Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
aufgetaucht. Ich erwartete in der nächsten Sekunde seinen Sprung, der Rolf niederreißen würde. Aber gerade, als ich die Pistole erhob, erklang ein leiser, melodischer Pfiff — und Matsu verschwand im Dunkel des Ganges.  
      „Das geht einem aber langsam auf die Nerven!" meinte Harris. „Was bezwecken die Gegner damit, daß sie den Tiger stets im letzten Augenblick zurückrufen?"  
      „Sie wollen wohl unsere Nerven erschüttern," meinte Rolf grimmig. „Aber das soll ihnen nicht gelingen! Sind Sie dabei, Herr Harris, wenn wir jetzt kurzerhand kehrtmachen und die Bande in ihren Schlupfwinkeln aufspüren? Das wird Tippu Nega kaum erwarten. Vielleicht gelingt uns ein Überraschungssieg!"  
      „Ich gehe mit, Herr Torring!" rief Harris bewundernd. „Ein guter Gedanke! Die Bande wird an den Fallen aufpassen, ob wir hineingehen, und sehr erstaunt sein, wenn wir von der anderen Seite kommen. Jetzt wäre es im Gang vielleicht auch zu gefährlich. Matsu kann dort auf der Lauer liegen. So nahe war mir ein Tiger in Freiheit noch nie. Ein Glück, daß er seinem Wärter auf den Pfiff gehorcht!'  
      Rolf nickte dem Inspektor lächelnd zu, dann schritt er uns voraus, quer über den Hof, auf das große Tor des Tempels zu. Es hatte wenig Zweck, sich verbergen zu wollen. Wir konnten sicher sein, daß viele Augenpaare aus Spalten und Rissen im alten Gemäuer uns beobachteten.  
      Vielleicht lagen auch schon einige Blasrohre bereit, um uns vergiftete Bolzen, gegen die wir uns nicht wehren konnten, in die Haut zu jagen.  
      Unsere Pistolen hielten wir schußbereit in den Händen. Wenn sich ein Inder sehen lassen würde, käme er nicht lebend aus dem Schußbereich unserer Waffen.  
      Eine merkwürdige Ruhe und Entschlossenheit war über mich gekommen. Meinen Gefährten ging es wohl ebenso. Die Gesichtszüge verrieten es.  
      Unbekümmert schritt Rolf auf den Eingang des Tempels zu, zog mit dem Fuß die breite Bronzetür weiter auf, spähte einige Sekunden ins Innere des weiten Raumes und schritt dann hinein.  
      Ich folgte ihm auf dem, Fuße, ließ meine Blicke, kaum daß ich die breite Steinschwelle überschritten hatte, nach beiden Seiten gehen und trat erst weiter vor, als ich nichts Verdächtiges bemerkte.  
      In der Mitte des Raumes blieb Rolf stehen und blickte in die Runde. Ich wußte, daß er die versteckten Räume suchte, in denen sich Tippu Nega mit seinen Leuten aufhalten konnte.  
      Pongo und Harris traten neben uns. So standen wir, auf uns allein angewiesen, mitten im großen Raume, der voller Gefahren war, die wir nicht kannten.  
      „Ich vermute, daß sich der Eingang zu den unterirdischen Räumen hinter dem großen Steinblock befindet, auf dem Pongo und Maha gelähmt saßen," meinte Rolf leise zu uns. „Wir wollen wieder kurzen Abstand einhalten! Vorsichtig und leise!"  
      Rolf war wieder der Alte. Behutsam schlich er voraus, prüfte genau den Boden, blickte oft zur hohen Decke, betrachtete forschend jeden Riss der nahen Wand.  
      Wir kamen an dem großen Steinblock vorbei. Rolf ging auf einen schweren Vorhang zu, der den Raum hier abschloss, wandte sich aber plötzlich nach links und zog in einem der mächtigen Pfeiler, die das Dach des Tempels trugen, eine kleine Tür auf, die kunstvoll mit Steinplatten bekleidet war.  
      „Sie stand ein wenig offen," raunte er uns zu, „sonst hätte ich sie kaum entdeckt. Da unten wird heftig gesprochen. Ich glaube, Tippu Nega hat die Nerven verloren, der Kühle, Unberechenbare und Beherrschte. Leise!"  
      Eine schmale, steile Steintreppe führte hinunter. Rolf legte, sich noch einmal umwendend, die Finger auf die Lippen, schlüpfte durch die schmale Tür und stieg langsam die Treppe hinunter.  
      Ich ließ Harris und Pongo vorbei, um — wie immer — die Nachhut zu übernehmen. Rolf hatte mich längst überzeugt, daß der Schlussmann ebenso wichtig ist wie der Anführer. Es war leicht möglich, daß ein versteckter Inder uns gesehen hatte und daß bald ein ganzes Rudel Inder hinter uns herkam. Dann mußte ich ihnen als erster Widerstand bieten.  
      Je tiefer wir hinunterstiegen, um so lauter wurde das Stimmengewirr. Deutlich konnte ich Tippu Negas scharfes Organ heraushören, der offenbar immer noch in Wut und Zorn sprach.  
      Ein Zwist unter den Verbündeten konnte uns nur angenehm sein. Die Überraschung durch uns würde dadurch um so größer sein. Tippu Nega sollte heute unbedingt seine Strafe ereilen!  
      Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher