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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon
Autoren: Hans Warren
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der Colonel seine Bewegungen. Lorry rief leise:  
      „Ich habe bald eine Pistole! Ich bin schon ganz nahe daran! Ich will mich nur nicht zu auffällig bewegen."  
      Mit kurzem Ruck warf das Krokodil seinen Kopf in die Richtung, aus der Lorrys Stimme kam. Er lag gerade in dem Lichtkegel, den die Taschenlampe zwischen dem Colonel und mir warf. Die Augen des Alligators glitzerten unheimlich grün in dem gelblichweißen Licht.  
      Der Rachen des Krokodils war meinen Füßen immer näher gekommen. Höchstens noch ein Meter trennte mich von ihm. Wann würde es seine Scheu überwinden und zupacken? Würde es mich anschließend ins Wasser zu reißen versuchen?  
      Plötzlich kam von der Seite, an der der Chinese lag, ein Stöhnen. Der Körper des von Pongo Getroffenen wälzte sich langsam zur Seite. Die Bewegung genügte für die Krokodile. Das zweite Tier, das erst mit halbem Körper im Räume war, schnellte herum.  
      Daß diese Tiere sich überhaupt so rasch bewegen können, hatte ich noch kaum erlebt, obwohl ich schon oft Gelegenheit gehabt hatte, Alligatoren im Wasser und auf dem Lande zu beobachten.  
      Der Rachen des Tieres öffnete sich, schnappte zu — zwischen den Zähnen klemmte ein Arm des Chinesen.  
      Ruckweise zog es den schweren Körper dem Wasser zu. Da war das erste Krokodil herangekommen. Es packte ein Bein des Unglücklichen und eilte dem Wasser zu. In der nächsten Sekunde waren die beiden Tiere mit ihrer Beute verschwunden.  
      „Scheußlich!" sagte nach kurzer Pause der Colonel mit belegter Stimme. „Uns hätte das gleiche Schicksal blühen können. Mag der Chinese verbrochen haben, was er will — die Strafe war bitter."  
      Eine kurze Stille entstand im Raum. Dann meinte der Colonel, zu mir gewandt:  
      „Der Draht der Fesseln ist ungemein zäh!"  
      „Das merke ich auch," ließ Lorry sich vernehmen, der an Pongos Fesseln arbeitete. „Man kommt mit dem Messer kaum weiter, obwohl er so biegsam ist."  
      Zu bedenken war dabei, daß die Hände der beiden Engländer durch die eigene Fesselung nur schwer arbeiten konnten und wahrscheinlich an einer wirklichen Kraftanstrengung gehindert wurden.  
      „Geduld! Geduld!" murmelte Lorry vor sich hin.  
      Da hörte ich wieder ein Plätschern im Gangeskanal. Schon tauchte der Kopf eines dritten Krokodils auf. Schnell kletterte es empor. Vorsicht schien es im Gegensatz zu den beiden ersten nicht zu kennen. Nur einen Moment stutzte es, dann kam es gerade auf uns zu.  
      Der Colonel versuchte, das Tier durch einen „Brüller" zu erschrecken. Der Erfolg war gering. Wohl stutzte der Alligator einen Augenblick, kroch aber gleich darauf weiter auf uns zu.  
      Tumbac versuchte, sich in Sicherheit zu bringen, indem er sich weiter rückwärts in den Raum wälzte. Jetzt blieb nur ich als nächste Beute des Tieres.  
      Dicht kam der Kopf des Krokodils an meine Füße. Ich schloß unwillkürlich die Augen.  
      Da hallte unerwartet ein Schuß durch den Raum. In wilder Flucht strebte das Krokodil dem Wasser entgegen.  
      „Schade," sagte Lorry, „ich mußte zu schnell schießen und konnte durch die Fesselung die Pistole nicht so halten, um richtig zielen zu können. Ich vermute, daß das Tier wiederkommt, wenn es sich beruhigt hat."  
      „Hoffentlich lockt der Schuß nicht die ganze Krokodilmeute herbei!" meinte der Colonel.  
      Er hatte sich wieder zu mir herum gewälzt und bearbeitete meine Fesseln mit dem Messer.  
      Da klang eine kalte, ruhige Stimme durch den Raum:  
      „Geben Sie sich keine Mühe, meine Herren! Der Draht enthält eine extra gehärtete Stahleinlage, die Sie mit Ihren kleinen Messern nie durchschneiden können. Wo ist Jang-Se?"  
      „Wenn damit der große Chinese gemeint sein sollte," erwiderte der Colonel mit bissigem Tone in der Stimme, „empfehle ich, ihn im Magen eines Krokodils im Gangeskanal zu suchen."  
      Ein kleiner Chinese trat in den Lichtkegel unserer Lampen. Sein schmales Gesicht war völlig glatt und steinern ruhig. Er blickte auf die Öffnung in der Treppe und fragte kurz:  
      „Was ist hier geschehen? Hat Jang-Se gewagt, die Treppe zu öffnen?"  
      „Fragen Sie ihn selbst!" rief der Colonel, der unseren Wortführer machte. „Vielleicht geben ihn die Krokodile wieder her."  
      Der Chinese ging auf die Treppe zu, drückte auf eine Stelle in der Wand, und sofort schoben sich die beiden Stufen langsam wieder vor. Auf einen schrillen Pfiff, den
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