Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Prolog
    Der Onryone
     
    Die Dakmarten glitten durch das trübe Schwimmgas, wie immer in einer Gruppe von mehreren Hundert. Sie bewegten ihre weit aufgeblähten Finnen synchron. Jede Richtungsänderung, jedes Wendemanöver ließ sie hell aufleuchten. Darin fanden sie Schutz und konnten ihre Fressfeinde auf Distanz halten. Doch wehe, eine der Dakmarten entfernte sich vom Schwarm ...
    »Schöne Tiere«, sagte Caileec Maltynouc. Er betastete das Schutzglas, das den Raum ringsum einfasste, als befänden sie sich in einer umgestürzten Kuppel mit bloß einem schmalen Zugang. Er meinte, ein Kribbeln in den Fingern zu spüren, als würden die Dämpfe des Schwimmgasbeckens den Schutzmantel durchdringen und seine Haut verätzen.
    »Sie sind schwer zu züchten und noch schwerer am Leben zu erhalten.« Shekval Genneryc trank vom süßen Batwa. Es ließ seinen Teint ein wenig heller erscheinen.
    »Wann bleibt dir bloß die Zeit für dein Hobby?«
    »Ich nehme sie mir. Ganz nach dem Motto: Die Arbeit ist Vergnügen, und Vergnügen ist Arbeit.«
    Genneryc bot ihm ein Schälchen des Batwa an, Maltynouc nippte von dem geschätzten Getränk. Es schmeckte vorzüglich. Doch es erforderte immer wieder aufs Neue einen Kampf gegen den Würgereflex. Die Fadenmaden darin wollten sich mit ihren Widerhaken in seinem Rachenraum festhängen und dort ihrem Dasein als Symbionten nachgehen. Die winzigen Biester mussten mit reichlich hochprozentigem Alkohol abgetötet werden.
    »Wie steht es nun mit der JULES VERNE?«, fragte Genneryc.
    Maltynouc atmete tief durch, bevor er antwortete: »Die GIWRACH RYBUUN liegt bereit. Die Falle ist gestellt, ein Anfang gemacht. Es handelte sich um eine Routineangelegenheit.«
    »Das freut mich zu hören, Marshall.«
    »Die Spionage-Infos haben mir den Weg gewiesen. Doch wie ist es mit den gewünschten Schiffen? Stehen sie bereit?«
    »Selbstverständlich.« Genneryc erzeugte eine Reihe von Lichtreflexen im Inneren des Schwimmgasbehälters. Der Schwarm der Dakmarten zerfiel. Die Mutterteile trieben zur Seite, von Fluchtreflexen geleitet, die Mannsteile stellten sich den vermeintlichen Gegnern. Sie flimmerten und funkelten, die Kampffinnen erzeugten bemerkenswerte Lichtreflexe. Genneryc beobachtete das Geschehen eine Weile, bevor er sich ihm wieder zuwandte. »Alles ist wie gewünscht. Die Ausrüstung liegt bereit.«
    »Danke! Dann werde ich mich nun auf meinen Auftrag vorbereiten.« Maltynouc erhob sich und wollte den Raum verlassen. Er zögerte, bevor er eine letzte Frage stellte: »Warum werde ich mit dieser Aufgabe betraut und nicht Vlyoth? Der perfekte Jäger wäre prädestiniert für ein derartiges Spiel.«
    »Vlyoth ist längst in einer anderen Mission unterwegs.«
    »Ist er auf der Suche nach Perry Rhodan oder nach Bostich?«
    Genneryc sah ihn an, ohne ein Wort zu sagen. So lange, bis Maltynouc begriff, dass er keine Antworten bekommen würde. Er nickte dem Schiffsführer der HOOTRI zu und ließ ihn in seiner Grübelkammer allein zurück.
    Die Dakmarten hatten sich beruhigt und fanden wieder zu einem Schwarm zusammen. Zwei der Mannsteile trieben bäuchlings auf dem Grund, zerrissen von Grundoilern, die sich mit ihren langen Barten um die Beute stritten.

1.
    Der Stellvertreter
     
    Der Patriarch war schlecht gelaunt. Wie immer. Er spielte Karambal-Col über die galaxisweit vernetzte Spielerbasis und verlor. Wie immer. Er trank dabei zu viel, vernachlässigte seine Pflichten, spekulierte mit dem Kapital der Sippe. Wie immer.
    Und dennoch war Abanell ihm verpflichtet. Audunt aus der Familie der Tusnetz mochte der denkbar schlechteste Patriarch sein, den man sich nur vorstellen konnte – und dennoch war er das Oberhaupt, dem sie allesamt an Bord der VALLARD verpflichtet waren. Sie hatten einen Eid geleistet und Audunt ewige Gefolgschaft geschworen.
    Abanell brachte ihm fette Fleischbrühe und sorgte dafür, dass das struppig gewordene Haar von einer seiner Frauen gepflegt wurde. Wawacoon, die Leihschwester, zeigte sich nicht sonderlich begeistert. Aber sie gehorchte.
    Der Patriarch spielte bereits seit Stunden. Er gewann kleine Summen und verlor große, umgeben von Holobildern, die glitzerten und summten und tönten. Sie zogen Audunt in ihren Bann, tiefer und tiefer. Die Besitzer der Spiele-Plattformen versprachen das große Geld und waren doch die Einzigen, die sich bereicherten.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, flüsterte ihm Wawacoon zu, nachdem sie ihre Arbeit am gegabelten, traditionell geflochtenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher