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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4
Autoren: David Weber
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.I.
    Schoner Blade und Galeone Guardian, vor der Echsen-Insel, Hankey-Sund
    »Also gut, Mister Nethaul! Bugkanone bereit!«
    »Aye aye, Sir!«
    Zur Bestätigung hob Hairym Nethaul auf seinem Posten auf dem Vorderdeck des Schoners Blade die Hand, während das schlanke Freibeuterschiff mit seinem glatten Deck immer weiter auf seine zukünftige Beute zuhielt. Captain Ekohls Raynair, Kapitän und Teileigner der Blade, stand am Steuerrad und kniff angespannt die braunen Augen zusammen, während er gleichzeitig den Wind und die Stellung seiner Segel im Auge behielt − und auch die dohlaranischen Galeonen, auf die er es abgesehen hatte.
    »Lassen Sie sie einen Viertelstrich vom Wind abfallen«, grollte er, und der Rudergänger nickte.
    »Aye, Cap’n«, erwiderte er und schob dabei das bereits gut zermahlene Päckchen Kaublatt in die andere Backentasche; leise lachte Raynair in sich hinein. Die Flottendisziplin an Bord der Blade ließ wirklich zu wünschen übrig, doch der Captain konnte sich dennoch darauf verlassen, dass alle erforderlichen Aufgaben erledigt wurden. Sein Schoner und er waren siebentausend Meilen von Charis entfernt − und das wäre nur die Strecke gewesen, die eine Wyvern hätte zurückgelegen müssen, um diesen Ort zu erreichen. In Wahrheit war das Schiff mehr als dreimal so weit gefahren. Es war eine wirklich lange Reise, doch das machte Raynair nichts aus. Die Fahrt hierher hatte fast drei Monate gedauert, obwohl die Blade und ihre drei Geleitschiffe wirklich schnell waren, doch auch das machte Raynair nichts aus.
    Nein, was Ekohls Raynair etwas ausmachte, das war, dass er und seine Kollegen aus dem Konsortium von Anfang an recht gehabt hatten. Es schien überdeutlich, dass niemand in Dohlar auch nur im Mindesten vermutet hatte, charisianische Freibeuter könnten derart fern ihrer Heimat tätig sein. Im Laufe des letzten Monats hatten die vier Schoner − Blade, Axe, Cutlass und Dirk − eine regelrechte Schneise in die völlig unvorbereitete Handelsmarine von Dohlar geschlagen, und bislang konnte man mit dem Erfolg dieser Expedition sehr, sehr zufrieden sein.
    Wie überaus freundlich von König Rahnyld, so viel Zeit und Mühe darauf zu verwenden, uns reich zu machen, dachte Raynair, während sein Schiff die Wellen durchschnitt wie die Klinge, nach der man es benannt hatte. Natürlich hatte der König sich das nicht ganz so gedacht. Aber wenn man dumm genug ist, mit Kraken schwimmen zu gehen, dann kann man sich glücklich schätzen, wenn man dabei nur einen Arm oder ein Bein verliert.
    Die Bemühungen Rahnylds IV., aus dem Nichts eine ausgewachsene Handelsmarine aufzubauen, waren zweifellos lobenswert − zumindest aus dohlaranischer Sicht. Raynair sah das anders. Sein Vater und einer seiner Onkel waren Kapitän und Erster Offizier (und ebenfalls Miteigner) eines charisianischen Handelsschiffes gewesen, das vor zwölf Jahren den Golf von Dohlar angesteuert hatte und dort, als es sich gerade der Silkiah-Bucht näherte, mit einer dohlaranischen Kriegsgaleere in Konflikt geraten war. Sie hatten noch nicht einmal einen dohlaranischen Hafen angelaufen − ihre Fracht war für einen Gewürzhändler aus dem Großherzogtum Silkiah bestimmt gewesen −, doch das hatte man nicht als bedeutungsvoll erachtet.
    König Rahnyld hatte beschlossen, die Zufahrt zum Golf von Dohlar, zum Hankey-Sund und zur Silkiah-Bucht müsse untersagt werden. Angefangen hatte er damit, eine Maut für alle Schiffe zu erheben, deren Kurs sie östlich der Dohlar-Untiefe und der dort liegenden Inselgruppe vorbeiführte. Schließlich hatte er sein ›Protektorat‹ bis zur Wal-Insel ausgedehnt, die mehr als eintausend Meilen vor seiner eigenen Küste lag. Zu behaupten, in einem derartig gewaltigen Meeresgebiet Polizei spielen zu können, war nicht nur völlig beispiellos, es war schlichtweg lächerlich. Ebenso wie praktisch alle anderen Seemächte hielt sich Charis beispielsweise an die alte Regel, eine Nation könne Souveränität nur für die Gewässer beanspruchen, die sie auch effektiv kontrollieren konnte − und das auch tat. Das beschränkte sich auch nicht nur darauf, passierenden Handelsschiffen Geld abzunehmen. Zu dieser Kontrolle gehörte auch, gegen Piraten vorzugehen, Navigationsrisiken mit Bojen zu markieren, die Seekarten stets auf dem neuesten Stand zu halten und im Allgemeinen dafür zu sorgen, dass sich alle ›anständig benahmen‹. Und das wiederum bedeutete letztendlich, dass als Territorialgewässer nur das
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