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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon
Autoren: Hans Warren
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      Unklar war mir, wie er es fertig gebracht hatte, seine Rolle so lange durchzuhalten.  
      Die Lage war im Augenblick noch nicht geklärt. Wenn Rolf auch im Vorteil schien, mußte man immer noch mit der List und der Todesverachtung der Chinesen rechnen. Denn daß sie Angehörige eines äußerst mutigen und tapferen Volkes sind, sollte man nie vergessen.  
      Kaum hatte ich das gedacht, zuckten zwei Arme hoch. Ich wollte einen Warnungsruf ausstoßen, da krachte schon Rolfs Pistole, da flog ein Messer Pongos wie ein Blitz durch den Raum.  
      Zwei gellende Schreie! Metallisches Klirren! Die Pistolen waren den Händen der Chinesen entfallen, die so unvorsichtig gewesen waren, sich verteidigen zu wollen.  
      Als ich mich umwandte, hatte Pongo schon ein neues Messer wurfbereit. Das genügte für die übrigen drei Chinesen. Auf ein „Hände hoch!" Rolfs flogen die Arme gehorsam in die Höhe.  
      Eilige Schritte polterten den Gang entlang. Lorry stürmte an der Spitze mehrerer Polizisten in den Raum. Im Nu waren die Chinesen gefesselt. Pongo hatte inzwischen den Colonel und mich von den Fesseln befreit  
      Rolf wandte sich uns zu und sagte:  
      „Kü-Mang ist — meine Ahnung hat mich nicht getäuscht — ganz unschuldig. Der Hauptübeltäter war sein Vetter Me-Lung, den Pongo vorhin in den Brunnen geworfen hat. Er benutzte die Kenntnis der unterirdischen Räume, um die Verbrechen zu inszenieren. Im Restaurant spielte er den Empfangschef. Ich wurde sofort mißtrauisch, als ich einen unvorsichtigen Blick von ihm auffing. Angst und zugleich Befriedigung lagen in dem Blick. Da wußte ich, daß Me-Lung uns zu fürchten hatte. Ich habe viel erlauscht, als ich mich unter den Chinesen aufhielt, denn sie bedienten sich großenteils der englischen Sprache."  
      „Und wenn sie Chinesisch sprachen, Rolf? Wie hast du es fertig gebracht, ihnen zu verheimlichen, daß du nur ein paar Brocken Chinesisch beherrschst?"  
      „Ich habe so getan, als ob ich bei dem schweren Kampf gegen Rolf Torring eine Halsverletzung davongetragen hätte," antwortete Rolf. „Ich werde mich aber von morgen an mit der chinesischen Sprache beschäftigen. Wer weiß, wozu wir eine solche Kenntnis noch einmal brauchen können. Zum Glück trugen die Chinesen mit Ausnahme der Diener Masken. So konnte ich mich bequem unter sie mischen,"  
      Während die Gefangenen ins Freie geschafft wurden — Rolf hatte den Gang entdeckt, der die Verbindung zum Restaurant Kü-Mangs darstellte — meinte ich:  
      „Und warum ist Kü-Mang so erschrocken, als er von der giftigen Nadel hörte?"  
      „Weil er zum Schutze gegen Einbrecher selbst eine solche Nadel besitzt. Als intelligenter Mann ahnte er, daß er sich sehr verdächtig gemacht haben würde, wenn die Tatsache bekannt würde."  
      „Wie ist es Ihnen ergangen, Herr Torring, als Sie so plötzlich verschwanden?" fragte der Colonel.  
      „Ich wurde in dem Gang gepackt. Eine Hand schnürte mir die Kehle zu, daß ich keinen Laut hervorbringen konnte. Nach einer kurzen Wegstrecke wollte mich der Gegner fortschleudern. Ich ahnte die Gefahr und klammerte mich an ihm fest. Ein paar Sekunden sah es so aus, als ob ich unterliegen müßte. Ich bemerkte, wie mein Gegner ein Messer zog. Da drehte ich ihm die Hand um, und im Sturze stieß er sich die Waffe selbst ins Herz. Ich wechselte rasch die Kleider, warf den Toten in den Schacht, als ich Stimmen hörte, und — da kamen die Chinesen schon, mit Taschenlampen ausgerüstet. Der Anführer sprach mir ein Lob aus. Ich machte ihm durch Handbewegungen klar, daß ich infolge eines Würgegriffs meines Gegners kaum sprechen könnte. Als er fragte, ob Rolf Torring in den Schacht gestürzt sei, nickte ich Bejahung.  
      Wir berieten lange über euer Schicksal. Ich erfuhr, da die Chinesen die Besprechungen englisch führten, daß ihr in der Obhut Jang-Ses wart. Als der Schuß fiel, fing ich für euch zu fürchten an, mußte aber dem kleinen Chinesen den Vortritt zu euch lassen, da ich mich ja in dem Gewirr von Gängen noch nicht recht auskannte. Das andere wißt ihr. Als die Chinesen Lorry und Pongo den Schacht zeigten, habe ich Pongo schnell die Fesseln durchgeschnitten. Deshalb nahm ich die Zange mit. Pongo verstand sofort. Zwei, drei Worte genügten. Ich gab Pongo mein Messer. Die fünf Chinesen waren bald überwältigt. Sie waren viel zu überrascht, um ernsthaften Widerstand zu leisten."  
      „So sind die Opfer der Habgier der Chinesen
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