Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
er ausstieß, tauchten von irgendwoher vier kräftige Chinesen auf, denen der Zuerst gekommene einen kurzen Befehl in der Muttersprache zurief.  
      Sofort packten je zwei Chinesen den Colonel und mich. Wir wurden fortgetragen. Völlige Dunkelheit umgab uns. So konnten wir nur ahnen, daß wir durch einen abzweigenden unterirdischen Gang dem Hause Kü-Mangs entgegen getragen wurden. Trotz unserer keineswegs rosigen Lage hatte ich ein gewisses Gefühl der Befriedigung. Wenn Rolf — wie ich es gewollt hatte — Kü-Mang gleich hätte in Haft nehmen lassen, als er bei der Erwähnung der vergifteten Nadel zusammenzuckte, wären wir kaum je in die schlimmen Situationen gekommen, die wir schon durchgekostet hatten. Und wer weiß, was uns noch bevorstand!  
      Unsanft wurden wir auf steinernen Boden geworfen. Dann war alles still um uns. Bald erklang aus einer Ecke ein leises Murmeln. In der Nähe, vielleicht nur durch eine dünne Mauer getrennt, mußten sich mehrere Menschen befinden.  
      Die Bande war also zahlenmäßig weit stärker, als wir zunächst vermutet hatten.  
      „Was werden sie jetzt mit uns beginnen?" flüsterte mir der Colonel zu. „Vielleicht waren die Krokodile noch die angenehmere Gesellschaft!"  
      „Kann schon sein!" sagte ich trocken.  
      „Sicher wird der Chinese mit dem steinernen Gesicht von uns erfahren wollen, was mit Jang-Se geschehen ist," meinte Tumbac. „Ich werde sagen, er sei gestolpert. Von Pongos Tat will ich lieber schweigen."  
      Neben mir flog ein Körper auf die Steinfliesen.  
      „Zartsein ist nicht eure Stärke!" schimpfte Lorry. Er war es, den man neben uns auf den Boden geworfen hatte. Pongo flog hinterher.  
      Plötzlich waren wir in strahlende Helligkeit getaucht. Eine Tür hatte sich geöffnet, aus der eine breite Lichtbahn flutete. Wieder wurden wir emporgehoben und in den großen Raum getragen, der hinter der Tür lag. Wir wurden auf vier Holzstühle gesetzt, die einem langen Tisch zugekehrt waren. Zwischen den Stühlen und dem Tisch war ein Abstand von mindestens drei Metern.  
      An dem Tisch saßen sechs Chinesen, deren Gesichter durch Halbmasken unkenntlich waren. Wie ein Femegericht sah das aus. Ich hätte nie geglaubt, daß man bei den in Indien lebenden Chinesen so etwas kennt, da ich Femegerichte bisher ausschließlich für eine mittelalterliche deutsche Einrichtung gehalten hatte. Man lernt eben nie aus!  
     
     
     
      5. Kapitel  
      Rolfs Meistertrick  
     
      Hinter unseren Stühlen postierten sich die vier Chinesen, die uns in den Raum getragen hatten. Der kleine Chinese, den Lorrys Schuß in den Keller gelockt hatte, setzte sich zu den anderen Söhnen des Himmels an den langen Tisch. In chinesischer Sprache, die ich nur am Klange als solche erkannte, obwohl ich kein Wort davon verstand, berichtete er wahrscheinlich das Verschwinden Jang-Ses.  
      Einer der Maskierten nickte langsam mit dem Kopf, als der kleine Chinese seinen Bericht beendet hatte, und sagte ruhig:  
      „Ich mache die Herren darauf aufmerksam, daß wir im Besitz nicht gerade angenehmer Mittel sind, um verstockte Zungen, die sich bemühen, im Munde festzukleben, anstatt offen zu reden, zu lösen. Wir werden uns nicht scheuen, die Mittel unnachsichtig anzuwenden. Erzählen Sie also zunächst, wie unser Diener Jang-Se verschwunden ist."  
      Der Maskierte hatte sich der englischen Sprache bedient, die er gut beherrschte.  
      „Ganz einfach," antwortete der Colonel, „er hat die Treppenstufen geöffnet. Da kamen zwei Krokodile und haben ihn mitgenommen. Vielleicht wollten sie ihm ein Bad im Gangeskanal bereiten und ihn eine Entdeckungsreise in Krokodilmägen unternehmen lassen. Als ein drittes Krokodil erschien, gaben wir einen Schreckschuß ab."  
      „Jang-Se würde nie gewagt haben, die Treppe zu öffnen," sagte der Chinese. „Erzählen Sie den Vorgang wahrheitsgetreu!"  
      „Das ist die Wahrheit!" beharrte Tumbac. „Ich kann Ihnen doch nicht mehr sagen, als tatsächlich geschehen ist. Oder wollen Sie mich zum Lügen zwingen, nur um eine Sie befriedigende Antwort zu bekommen?"  
      „Wie kam er dazu, die Treppe zu öffnen?"  
      „Ganz einfach," fuhr der Colonel fort. „Er stolperte und fiel in der Nähe der Treppe nieder. Darauf öffneten sich die beiden unteren Stufen. Nach einiger Zeit erschienen die Krokodile und holten sich den Reglosen. So war es! Im übrigen verlange ich, sofort freigelassen zu werden. Ihre Strafen werden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher