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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon
Autoren: Hans Warren
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Entsetzliche Tatsache sein? Aber wie?! Wenn er von einem Krokodil gepackt und fortgerissen worden war, konnte man mir doch kein Beweisstück mehr herzeigen!  
      Wir wurden durch einen dunklen Gang geschleppt, der nur spärlich durch den Schein einer Taschenlampe erhellt wurde, mit der einer der Chinesen, die am Tische gesessen hatten, uns voranschritt.  
      Wir kamen in einen neuen Teil der unterirdischen Gänge, den wir noch nicht kannten. Die Baulichkeiten schienen sich früher bedeutend weiter ausgedehnt zu haben, als heute das Restaurant Kü-Mangs reichte.  
      Der Gang mündete in einen quadratischen Raum von fünf Meter Wandlänge. In der Mitte gähnte ein rundes Loch von zwei Meter Durchmesser. Der Chinese trat dicht heran, leuchtete in die Tiefe und sagte befriedigt:  
      „Kommen Sie, meine Herren! Es ist noch etwas zu sehen!"  
      Die Füße wurden mir schwach. Als ich in die Tiefe blicken konnte, war es mir nur mit größter Willensanstrengung möglich, einen Schrei des Entsetzens zu unterdrücken. Vier Meter unter mir blinkte eine trübe Wasserfläche. Auf dem Wasser schwamm ein Tropenhelm — Rolfs Helm. Ich erkannte ihn sofort. Daneben ein ausgerissener Ärmel aus Rolfs Jackett.  
      Wenn mich die beiden Chinesen nicht gehalten hätten, wäre ich unweigerlich zusammengesunken.  
      Da geriet das Wasser plötzlich in Bewegung. Ein schuppiger Kopf tauchte auf, spielte mit dem Tropenhelm und dem Jackettärmel und verschwand wieder.  
      „Nun?" fragte der Chinese nur.  
      Auf einen Wink des Anführers der Gruppe wurden wir zurück geschleppt. Auf dem Wege dahin murmelte der Colonel:  
      „Also wirklich! Entsetzlich!"  
      Wir wurden wieder auf die Stühle gesetzt. Pongo und Lorry wurden zum Zwecke der gleichen Besichtigung hinausgetragen.  
      Ich war so niedergeschmettert, daß ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ich warf wütende Blicke auf die Chinesen. Aber das nützte ja alles nichts mehr. Rolf war nicht mehr unter den Lebenden.  
      Mein besonderer Haß galt dem großen Chinesen, der am Tische neben dem Sprecher saß. Er hatte die Halbmaske vor, die einen großen Teil des Gesichtes verdeckte: Ihn blickte ich besonders wütend an. Ich schaute ihm gerade in die Augen. Da bemerkte ich, daß mich auch die Augen des großen Chinesen anblickten — durch die Sehschlitze hindurch. Aber nicht gehässig, sondern eher mit einem gewissen Frohlocken. Natürlich kann das täuschen, wenn man die Augen, nur die Augen eines Menschen sieht, umrahmt von schwarzem Tuch, das nicht einmal die Formen des Gesichtes zu erkennen gibt, sondern herunterhängt.  
      Die Augen des großen Chinesen schienen mir zu winken, mir zuzulächeln. Mir wurde ungemütlich zumute.  
      Da erhob sich die hohe Gestalt und schritt auf die Tür zu, die in den Gang führte, durch den Lorry und Pongo nach uns geschleppt worden waren.  
      Der große Chinese ging an einem kleinen Tisch vorbei, auf dem die vier Diener, die uns bewachten, die Marterinstrumente niedergelegt hatten. Mit einer unheimlich schnellen Bewegung nahm er eine der dort liegenden Zangen fort  
      Zwei der Chinesen am Tisch riefen ihrem Landsmann ein paar Worte nach. Er machte nur eine abwehrende Handbewegung und war bereits im Gang verschwunden.  
      Die Handbewegung kam mir so bekannt vor! Mich durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag. Sie war eine Angewohnheit Rolfs, über die wir uns gemeinsam oft amüsiert hatten. Er wandte sie stets an, wenn er über eine Schwierigkeit hinwegkommen wollte. Einen „Wischer" nannten wir die Bewegung, wenn wir unter uns waren. Aus welchem Grunde hatte mir der Chinese mit den Augen zugelächelt, als er den Raum verließ? In diesem Blick lag alles andere als Hohn!  
      Das war doch der Chinese, der Rolf im Ringkampf überwältigt hatte, wie der Sprecher erwähnt hatte!  
      Was wollte er jetzt mit der Zange? Pongo oder Lorry foltern? Ich kam in meinen Gedanken nicht klar. Wahrscheinlich hatte mich der Beweis, daß Rolf nicht mehr lebte, völlig durcheinandergebracht.  
      Meine Gedanken schweiften von dem Chinesen fort zu Rolf. Es war ganz richtig, daß die Chinesen uns den Krokodilen zum Fraße übergeben wollten! Was sollte ich noch auf der Welt, wenn mein Freund tot war?! Rolf würde mir immer fehlen! Da war das Urteil der Chinesen schon die beste Lösung! So folgte ich meinem Freunde also bald auf ähnliche Weise in die „ewigen Jagdgründe".  
      Neben mir stöhnte der Colonel
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