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Satanica

Satanica

Titel: Satanica
Autoren: Jason Dark
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Der Dealer fiel wie ein Bündel Lumpen zwischen die alten Mülltonnen.
    Dabei riß er eine von ihnen so unglücklich um, daß der Mann von dem herausquellenden Abfall begraben wurde.
    Perry Brixton rieb seinen rechten Handknöchel. Der Schlag hatte auch ihm weh getan, aber es hatte sein müssen, denn Koko – so hieß der Dealer – hatte schon zu viele Opfer auf dem Gewissen. Er war einer der großen Stoffverkäufer gewesen, hatte seine Geschäfte mit all den Unglücklichen, den Süchtigen, gemacht. Doch gefaßt oder bestraft hatte man ihn bisher nicht.
    Bis zu dieser Nacht.
    Da war ihm Brixton auf den Fersen gewesen, hatte ihn beim Verkauf beobachtet und fotografiert, ihn verfolgt und letztendlich in diesen Hinterhof getrieben, wo er ihn hatte stellen können. Es war Koko nicht mal gelungen, sich großartig zu wehren. Mit einem Tritt hatte er es versucht, mehr nicht. Dann war er von dem mörderischen Fausthieb erwischt und zwischen die Tonnen an der Wand geschleudert worden.
    Dort lag er jetzt. Nur seine Beine waren zu sehen. An deren Haltung erkannte Perry, daß Koko auf dem Bauch lag, begraben von stinkenden Abfällen, alten Lumpen, feuchtem Papier und anderen undefinierbaren Dingen.
    Es war dunkel in diesem Geviert, auch eng. Licht mußte man sich denken. Eine dicke Wolkenschicht verhüllte den Himmel. Nur hin und wieder ließ sie den abnehmenden Mond sehen, der blaß aus dem Dunkel hervorglotzte.
    Sekundenlang hatte sich Koko nicht gerührt und auch nicht gemeldet. Er stand sicherlich unter Schock. Vielleicht war er auch k.o. gegangen, das war alles möglich, denn der Dealer gehörte nicht eben zu den Leuten mit Nehmerqualitäten.
    Die Zeit des Schocks ging vorbei. Der Abfall bewegte sich, weil sich auch Koko bewegte, und er fing an zu jammern. Die Laute hörten sich dumpf an.
    »Komm hoch!« befahl Perry.
    Koko blieb liegen.
    Brixton ärgerte sich. »Hast du nicht gehört, verdammt? Du sollst hochkommen.«
    Der Dealer bewegte sich. Jetzt heftiger. Er räumte auch den Abfall zur Seite. Dabei fluchte er, spuckte und würgte. Sein Kopf war zuerst zu sehen. Er trug noch immer die dunkle Strickmütze. In seinem Gesicht klebten die feuchten Reste, die er mit dem Handrücken abwischte.
    Er kniete sich mühsam hin und starrte zu Perry hoch. Der Streetworker stand vor ihm, winkte mit der rechten Hand und forderte Koko so auf, endlich aufzustehen.
    Der Dealer spie vor Perrys Füße. Brixton nahm ihm dies nicht arg übel.
    Wer wußte schon, was im Mund des Dealers gesteckt hatte? Bestimmt keine Süßigkeiten.
    »Willst du nicht aufstehen?«
    »Scheiße!« keuchte Koko. »Verdammte Scheiße!« Er hatte Mühe mit dem Sprechen. »Du hast mir irgendwas gebrochen, du Schwein! Ich kann – ich kann kaum reden.«
    »Ich werde es schon verstehen. Und du wirst mir viel zu sagen haben. Du wirst singen wie eine Nachtigall, das kann ich dir versprechen.«
    »Leck mich!«
    »Nein, keinen Gefallen.«
    Koko fluchte wieder. Er stand tatsächlich auf. Er trug einen schwarzen Anzug und darunter ein schwarzes Hemd. Nun klebte jedoch ein Querschnitt des Inhalts aus der Abfalltonne auf seinen Kleidern, und das war nicht gerade eine erhebende Dekoration. Der Treffer hatte Koko tatsächlich weh getan. Er konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten. Wie ein Rohr im Wind schwankte er, aber er dachte auch an den Schmutz an der Kleidung und wischte ihn mit beiden Händen weg so gut wie möglich.
    Perry Brixton nutzte die Gunst des Augenblicks. Koko würde versuchen, die Flucht zu ergreifen, sobald er sich wieder in der Lage dazu sah. Er war hinterlistig, schlau, gerissen, einer, der nie aufgab und stets versuchte, seine Chancen zu nutzen. Er wiegte andere in Sicherheit und war durchaus mit einem gewissen Charme gesegnet. Das alles interessierte den Streetworker nicht, der sich mit den Armen des Mannes beschäftigte, sie nach hinten zerrte und ihm Handschellen anzulegen versuchte. Mit Erfolg. Der Dealer mußte es geschehen lassen.
    »Das wirst du bereuen, Brixton, ich schwöre es dir.«
    »Ich weiß.«
    »Nimm es nicht zu leicht!«
    Perry stieß Koko in den Rücken. »Wir werden uns jetzt auf den Weg machen. Ich habe mir eine wunderbare Übernachtungsmöglichkeit für dich ausgesucht. Du wirst begeistert sein, denn dort hast du deine Ruhe. Und wenn du ganz brav bist, darfst du dich auch waschen. Alles andere kannst du vergessen. Vor allen Dingen deinen verdammten Stoff.«
    Koko blieb stehen. Nach dem zweiten Stoß ging er zwar wieder los, aber er
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