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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
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Prolog – eine Legende
    Der Mond des Styx stand rot über den Wassern des Lethe.
    An den Ufern tobte die Schlacht.
    Sardik führte das Schwert, und keiner der Feinde wagte sich in seine Nähe. Seine Krieger drängten die Walaren zum Lethe zurück, doch jeder Zoll Raum, den sie erkämpften, war teuer erkauft. Das Blut der Walaren floss dick und schwarz, und selbst wenn sie mit abgetrennten Gliedmaßen und von Speeren durchbohrt auf dem Schlachtfeld lagen, griffen sie mit ihren bleichen Händen noch nach den Füßen der Männer, die über sie hinwegstiegen.
    Als Sardik den See erreichte, stand nur noch eine Hand voll Gefährten an seiner Seite. Er ließ ein Feld voll toten Fleisches hinter sich, und das schwarze Blut der Walaren mischte sich mit dem roten Blut der Steppenkrieger. Die verstümmelten Leiber, die grässlichen Wunden und die zersplitterten Knochen waren auf beiden Seiten dieselben.
    Der Tod löschte die Unterschiede aus, so wie er das Leben der beiden Stämme auslöschte, die unter dem Mond des Styx am Ufer des Lethe kämpften.
    Er stellte Naran am Ufersaum. Der Fürst der Walaren war ein Hüne von Gestalt, zweieinhalb Schritt hoch und am ganzen Leib mit Eisen gepanzert. Er führte einen langstieligen Hammer und einen Säbel und hatte an diesem Abend viele Krieger erschlagen.
    Naran ließ seinen Hammer kreisen. Sardik tauchte darunter hindurch und schlug mit dem Schwert zu. Die Klinge spaltete eine Panzerplatte am Arm, fuhr zwischen zwei weiteren hindurch und schnitt durch Fleisch und Knochen.
    Naran verlor die rechte Hand, und sein Hammer fiel in den See. Der Walare taumelte zurück. Wasser umspülte seine Knie, zäh wie Teer troff sein schwarzes Blut aus dem Armstumpf und zog Fäden bis zu der abgetrennten Rechten, die im Wasser trieb.
    Sardik drängte nach. Angewidert verzog er das Gesicht, als das unreine Wasser seine Haut berührte. Naran schlug mit dem Säbel zu. Sardik parierte.
    Neben ihm schrien seine Männer, die letzten Walaren kreischten, von Blutdurst erfüllt. Sardik wehrte einen Angriff von der Seite ab und hieb mit dem Schwert einen Walarenkrieger in zwei Hälften. Er geriet tiefer in die Wasser des Lethe.
    Naran blieb ungerührt von seiner Wunde und nutzte die Ablenkung. Er griff Sardik an der ungeschützten Flanke an. Sardik drehte sich, parierte und schlug zu. Schwarzes Blut und Wasser perlten von der Klinge ab, die Tropfen funkelten unter dem vollen Mond des Styx.
    Sardik stieß Naran das Schwert in den Leib. Er traf ihn zweimal, dreimal … Der Walare kämpfte weiter. Es wurde still auf dem Schlachtfeld. Die Kriegsrufe verstummten, nur das Stöhnen der Verwundeten erfüllte die Luft. Vom Klirren der Waffen blieb nur mehr ein Scharren, als die niedergestreckten Walaren mit den letzten Atemzügen noch versuchten, zu ihren Feinden zu kriechen.
    Und neben alldem hörte man Sardik und Naran, die als Einzige weiterkämpften, ihr Keuchen, den hellen Laut, mit dem ihre Klingen aufeinandertrafen. Narans Panzer war zerfetzt, das Fleisch darunter aufgerissen, doch er gab nicht auf. Sardik wich einem Säbelhieb aus, er glitt ins Wasser; seine Klinge fuhr unter der seines Feindes hindurch und biss zu. In hohem Bogen flog Narans zweite Waffe hinaus auf den See, die Hand noch immer um den Griff geklammert.
    Der Walarenfürst taumelte zurück, tiefer ins Wasser hinein. Er hob beide Armstümpfe. Naran sah sich nach seinen Kriegern um, aber da war niemand mehr. Nur ein halbes Dutzend von Sardiks Männern stand am Ufer, hinter ihrem Häuptling. Sie verfolgten den letzten Kampf. Diese Männer waren alles, was von beiden Stämmen geblieben war.
    Naran streifte sich mit den verstümmelten Armen den Helm vom Kopf und schüttelte die langen Haare. Sechs volle Monde standen am Firmament, doch der blutrote Styx überstrahlte sie alle.
    »Du glaubst, du hast mich besiegt«, stieß Naran hervor.
    »So sieht es aus«, sagte Sardik. Er kam vorsichtig näher und hielt das Schwert vor sich. Sein Feind wirkte hilflos, doch sie alle hatten erlebt, wozu die Walaren fähig waren. Sie wollten nicht sterben, und ihr Fürst Naran war von allen der Schlimmste. Sein Leib war erfüllt von dämonischer Macht.
    »Du weißt, dass das nicht das Ende ist. Äonen mögen vergehen, doch wenn der Mond des Styx wieder in vollem Glanz erstrahlt, dann werde ich zurückkehren. Und wo wirst du dann sein?«
    »Diese Welt gehört mir und den meinen«, antwortete Sardik. »Welcher Mond auch immer darüber scheinen mag.«
    Er schlug mit dem
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