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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt
Autoren: Amy Plum
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    K raftvoll sprang ich hoch und winkelte die Beine an, als auch schon der zwei Meter lange Kampfstab dort auf den Boden krachte, wo ich noch eine halbe Sekunde zuvor gestanden hatte. Ich landete in der Hocke, stieß mich aber sofort stöhnend wieder ab und hob schwungvoll meine Waffe über den Kopf. Schweiß rann mir über die Stirn und brannte in meinen Augen, sodass ich eine Sekunde lang blind war, bevor meine Reflexe die Oberhand gewannen und mein Körper sich in Bewegung setzte.
    Ein Lichtstrahl, der durch ein Fenster weit über mir hereinfiel, traf kurz auf den Eichenstab, als ich ihn in einer ausladenden, bogenförmigen Bewegung auf die Beine meines Gegners sausen ließ. Dieser wich jedoch seitlich aus, wodurch mir der Stab entglitt und mit einem lauten Poltern gegen die steinerne Wand hinter mir krachte.
    Nun wehrlos, angelte ich nach einem Schwert, das nur wenige Meter entfernt lag. Doch bevor ich es richtig zu fassen bekam, riss mich der Angreifer von den Füßen und presste mich fest an seine Brust. Er hielt mich ein paar Zentimeter über dem Boden, während ich wie wild strampelte und Adrenalin durch meine Adern schoss.
    »Jetzt spiel nicht den schlechten Verlierer, Kate«, stichelte Vincent. Er lehnte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
    Sein nackter Oberkörper ließ meine hart erkämpfte Konzentration dahinschmelzen. Die Wärme, die von ihm ausging, verwandelte meine vom Kämpfen noch angespannten Muskeln zu Wackelpudding. Um Fassung bemüht, knurrte ich: »Das ist total unfair.« Ich bekam eine Hand zumindest so weit frei, dass ich ihm gegen den Arm boxen konnte. »Lass mich runter.«
    »Nur wenn du versprichst, nicht zu treten oder zu beißen.« Er lachte und setzte mich ab. Seine ozeanblauen Augen blitzten belustigt auf und sein welliges schwarzes Haar umspielte sein Gesicht.
    Er berührte meinen Hals und wirkte dabei, als würde er mich das erste Mal sehen. Als könnte er nicht fassen, dass ich wirklich vor ihm stand, ein echter, dreidimensionaler Mensch. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er sich von uns beiden für den Glückspilz hielt.
    Mit aller Kraft unterdrückte ich ein Lächeln und fixierte ihn mit dem stechendsten Blick, den ich zustande brachte. »Ich verspreche gar nichts«, sagte ich und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatten. »Eigentlich verdienst du es, gebissen zu werden, weil du mich schon wieder besiegt hast.«
    »Das war schon viel besser, Kate«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Gaspard reichte mir den Kampfstab. »Dein Griff muss nur etwas lockerer sein. Wenn Vincents Stock auf deinen trifft, folge der Bewegung.« Er machte es mit Vincents Waffe vor. »Wenn du den Stab zu fest umklammerst, fliegt er dir aus der Hand.« Wir gingen den Angriff Schritt für Schritt im Zeitlupentempo durch.
    Als mein Lehrer sah, dass ich die Abfolge beherrschte, richtete er sich auf. »Gut, das ist genug Schwert- und Stockkampftraining für heute. Möchtest du mit etwas weniger Anstrengendem weitermachen? Mit Wurfsternen zum Beispiel?«
    Ich hob abwehrend meine Hände, noch immer außer Atem von der Anstrengung. »Mir reicht’s für heute, danke, Gaspard.«
    »Wie du wünschst, meine Liebe.« Er zog das Gummiband aus seinem Haar, das sofort wieder den typischen Stachelschweinlook annahm. »Du bist definitiv ein Naturtalent, wenn du dich nach so kurzer Zeit schon so gut schlägst«, fuhr er fort, während er zur Wand hinüberging und dort die Waffen zurück an ihre Haken hängte. Im Grunde handelte es sich bei diesem unterirdischen Raum eher um eine Waffenkammer als um eine Trainingshalle. »Aber du musst an deiner Ausdauer arbeiten.«
    »Verstehe. Den ganzen Tag rumzuliegen und Bücher zu lesen, ist wohl nicht so gut für die Kondition«, sagte ich, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Naturtalent«, wiederholte Vincent stolz, riss mich – verschwitzt wie ich war – an sich und rannte mit mir durch die Halle, als wäre ich eine Trophäe. »Ist doch sonnenklar, dass meine Freundin ein Naturtalent ist! Wie hätte sie sonst eigenhändig einen gigantischen, bösartigen Zombie ins Jenseits befördern können, um meinen untoten Körper zu beschützen?«
    Er setzte mich erst vor der Dusche wieder ab. Ich kicherte. »Ich streiche zwar gern den gesamten Ruhm dafür ein, aber ein klitzekleines bisschen hat es sicher geholfen, dass ich damals von deinem volanten Geist besessen
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