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Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
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Wände des Flurs, damit wir nicht versehentlich mit ihnen in Berührung kämen. Dann wollte er auf den Diener zugehen.  
      Im gleichen Augenblick sah ich eine kaum wahrnehmbare Bewegung unter dem Gewande des Reglosen. Es war nicht der atmende Brustkorb des Inders, sondern eine rasche Bewegung des Stoffes, die mir verdächtig vorkam.  
      „Achtung, Rolf!" rief ich. „Der Diener trägt unter seinem Gewand auf der Brust etwas Verdächtiges. Ich habe eine Bewegung der Seide bemerkt."  
      „Dann rechnete Tippu Nega damit, daß der Inspektor nach dem Herzen seines Dieners fühlen würde," meinte Rolf. „Unter dem Gewand läßt sich allerlei verbergen."  
      Behutsam schob er mit der Spitze seines Messers den Seidenstoff zur Seite. Im nächsten Augenblick zuckte er zurück und schlug mit dem Messer zu. Auf dem dicken Läufer wand sich eine dunkle Schlange, der Rolf mit seinem schnellen, sicheren Hieb den Kopf vom Rumpf getrennt hatte.  
      Mit Entsetzen erkannte ich, daß es eine Krait war, die Giftschlange Indiens, die neben der Kobra als die gefährlichste gilt.  
      Unser Gegner hatte sie auf der Brust des Dieners versteckt, den er wohl durch ein Gift in den teilnahmslosen Zustand versetzt hatte. Wenn Rolf nicht durch meinen Zuruf gewarnt worden wäre und den Diener mit den bloßen Händen angerührt hätte, wäre er mit Sicherheit gebissen worden.  
      „Pfui Teufel!" flüsterte Harris und fuhr sich mit der flachen Hand über den Kopf. „Grauenhaft! Was mag er mit Ari gemacht haben? Der arme Kerl scheint entsetzlich zu leiden."  
      „Das werden wir gleich sehen," sagte Rolf ruhig. „Ich glaube zu ahnen, was ihm passiert ist. Nur möchte ich immer noch sehr vorsichtig sein, da es möglich ist, daß Tippu Nega weitere Kraits in den Gewändern des Unglücklichen verborgen hat."  
      Rolf untersuchte mit seinem Messer das faltenreiche Gewand des Dieners. Aber unser Gegner schien sich auf die eine Krait verlassen zu haben, wohl auch auf die kleine blitzende Röhre, die mit dem Faden in Verbindung gestanden hatte. Die Röhre mußten wir noch untersuchen, um zu wissen, was es damit für eine Bewandtnis hatte.  
      Rolf winkte uns heran. Wir hoben den Diener, der ganz steif war, empor. Als wir ihm das Obergewand abgestreift hatten, deutete Rolf auf das Rückgrat des Mannes.  
      „Hier steckt ein Dorn, der mit seiner Spitze das Rückenmark getroffen haben muß," erklärte Rolf. „Der Dorn ist mit einem Gift bestrichen, das die Bewegungsnerven lähmt. Der arme Mensch wird meiner Ansicht nach alles sehen und hören, nur kann er sich nicht bewegen, also auch nicht sprechen, um uns zu warnen. "  
      Mit der Geschicklichkeit eines Arztes zog Rolf den langen Dorn heraus. Da lief ein Zucken durch den Leib des Dieners, ein tiefes Stöhnen brach aus seiner Brust, dann bewegte er Arme und Beine, und seine verzerrten Gesichtszüge glätteten sich. Es dauerte eine ganze Weile, bis er versuchte, die Lippen zu Lauten zu formen. Plötzlich sagte er, und man merkte ihm an, welche Anstrengung es für ihn bedeutete, die Wörter richtig zu formen:  
      „Sahib, ich danke Ihnen. Ich kenne das Gift. Es ist schrecklich! Aber ich werde mich rächen. Die Männer, die mich überwältigt haben, erkenne ich bestimmt wieder."  
     
     
     
      3. Kapitel Die unheimliche Ruine  
     
      Inspektor Harris war ehrlich erfreut, als er sah, daß sein treuer Diener sich von Minute zu Minute mehr erholte. Sofort erwachte wieder der Beamte in ihm, und er fragte:  
      „Ari, hast du die Männer, die dich überwältigten, schon vorher einmal in der Stadt gesehen? Wir haben es mit sehr gefährlichen Gegnern zu tun und müssen deshalb besonders vorsichtig sein und alle Möglichkeiten beachten."  
      „Den einen habe ich wiedererkannt," berichtete Ari. „Er ist vor einem Monat hier aufgetaucht und lebt bei dem Färber Garo, der das Haus neben dem alten Tempel bewohnt."  
      „Sehr gut!" rief Harris erfreut. „Einen Anhaltspunkt hätten wir. Diesem Garo habe ich nie recht getraut. Er empfing in der Dunkelheit so viele Besucher. Das machte mich mißtrauisch."  
      „Ari muß uns jetzt vor allem erzählen," schaltete Rolf sich ein, „was aus Pongo und Ihren anderen Dienern geworden ist."  
      „Der schwarze Mann ist mit seinem Tschita schon fortgegangen, ehe die Feinde kamen," erzählte Ari. „Acht Männer tauchten plötzlich hier im Flur auf. Einer trug kostbare Gewänder, sein Gesicht war durch ein Seidentuch
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