei geschlossenen Fensterläden, genau wie unten in den großen verstaubten Küchen und den Kellern mit Fässern und Spinnen. Im Souvenirladen würde es unheimlich still sein, in der Teestube würden sich nur die trocknenden Geschirrtücher im warmen Luftzug bewegen. Auch draußen lagen die Gartenanlagen still im Halbdunkel, ihre Statuen glichen Geistern und ihre Blumenbeete Massen duftenden Schattens. Stokesey Hall war ein schlafendes Haus, und nur er hier oben an diesem einen hellen Fenster, in das die Leselampe die Motten lockte, war darin lebendig. Er war jetzt ruhiger. Die Flöte wurde kalt. Er holte die Noten heraus und fing an ernsthaft zu üben; zuerst den Mozart, obwohl er noch zu schwer für ihn war. Mick verhunzte das Stück immer wieder, bis er so unzufrieden mit sich war, dass er die Noten wegschleuderte. Dann holte er tief Luft und machte weiter. Die Stücke für seinen
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