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Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
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seidenen Taschentuch über die Stirn.  
      „Die Sache ist ernster, als ich bisher dachte," sagte er gepreßt. „Wir müssen alle Vorsicht anwenden, deren wir fähig sind. Hier wird Mut allein nicht helfen, hier ist List, ja Heimtücke am Platze."  
      Er zog eine Lampe aus der Tasche, schaltete sie ein und nahm sie in die linke Hand. Dann holte er eine kleine Pistole hervor und stieg ruhig die Treppe wieder empor.  
      Jetzt gefiel er mir sehr gut. Ein anderer hätte sich durch den heimtückischen Angriff vielleicht abschrecken lassen, aber Harris schien ein Mann zu sein, der mit der Gefahr wuchs.  
      Er ließ den Schein seiner Lampe über die Veranda wandern, betrachtete den Boden und die Decke genau, dann richtete er den grellen Lichtkegel auf die Eingangstür des Hauses.  
      Nichts Auffälliges war zu sehen, aber Rolf sagte leise:  
      „Nicht unvorsichtig sein, Herr Harris! Fassen Sie die Klinke nicht mit der bloßen Hand an. Es gibt Dornen, die mit einem unangenehmen Gift bestrichen sind."  
      „Stimmt," sagte Harris ruhig. „Sehen Sie den Messingdraht, der einmal um die Klinke gewunden ist und seine spitzen Enden ein kleines Stück emporstreckt? Ich möchte nicht mit der bloßen Hand darauf fassen!"  
      Behutsam streifte er mit Hilfe seines Taschenmessers den Draht ab und legte ihn in sein leeres Zigarettenetui. Dann wandte er sich halb um und meinte.  
      „Der gefährliche Gegner wird nicht mehr allzu viel Zeit gehabt haben. Ich glaube, ich kann die Tür ruhig öffnen. Vielleicht sind innen im Hause noch Vorrichtungen angebracht, die einen Menschen schnell ins Jenseits befördern."  
      Harris gebrauchte die Vorsicht, die Klinke mit dem Griff seines Messers herunterzudrücken, dann trat er zur Seite und stieß die Tür auf.  
      Auch wir waren einen Schritt zur Seite getreten und blickten mit vorgestrecktem Kopf in den Flur, in den Harris den Schein seiner Lampe gerichtet hatte.  
      Mit Mühe unterdrückte ich einen Schreckensruf, während der Inspektor dumpf aufstöhnte. Er wollte vor stürzen, aber Rolf griff schnell zu und hielt ihn fest.  
      „Achtung, Herr Harris! Dahinter steckt sicher eine neue Teufelei!"  
      Mitten auf dem dicken Läufer, der den Flur bedeckte, saß ein Inder in weißem Gewand. Die Arme hatte er weit von sich gestreckt und stützte sich mit den geballten Fäusten auf den Boden. Sein Gesicht war grauenhaft verzerrt, und die Augen waren so verdreht, daß wir die gelblichen Augäpfel sahen.  
      Der Mann lebte aber noch. Mühsam hob und senkte sich seine Brust. Jeder wäre auf den Unglücklichen zugestürzt, um ihm zu helfen, aber Rolf hatte nur zu recht. Wir sollten durch den schrecklichen Anblick veranlaßt werden, die Vorsicht außer acht zu lassen — das hätte sich bitter gerächt!  
      „Herr Torring, das ist Ari, mein treuester Diener. Wir müssen ihm helfen!"  
      Rolf hielt den Arm des Inspektors eisern umklammert.  
      „Selbstverständlich," sagte er, „aber wir dürfen uns dabei nicht in Gefahr bringen. Wir müssen erst entdecken, was dahintersteckt. Wir müssen sehr vorsichtig an Ihren Diener herangehen, Herr Harris. Bleiben Sie, bitte, neben mir!"  
      Auch Rolf zog seine Taschenlampe und ließ den Schein an den Wänden entlangwandern. Da fiel mir ein eigenartiges Blitzen auf, das auf der rechten Wand, direkt neben dem Diener, aufleuchtete.  
      „Achtung, Rolf, dort rechts!" rief ich unterdrückt.  
      Nochmals richtete Rolf den Lampenschein auf den Punkt, dann ging er ganz langsam vor.  
      „Die andere Wand, Boden und Decke beobachten!" rief er dabei über die Schulter zurück.  
      Ich trat neben Harris und schaltete auch meine Lampe ein. Als ich merkte, daß Harris die Hand nach dem Lichtschalter ausstreckte, hielt ich ihn zurück:  
      „Vorsicht, Herr Harris," warnte ich, „denken Sie an den Draht an der Türklinke!"  
      Einen Schritt vor dem Diener blieb Rolf stehen, zog ein grimmiges Gesicht und flüsterte:  
      „Hier ist ein schwarzer Faden gespannt. Ich möchte wetten, daß er mit der kleinen Röhre hier rechts an der Wand in Verbindung steht. Er soll uns keinen Schaden mehr tun!" Damit schnitt er ihn durch.  
      Unwillkürlich hatte ich, während Rolf sprach, meine Aufmerksamkeit auf den Diener gerichtet, der durch keine Bewegung verriet, daß er unser Nahen bemerkt hatte.  
      Rolf bückte sich und legte vorsichtig die beiden Enden des schwarzen Fadens nach rechts und links an die
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