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Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
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wollten. Jetzt habe ich selber unter den gleichen Umständen die primitivste Vorsicht außer acht gelassen. Nun können wir sehen, wie wir hier wieder herauskommen."  
      „Ihren Humor verlieren Sie wohl nie?!" bewunderte der Inspektor meinen Freund. „Ich danke für die Bescherung! Kaum sitzen Sie in einer soliden Falle, lachen Sie wieder und reißen Witze über das Hinausgelangen. Meinen Sie, daß wir lange hier aushalten müssen?"  
      Des Inspektors Zweifel war durchaus berechtigt. Der Schein unserer Lampen glitt über die Wände des Gefängnisses hin, die aus riesigen Quadern gebildet waren. Die Fugen waren so schmal, daß wohl kaum eine Messerschneide hineingepasst hätte.  
      „Ich denke doch, daß wir wieder hinauskommen,' sagte Rolf ruhig. „Es ist nicht das erste Mal, daß wir in ähnlichen Fallen sitzen. Immer haben wir noch eine Möglichkeit gefunden, uns zu befreien. Und wenn wir uns nicht selbst schnell genug hinausfinden, wird sicher Tippu Nega kommen, um uns zu holen. Er stand uns schon einmal im Gefängnis gegenüber."  
      „Ich ziehe es entschieden vor, wenn wir uns selbst befreien können," murmelte ich.  
      Rolf war schon dabei, Möglichkeiten für ein Entkommen zu suchen.  
      „An den Wänden kann ich nichts Auffälliges entdecken," sagte er. „Also müssen wir es mit der Decke probieren. Zum Schluss bleibt noch immer der Boden. Vielleicht liegt noch ein Raum unter dem Kerker hier."  
      Er hatte seine Lampe empor gerichtet und ließ den grellen Schein über die Decke wandern. Aber die Falltür war so exakt eingefügt, daß wir nicht einmal ihre Fugen erkennen konnten.  
      „Da wird nichts zu machen sein," meinte Harris. „Anscheinend sind durch Federn Riegel vorgeschnappt, die sich von hier unten sicher nicht zurückschieben lassen. Also probieren wir es einmal mit dem Boden!"  
      Der Inspektor suchte mit seiner Taschenlampe aufmerksam Schritt für Schritt den Boden ab. Wir beteiligten uns daran. Dabei fragte ich Rolf:  
      „Ist es dir wenigstens noch geglückt, Pongo den Dorn herauszuziehen? Dann könnten wir berechtigte Hoffnung haben, hier bald herauszukommen."  
      „Ich kann es nicht sagen," meinte Rolf. „Ich möchte keine trügerischen Hoffnungen erwecken. Es war mir allerdings, als hätte ich ihn ergriffen, da fielen wir aber schon hinunter."  
      „Sehr schade," sagte ich betrübt, denn trotz unseres eifrigen Suchens fanden wir keine Spalten oder Fugen im Boden, die uns einen verborgenen Ausgang gezeigt hätten.  
      Auch der Inspektor richtete sich auf und meinte schulterzuckend: „Nichts zu finden! Wir müssen uns wohl doch auf einen längeren Aufenthalt hier unten einrichten — wenn uns nicht Tippu Nega bald herausholt. Das dürfte dann nicht sehr vergnüglich sein!"  
      „Still!" rief Rolf plötzlich leise, aber scharf. „Ich höre eine Stimme. Ja, es ist Tippu Nega!"  
      Schnell traten wir zu Rolf. Tatsächlich erklang an dieser Stelle von irgendwoher eine Stimme, in der ich jetzt auch den kalten, grausamen Ton Tippu Negas erkannte. Tippu Nega sprach sehr aufgeregt, aber hart und beherrscht.  
      Tippu Nega bediente sich der Hindusprache. Wenn wir sie auch recht gut beherrschten, sprach unser Feind doch so rasch, daß ich den Sinn nicht erfassen konnte. Aber ich verstand Wörter, die mir sehr zu denken gaben, wie „Aufstand", „Geschütz", „Munitionsmagazin" und „Kriegsschiffe".  
      Zufällig blickte ich Inspektor Harris an und sah sein Gesicht in höchster Spannung. Er lebte seit vielen Jahren in Indien und hatte wohl die Rede unseres Gegners Wort für Wort verstanden.  
      Wenigstens zwanzig Minuten sprach Tippu Nega, dann schwieg er, und Rolf fragte schnell:  
      „Ich habe nur wenige Brocken der Rede verstehen können, Herr Harris, aber die sagten mir genug. Tippu Nega will einen baldigen Aufstand gegen die Engländer entfesseln. Stimmt das?"  
      „Ja, es stimmt!" sagte der Inspektor grimmig. „Es ist sogar schlimmer, als ich mir hätte träumen lassen. Alles ist bis ins letzte vorbereitet, die Rollen sind gut verteilt, und ich kann wirklich nicht voraussehen, ob England siegreich sein wird, wenn Tippu Nega den kühnen, genial durchdachten Plan verwirklichen kann. Schade, er hat die Namen der wichtigsten Führer nicht genannt, aber ungefähr kann ich mir denken, wer sie sind. Herr Torring, wir müssen unbedingt versuchen, möglichst schnell aus der Falle zu entweichen. Es gibt sonst einen Aufstand, der
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