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Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger

Titel: Rolf Torring 071 - Matsu der Tiger
Autoren: Hans Warren
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durchsuchen zu lassen. Wollen wir nicht schnell durch den Gang ins Freie?"  
      „Das dürfte schon zu spät sein!" raunte Rolf und deutete auf die Mauer des Ganges. Deutlich konnten wir von dort schleichende Schritte hören, die nach kurzer Zeit haltmachten und dann zurückgingen.  
      „Jetzt sind die Fallen gestellt," sagte Rolf bedauernd. „Ich war leider zu vorsichtig und nahm an, daß sie dauernd bereit wären. Jetzt müssen wir den Morgen abwarten. Da wird es uns gelingen zu entweichen!"  
      „Vielleicht können wir Tippu Nega noch erwischen," meinte Harris grimmig. „Ich möchte gern durch einen einzigen Schuß die drohenden Gefahren von der britischen Regierung abwenden."  
      „Es besteht alle Aussicht, daß wir mit den Feinden noch zusammentreffen," sagte Rolf. „Die Durchsuchung des Tempels dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Was hast du?"  
      Ich hatte eine erschrockene Bewegung gemacht. Zufällig hatte ich zum Dach des Tempels emporgeblickt und unmittelbar über uns den Kopf eines Inders gesehen, dessen Augen auf uns herabfunkelten. Das war höchste Gefahr. Ich riß die Pistole heraus und feuerte.  
      Trotz des Schrecks und der Aufregung traf ich gut. Zwar hatte der Inder im letzten Augenblick versucht, seinen Kopf zurückzuziehen, aber meine Kugel war schneller.  
      Der gefährliche Späher schnellte kurz hoch, dann fiel er vornüber und lag still auf dem Rand des Tempeldaches.  
      „Bravo!" sagte Rolf, nachdem er schnell einen Blick empor geworfen hatte. „Vielleicht wären wir jetzt schon erledigt gewesen, wenn du nicht so rasch und geistesgegenwärtig gehandelt hättest. Nun wird es wohl losgehen! Hans, du mußt immer das Dach beobachten, du hast dir dein Kampffeld nun einmal ausgesucht."  
      Es war mir gar nicht angenehm, immer den stillen Kopf da oben zu sehen, dem meine Kugel das Leben genommen hatte, aber ich hatte in berechtigter Notwehr gehandelt  
      Ich durfte meinen Blick nicht einmal abwenden, um schnell über den Hof zu schauen. Ich mußte mich völlig auf meine Gefährten verlassen, daß sie eine von dort nahende Gefahr unbedingt rechtzeitig entdecken würden.  
      Es war sehr wichtig, daß ich das Dach unter ständiger Kontrolle behielt. Im Bruchteil einer Sekunde konnte eine schnelle Hand von oben ein Gefäß herab werfen, das beim Zerspringen ein gefährliches Giftgas entwickelte.  
      Rolf schien im Augenblick das gleiche zu denken, denn er sagte leise:  
      »Aus dieser Ecke müssen wir unbedingt fort. Von oben können wir mit Mitteln angegriffen werden, gegen die wir machtlos sind. Oh, sehr gut! Jetzt haben wir Hoffnung auf Rettung!"  
      Während Rolf noch sprach, war der Morgen angebrochen, schnell und immer wieder fast überraschend, wie es in den Tropen üblich ist. Jetzt konnten wir kaum noch heimtückisch beschlichen werden. Jetzt konnten wir auch Fallen besser erkennen als in der Nacht  
      „Vorwärts," sagte Rolf und erhob sich, „wir müssen durch den gedeckten Gang hindurch. Natürlich werden dort verschiedene Fallen vorhanden sein. Da heißt es eben aufpassen!"  
      Vorsichtig, jeden Fußbreit Boden prüfend, ging Rolf auf eine Lücke des Ganges zu. Wir folgten ihm und spähten dabei aufmerksam nach allen Seiten umher, konnten aber keinen Feind erblicken.  
      Das war unheimlicher, als wenn sie uns angegriffen hätten. Aber sie wollten wohl ihr Leben schonen und verließen sich deshalb auf die Fallen.  
      Für uns hieß es in dem schmalen Gang, auf alles achten, denn wenn Tippu Nega uns, die er so erbittert haßte, den Hof ungehindert überschreiten ließ, mußten die Fallen, die uns in dem Gang erwarteten, so raffiniert sein, daß sie uns mit Sicherheit unschädlich machten.  
      Rolf ging immer vorsichtiger, je näher er der Gangöffnung kam. Wir mußten damit rechnen, daß jederzeit die Mauer des Ganges einfallen und uns unter ihren Trümmern begraben konnte. Auch andere Fallen konnten hier verborgen sein. Wahrscheinlicher war es aber noch, daß wir in eine Falle gerieten, die uns nicht einmal verletzte: wir kannten Tippu Nega und wußten, daß er seine Rachsucht auskosten wollte.  
      Nur noch einen Meter war Rolf von der Öffnung entfernt. Da prallte er zurück und griff nach der Pistole. Ich packte Maha, der neben mir ging, am Halsband und hielt ihn fest, während ich mit der rechten Hand ebenfalls die Pistole aus dem Gurt zog.  
      Aus der Öffnung war lautlos der Kopf des Tigers Matsu
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