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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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KAPITEL 1
    Es fing alles mit meinem fehlenden Jungfernhäutchen an.
    Eine Woche vor meinem achtundzwanzigsten Geburtstag beschloss ich, mich selbst mithilfe eines Silikondildos zu entjungfern, der mit einer Schicht aus zweiprozentigem Lidocaingel eingeschmiert war.
    Silikondildos sind am besten. Fest, glatt, leicht zu reinigen, und vor allem lassen sie sich in Wasser kochen. Wir Chinesen lieben es, Dinge abzukochen. Unsere Essstäbchen, unsere Teetassen, unsere Töpfe und Pfannen und ganz besonders unser Trinkwasser. Nichts gelangt in unseren Körper, ohne zuerst in Wasser abgekocht worden zu sein.
    Silikondildos sind zudem die ideale Wahl für Allergiker.
    Ich habe viele Allergien. Abgesehen davon gefiel mir die Vorstellung nicht, einen Unfallarzt zu bitten, Glasscherben aus meiner Vagina zu entfernen. Und wie die Verkäuferin sagte, wären Glasdildos »alles andere als ideal« für meine gegenwärtigen Absichten.
    Ich wählte einen purpurfarbenen Dildo mittlerer Größe mit ausgestelltem Sockel, der ihn handlicher machte. Da er nicht an einem Männerkörper angebracht war, hielt ich es für ratsam, ihn fest im Griff zu haben. Nicht dass er irgendwohin hätte verschwinden können außer da wieder raus, wo er auch reingekommen war, aber trotzdem.
    Und wie alles andere auch war er »Made in China«. Eine Tatsache, die meine Eltern gewiss zu schätzen wüssten. Sie mögen alles, was in der Heimat hergestellt wurde.
    Ich nannte meinen Dildo Mr Happy. Das schien mir ein angemessener Name für etwas, das das Privileg genießen sollte, die Ehre meiner Familie zu zerstören, welche ich beinahe drei Jahrzehnte lang gehorsam zwischen meinen Beinen aufrechterhalten hatte.
    Die Existenz dieser unberührten Membran ließ jeden amerikanischen Jungen die Flucht ergreifen, vor allem wenn ich ihm sagte, dass wir erst dann miteinander schlafen könnten, wenn wir verheiratet wären. Da mich niemand beim dritten Date heiraten wollte, war mein Beharren auf einem intakten Jungfernhäutchen meinem Liebesleben alles andere als zuträglich. Wären meine Eltern und ich in Hongkong geblieben, wäre es kein so großes Problem gewesen. Traditionsbewusste Chinesen missbilligen vorehelichen Sex.
    Doch wir waren nicht in China. Wir lebten in der Heimatstadt der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz, die »San Franciscos Wertvorstellungen seit 1979 definierten«. Wir lebten im goldenen Staat Kalifornien, der die zweithöchste Rate schwangerer Teenager aufzuweisen hatte. Wir lebten in den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land von Girls Gone Wild , in dem dieser dünne Gewebefetzen keiner Familie ein zusätzliches Stück Vieh einbrachte. Stattdessen sorgte er dafür, dass ich meine Freitag- und Samstagabende zu Hause verbrachte.
    Als ich also Chip kennenlernte, beschloss ich, mich der Ausschweifung und dem Laster anzupassen, auf amerikanische Art und Weise in verbotene Früchte zu beißen. Nicht weil Chip Mr Right war, sondern weil er zufälligerweise Mr There-At-The-Right-Time war. Allerdings gab es da ein Problem: meinen Vater.
    »Du kommt heute Abend nicht nach Hause, Fiona?«
    »Wichtiges Projekt. Das ganze Büro schlägt sich die Nacht um die Ohren.«
    »Okay. Arbeite fleißig.«
    Und der Sünde stand nichts mehr im Weg.
    Gott sei Dank haben die Chinesen nichts für Ehrenmorde übrig – wenigstens würde man mich nicht auf den Dorfplatz schleppen und steinigen, erstechen oder in Brand stecken. Ich hatte Glück.
    Es würde lediglich meine Mutter zum Weinen bringen.
    Leider war mein Jungfernhäutchen anderer Meinung. Das Dutzend Kondome, das ich gekauft hatte, lag unbenutzt auf dem Nachttisch, neben einer Packung der Pille danach. Hosenträger und Gürtel für mich! Ich bin eine Frau, die sich lieber doppelt versichert. Doch meine Sicherheitsmaßnahmen erwiesen sich als unnötig, denn mein Jungfernhäutchen wollte sich einfach nicht zerstören, zerstoßen, vernichten lassen. Sein Widerstand gegenüber Chips dreimaligen Versuchen war nicht zwecklos gewesen. Das Ganze führte dazu, dass er im Dunkeln vor sich hin winselte. Und ich mich in Dr. Ngs Behandlungszimmer wiederfand.
    »Sein Zipfel ist aus mir rausgehüpft, als hätte ich da unten ein Trampolin. Ich muss ein ganz schön widerstandsfähiges Jungfernhäutchen haben. Vielleicht sollten Sie es aufschneiden. Das können Sie doch, oder?«, fragte ich. Ich lag mit dem Rücken auf dem mit Papier bedeckten Operationstisch und zählte die kleinen Löcher in den Deckenkacheln, während Dr. Ng
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