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Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
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uns in Madras Tippu Nega." (Siehe Band 61 bis 65.)  
      «An Tippu Nega dachte ich," sagte Rolf gewichtig. "Er würde sich auf keinen Fall scheuen, Hunderte von Menschen zu opfern, wenn er uns dadurch umbringen könnte. Er hat gute Verbindungen, hat jetzt noch viele fanatische Anhänger, und solange er in Freiheit ist, sind wir unseres Lebens nicht sicher."  
      „Er wird uns über die ganze Erde verfolgen," stimmte ich zu. „Wir hätten vielleicht in Madras bleiben sollen, bis wir ihn hätten fangen können. Dann wäre unsere Reise durch Indien genußreicher und ungefährlicher gewesen. Es wäre entsetzlich, wenn das Eisenbahnunglück absichtlich herbeigeführt worden wäre, nur um uns zu vernichten!"  
      „Ich hörte durch den Chefarzt, daß kürzlich ein Detektiv-Inspektor nach Gulbargha kommandiert worden ist, der sehr tüchtig sein soll: Inspektor Harris, der aus Kalkutta hierher versetzt worden ist, angeblich eine Strafversetzung! Der Chefarzt wollte Harris mitteilen, daß wir uns unter den Verletzten befinden; vielleicht besucht er uns, dann werde ich ihm unsere Vermutung mitteilen."  
      Ich fühlte einen Schwächeanfall und lehnte mich in die Kissen zurück. Mit geschlossenen Augen dachte ich an die Zeit in Madras zurück, an die rasche Überführung Haider Negas und den gefährlichen Kampf mit seinem Vetter Tippu Nega, der mit der Gefangennahme der meisten seiner Anhänger endete. Nur Tippu Nega selbst, der fanatische, grausame und rachsüchtige Inder, dessen Ahnen einst über die Präsidentschaft Madras geherrscht hatten, war entflohen.  
      Er hatte Grund, uns zu hassen. Wie furchtbar er in seinem Haß sein konnte, hatten wir an dem englischen Major erlebt, den er durch seinen Tiger hatte fangen lassen und lange Zeit in einem düsteren Keller bis zur Opferung an einem hohen Festtage aufhob. (Siehe Band 65.)  
      Tippu Nega war es zuzutrauen, daß er den Zug zur Entgleisung kommen ließ, in dem er uns wußte; nur hätte es seiner Rachsucht vielleicht nicht genügt, wenn wir bei dem Unglück einen schnellen Tod gefunden hätten. Das war der einzige Punkt, der mir gegen seine Täterschaft zu sprechen schien, wenn es sich wirklich um ein Attentat handeln sollte.  
      Mein Schwächeanfall gab sich bald. Ich wollte gerade mit Rolf über meine Vermutung sprechen, da sah ich neben seinem Bett einen Mann stehen, der völlig geräuschlos herangekommen sein mußte,  
      „Inspektor Harris," stellte er sich höflich vor, indem er auch mir eine Verbeugung machte. „Ich freue mich, die Herren kennenzulernen, und bedauere nur, daß die Veranlassung so traurig ist"  
      „Auch ich hätte einen anderen Anlaß unserer Bekanntschaft vorgezogen," erwiderte Rolf. „Haben Sie schon herausbekommen, Herr Inspektor, ob es sich tatsächlich um ein Attentat handelt und wie es verübt wurde?"  
      „Das Gerücht hat sich schnell verbreitet," meinte Harris etwas ärgerlich, „aber es stimmt leider. Nur haben sich die Täter verrechnet, sie haben die Schienen zu nahe der Stadt gelockert; der Zug hatte seine Geschwindigkeit bereits bedeutend herabgedrückt. So war das Unglück erträglich. Offenbar war es auf eine Plünderung der verunglückten Passagiere abgesehen. Zufällig übte eine Abteilung der freiwilligen Miliz in der Nähe und eilte sofort herbei, als die ersten Wagen umkippten. Die Leute behaupteten, daß sie mehrere Inder hätten flüchten sehen. Also haben wir es offenbar mit einem Sabotageakt von Fanatikern zu tun."  
      „Jetzt ist mir ein Punkt klargeworden, Rolf, über den ich bisher vergeblich grübelte," rief ich. „Tippu Negas Rachedurst wäre nicht befriedigt gewesen, wenn wir bei dem Unglück einen schnellen Tod gefunden hätten. Deshalb wurde der Zug erst zur Entgleisung gebracht, als er langsamer fuhr. In der allgemeinen Aufregung hätte er uns unbemerkt fortschleppen können."  
      „Stimmt!" bestätigte Rolf.  
      „Vor allem müssen wir sehen, daß wir ihn fangen," sagte ich, „erst dann sind wir sicher."  
      „Sie denken an einen Racheakt Tippu Negas, den Sie in Madras überführt haben und der entfloh?" rief der Inspektor erstaunt. „Sie mögen recht haben, meine Herren. Seit ungefähr vierzehn Tagen gärt es bedenklich unter der Bevölkerung. Mag sein, daß sich Tippu Nega hier verborgen hält und Unzufriedenheit verbreitet. Durch die Zeitung erfuhr er, daß Sie mit dem Zuge hier durchkommen, und wollte Sie durch das Attentat in seine Gewalt bringen. Er soll
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