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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon
Autoren: Hans Warren
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tat, was keiner erwartet hätte: schnell zog er die gefesselten Beine an und streckte sie mit kräftigem Ruck wieder nach vorn. Der Chinese wurde gegen den Leib getroffen. Er stieß einen gellenden Schrei aus, der kurz abbrach. Dann flog er wie ein leichtes Bündel durch den Raum und schlug an der Rückwand der Treppe an.  
      Seine Taschenlampe kam neben ihn zu liegen. Sie beleuchtete seinen Körper und die untersten Stufen.  
      Ich wandte mich dem Colonel zu: „Haben Sie gesehen, wohin er unsere Sachen gelegt hat? Wir müssen jetzt wieder versuchen, uns zu befreien. "  
      „Hinter uns auf den Boden, wenn ich nicht irre," antwortete Tumbac.  
      „Was ist das?" schrie Lorry auf. Wir wandten uns um, nach der Richtung, in der der junge Kriminalbeamte mit dem Kopfe deutete.  
      Der Chinese schien durch den Anprall einen Mechanismus ausgelöst zu haben. Die untersten Treppenstufen bewegten sich. Sie klappten aber nicht um, wie ich erwartet hatte, sondern schoben sich nach links in das Mauerwerk hinein. Das war eine äußerst raffinierte Anlage. Von außen konnte man auf die Weise kaum eine Veränderung entdecken. Es hätte schon jemand bis zum Wasser hinabgehen müssen, um es zu bemerken.  
      Nur die beiden untersten Stufen waren in Bewegung gekommen und gaben einen Raum von reichlich einem halben Meter frei. Als die schweren, langen Steinblöcke verschwunden waren, sahen wir an dem Körper des reglosen Chinesen vorbei auf den Gangeskanal, dessen Wellen im hellen Mondlicht glitzerten.  
      „Ich hatte geglaubt," ließ der Colonel sich vernehmen, „daß nur die obersten Stufen, die mit den Metallschienen, bewegt werden könnten, um die Opfer bequem auf die Treppe legen zu können. Vorwärts! Wie kommen wir schnell frei?"  
      Unsere Sachen zu finden, war nicht ganz einfach. Mühsam mußten wir uns nach der Seite schieben. Endlich rief Tumbac befriedigt:  
      „Hier habe ich alles. Ich schalte die Lampe ein. Jetzt wird es gelingen."  
      Der Colonel tat, wie er gesagt hatte, suchte dann aus dem Häuflein von Gegenständen mein Messer heraus und drehte sich mir zu. Dabei sagte er:  
      „Lorry, versuchen Sie doch, Pongo zu befreien. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wer weiß, wie lange wir noch ungestört sind. Hoffentlich erholt sich der Kerl da drüben nicht so bald!"  
      „Der wird vorläufig kaum zu sich kommen," meinte ich.  
      Lorry hatte bereits auch eine Lampe und ein Messer gefunden und wälzte sich an Pongo heran.  
      „Wenn wir jetzt nur wüßten, wo Rolf ist," sprach ich laut meine Gedanken aus. „So ganz still kann doch ein Mann wie Rolf nicht einfach verschwinden und nie mehr zum Vorschein kommen."  
      Tumbac wollte etwas sagen. Er kam aber nicht dazu. Er hatte sein Gesicht der Treppe zugewandt. Ich folgte seinem Blick und konnte nur mit großer Willensanstrengung einen Ausruf des Schreckens unterdrücken.  
      Durch die schmale Öffnung, die in der Treppe entstanden war, war mit halbem Körper bereits ein großes Krokodil gekrochen. Es befand sich höchstens noch zwei Meter von dem reglosen Chinesen entfernt, hatte aber seinen Kopf auf uns gerichtet. Vielleicht waren wir dem Tier durch unsere Bewegungen aufgefallen. Vielleicht schien ihm lebende Beute lieber als ein regloser Körper.  
      Hinter dem ersten Krokodil erschien ein zweites, das sich mit langsamen, täppischen Bewegungen neben das erste schob. Wir waren wehrlos, wenn es den Tieren einfallen sollte, in den Kellerraum zu kommen und uns zu packen.  
      Doch nein, wir hatten ja unsere Pistolen, die hinter uns lagen. Schnell flüsterte ich dem Colonel zu: „Unsere Waffen! Selbst wenn wir nicht treffen, werden wir die Tiere durch den Knall der Schüsse vertreiben. Vorsichtig! Keine zu hastigen Bewegungen! Das erste Krokodil kommt näher!"  
      Fuß vor Fuß setzte das eine Tier. Die Bewegungen sahen ungeschickt aus. Woran man alles denken kann, obwohl man sich in Lebensgefahr befindet. Der Alligator schien sehr mißtrauisch und um die eigene Sicherheit besorgt. Aber die Freßgier schien alle Bedenken zu besiegen.  
      Es war ein großes Tier. Sachlich stellte ich bei mir fest, daß ich ihm am nächsten lag, daß es mich also zuerst packen würde.  
      „Die Waffen liegen an Ihrer linken Seite, Herr Colonel!" rief ich etwas lauter als vorhin. „Machen Sie schnell! Und seien Sie vorsichtig!"  
      Tumbac hatte sich ein Stück den Waffen zugeschoben. Sofort kam das Tier näher. Da unterbrach
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