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Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
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stieß gegen Pongo. Die Gefährten waren stehengeblieben. Da flammte Rolfs Taschenlampe auf. Eine Mauer aus mächtigen Quadern schloß den schmalen Gang, in den wir nach dem Passieren der Treppe gekommen waren.  
      In der Mauer mußte es eine versteckte Tür geben. Wir konnten deutlich Tippu Negas Stimme hören; der Fürst sprach jetzt längere Zeit allein.  
      Rolf untersuchte die Mauer, um die verborgene Feder für die Tür zu finden, die den vermuteten Eingang öffnete. Obwohl Tippu Nega sehr schnell sprach, verstand ich doch manches von dem, was er sagte, denn er betonte einzelne Wörter sehr scharf. Schon daran konnten wir seinen Zorn erkennen.  
      Ich war sehr verwundert, denn ich hörte Wörter wie „Versäumnis", „großer Fehler", „sofortige Bestrafung". Da kam mir die Erleuchtung. Tippu Nega verurteilte das Benehmen des Wärters Matsus, der dreimal den Tiger zurückgerufen hatte, und verlangte seine sofortige Bestrafung. Der Schuß, den ich auf den Lauscher auf dem Dach abgegeben hatte, schien gar nicht gehört worden zu sein. Tippu Nega vermutete uns in der Stadt und verließ sich im übrigen auf seine geschickten Fallen. Daß wir ihm so nahe waren, ahnte er auf keinen Fall.  
      „Er wird den Wärter des Tigers sofort bestrafen," flüsterte Harris, als Tippu Nega schwieg. „Wenn wir jetzt überraschend eindringen könnten, würden wir die Bande bestimmt überwältigen."  
      „Endlich!" sagte Rolf gleichzeitig. Wir hörten vor uns ein leises Schnappen, dann wich ein Teil des Mauerwerks langsam zurück.  
      Eine schrille Stimme rief Im gleichen Augenblick ein paar hastige Worte. Man hörte deutlich die Angst heraus. Das war der richtige Augenblick für uns. Rolf schlüpfte durch die enge Öffnung.  
      Eilig folgten wir ihm. Wir befanden uns am Ende eines langen, niedrigen Zimmers, das sein Licht durch schmale Spalten erhielt, die dicht unter der Decke ringsum liefen. Jetzt konnte ich mir erklären, wodurch wir in der Falle vor dem großen Steinblock im Tempel Tippu Negas Sprechen hatten hören können. Die Öffnungen zogen sich wohl unter dem ganzen Tempel hin, um Licht und Luft in die unterirdischen Räume gelangen zu lassen.  
      Vor uns spielte sich eine dramatische Szene ab. Am anderen Ende des Raumes standen mehrere Inder und blickten auf zwei Gestalten, die einander gegenüberstanden. Es waren Tippu Nega und ein hochgewachsener Inder, der Wärter des Tigers Matsu, der sich mit der rechten Hand auf den Kopf seines Schützlings stützte.  
      Er stieß ängstliche Worte hervor, während Tippu Nega vor Zorn raste. Der Fürst duckte sich etwas, plötzlich schnellte seine rechte Hand vor, ein funkelnder Blitz fuhr durch die Luft, und mit dumpfem Gurgeln fiel der Wärter hintenüber. Tippu Negas Dolch hatte ihn durchbohrt.  
      Ehe der Getroffene seinen letzten Atemzug getan hatte, war ihm ein furchtbarer Rächer erstanden. Matsu der mächtige Tiger, stieß ein kurzes Brüllen aus, in dem sich Wut und Schmerz mischten. Im nächsten Augenblick stand er aufrecht vor Tippu Nega, der entsetzt zurück taumelte. Damit hatte der Wütende nicht gerechnet.  
      Nur einen Schritt konnte er zurück tun. Da war der Tiger schon über ihm. Ein Biss, und Tippu Nega stieß ein heiseres Schmerzgeschrei aus. Das Tier hatte Tippu Negas rechten Arm zermalmt. Wieder eine schnelle Bewegung des narbigen Kopfes, ein neuer Biss, und das Schmerzgebrüll des Fürsten erstarb jäh. Matsu hatte dem Mörder seines Herrn die Kehle durchgebissen.  
      „Hände hoch!"  
      Kalt und scharf durchschnitt die Stimme des Inspektors die lähmende Stille, die auf den Überfall Matsus gefolgt war. Unsere Pistolen waren auf die Inder gerichtet. Zögernd gingen die Arme der überraschten hoch. Aber auch wir hatten nicht mit Matsu gerechnet. Wie der Blitz ließ der Tiger von seinem Opfer ab und sprang auf uns zu. Ich sah noch, daß der uns zunächst stehende Inder ein Rohr aus seinem Gewand riß und an die Lippen setzte, dann stand das rasende Raubtier schon vor uns, aufrecht auf den Hinterbeinen, um uns niederzureißen.  
      Aber ehe wir, durch den schnellen Angriff doch überrascht, zielen und abdrücken konnten — vielleicht wäre es schon zu spät gewesen —, sank der Körper des Tigers plötzlich in sich zusammen. Er blieb vor uns sitzen, den Rachen geöffnet, die Augen verdreht, die mächtigen Vorderpranken breit von sich gestemmt.  
      Zwei, drei Schüsse wie Peitschenknalle. Drei Inder brachen
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