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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
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anlegen«,
ergänzte Katinka. »Seine Hände in Unschuld waschen, etwas von langer Hand planen,
jemandes rechte Hand sein …«
    »Checken Sie die
Redensarten für Ohr und Finger, lässt sich die Liste verlängern.« Dante schüttelte
den Kopf. »Ich komme hier nicht weiter. Die Sache ist bedrohlich, das steht fest.«
    Ein Mann vom Nebentisch
mischte sich ein. Er war fett, hatte schütteres Haar und einen österreichischen
Akzent. »Sind hier in Bamberg Kannibalen aktiv?«
    Niederösterreich,
dachte Katinka. Er kommt aus Niederösterreich. Sie selbst war in Wien geboren und
freute sich üblicherweise, Leute aus der alten Heimat zu treffen.
    »Das nicht«, antwortete
Dante für sie. »Aber anscheinend …«
    »Wir kommen aus
dem Waldviertel, aus Horn«, machte der Mann weiter. »Eine Woche Weltkulturerbe.
Aber nach der Lektüre dieses Blattes«, er wies mit herabgezogenen Mundwinkeln auf
die Zeitung, »haben wir ein ganz dummes Gefühl.«
    Die verhuschte
Frau im Outdoorlook, die neben ihm saß, lachte verlegen.
    »Ach, das ist in
Bamberg normal, sowas passiert hier ständig!«, bemerkte Dante leutselig.
    »Genau.« Katinka
nickte mit bedeutungsschwerem Blick. »Sehen Sie da drüben, das gelbe Gebäude auf
der anderen Flussseite?«
    Der Mann kniff
die Augen zusammen. »Und?«
    »Das ist der Knast.
Erst letztens sind da fünf schwere Jungs ausgebrochen, bislang nicht gefasst.«
    »Ach!« Der Waldviertler
zückte seine Brieftasche. »Zahlen, bitte!«
    Das Paar erhob
sich, als endlich Dantes Espresso kam, und ging mit einem raschen Nicken davon.
    »Davor haben sie
Panik, unsere Stadtväter und –mütter inklusiver aller Veranstalter, Geschäftemacher
und Businessleute«, kicherte Dante. »Dass die Besucher ausbleiben.«
    »So weit spricht
sich das nicht rum«, erwiderte Katinka. »Und die Einheimischen sind harte Knochen,
die gehen trotzdem hin. Wenn sie überhaupt mitkriegen, dass wir eine Landesgartenschau
haben.«
    »Na, ich bitte
Sie!« Dante hieb mit der Faust auf die Zeitung. »Sie müssen doch bloß lesen.«
    »Die Abos brechen
ein, habe ich gehört.« Katinka machte sich einen Spaß daraus, Dante mit Negativmeinungen
zu seiner Tageszeitung zu triezen.
    »Ich muss los.
Einen Rosenfachmann aufsuchen. Und Sie? Genießen Sie die Sonne, machen Sie frei?«
Er goss sich seinen Espresso hinter die Binde und stand auf.
    »Ich kaufe jetzt
gleich ein Haus.« Sie fand selbst, sie hörte sich zuversichtlicher an, als sie war.
    Dante schob das
Kinn vor. Seine Augen blitzten. »Verstehe. Wo? Was für eins?«
    »Himmel, Wischnewski,
Sie geben ja doch keine Ruhe. Aber behalten Sie es bitte für sich!«
    »Kein Thema. Es
handelt sich sicher nicht um eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse.«
    Katinka beugte
sich vor und flüsterte theatralisch: »Alleinstehendes Einfamilienhaus in Schweißdorf.«
    »Aha.« Er sah enttäuscht
aus. »Man sieht sich.«
     
     
    4
     
    Katinka grinste
immer noch, als Dante längst um die nächste Ecke gefegt war. Den hatte sie schön
hereingelegt. Aufs Land zu ziehen, hatte sie nicht vor. Aber ob sie zuschlagen sollte
oder nicht, fiel ihr schwer zu entscheiden. Das alte und zugegeben nicht gerade
rundum sanierte Haus in der Concordiastraße, in einem der beschaulichsten Winkel
der Altstadt, war ihr von einer alten Dame zum Kauf angeboten worden. Der Bekannten
einer ehemaligen Klientin, die Katinka zutraute, aus dem Gebäude etwas zu machen.
Die Mieter zu bändigen und für die nötigen Reparaturen zu sorgen. Katinka trank
ihren Latte aus und zahlte. Sie musste sich jetzt einen Stoß geben, diese Veränderung
in ihrem Leben sofort herbeiführen oder es für eine ganze Weile lassen.
    Ihre Geschäfte liefen gut. Sie hatte Geld gespart, und ihr Vater war bereit,
ihr Geld zu leihen. Für eine Immobilie, die, auch wenn sie bröselte, in Zeiten der
Finanzkrise beständiger erschien als ein Konto bei einer Bank. Sie würde Mieteinnahmen
haben, könnte das Geld bald zurückzahlen und wäre schuldenfrei.
    Im Prinzip, das spürte sie, während sie die Touristen beobachtete, die lärmend
und schwitzend um die wenigen Stühle im Freien rangen, ging es ihr um das Neue im
Leben. Um einen Impuls, der zu etwas führen würde, das noch im Dunkel lag, aber
hin und wieder vielversprechend aufblitzte.
    Sie war Anfang
30. Irgendwie war ihr Leben schon am Ende angelangt. Jahrelang hatte sie darum gekämpft,
die Selbstständigkeit als Privatermittlerin zu erreichen, durchzuhalten und damit
erfolgreich zu sein. Ideell
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