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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London
Autoren: A.F.Morland
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Olsons Bar befand sich in einer düsteren Ecke von Soho. Sie war ein heißer Tip für Insider. Wer hübsche Mädchen sehen wollte, wer sich die Ohren mit heißer Musik vollhämmern lassen wollte, der begab sich zu Wallace Olson, denn dort wurde ihm etwas für Auge und Ohr geboten.
    Wem aber nach Anrüchigem war, der mußte sich ins »Pussy Cat«, gleich um die Ecke, begeben, denn in Olsons Bar ging es sauber zu, darauf achtete der Chef persönlich. Niemand durfte seine Girls unsittlich anfassen, wie es im »Pussy Cat« üblich war. Wallace Olson war ein guter, aufmerksamer Schutzengel, und wer sich nicht an seine Vorschriften hielt, der flog in hohem Bogen raus und bekam Lokalverbot.
    Die Mädchen konnten sich auf Wallace Olson verlassen. Sie nannten ihn liebevoll »Papa Olson«, obwohl er erst 35 war. So etwas ist eben keine Frage des Alters. Entweder man hat es, oder man hat es nicht. Wallace Olson war sehr stolz auf sein Vater-Image. Er hegte und pflegte es.
    Ein Gast, der glaubte, sich beim neunten Bier auch einen Griff nach der knackigen Kehrseite des Mädchens, das ihn bediente, erlauben zu dürfen, wurde in diesem Moment eines Besseren belehrt.
    Noch grinste er breit und unverschämt, doch im nächsten Augenblick traf ihn eine Backpfeife, die seine Gesichtszüge entgleisen ließ und ihn beinahe vom Stuhl gerissen hätte. Wut schoß ihm in den Kopf, er wurde knallrot und sprang auf. Noch nie war er von einem Mädchen geohrfeigt worden. Er fand das entwürdigend.
    »Bist du verrückt?« stieß er heiser hervor. »Du kannst mir doch keine runterhauen!«
    »Warum nicht?« gab das Mädchen kühl zurück. Sie wußte, daß sie in diesem Lokal volle Rückendeckung hatte. »Wenn du keine Manieren hast, muß man sie dir eben beibringen.«
    Der Mann schnaubte zornig. »Du freches Luder, was denkst du, wer du bist? Die Königin von Saba, he? Du hast einen zahlenden Gast vor dir!«
    »Wir können auf dein Geld verzichten!« mischte sich Papa Olson ein. Er war groß und kräftig, hatte breite Schultern und eine Sattelnase, ein Andenken an die Zeit, die er im Boxring verbracht hatte. Seine Erfolge waren damals mäßig gewesen, aber heute kamen ihm seine Boxkenntnisse sehr zustatten. Sie ersparten es ihm, einen Rausschmeißer beschäftigen zu müssen. Das schaffte er selbst mit großer Bravour. Bisher hatte er noch jeden aus seinem Lokal entfernt, den er hier nicht haben wollte. »Los, verschwinde!«
    »Ich habe mein Bier noch nicht getrunken«, entgegnete der Mann.
    »Du hast es auch noch nicht bezahlt«, konterte Wallace Olson. »Mach ’ne Fliege, bevor ich handgreiflich werde!«
    »Papa Olson!« warf das Mädchen ein. »Er hat acht Bier getrunken, das ist das neunte!«
    »Das können wir verkraften«, erwiderte Wallace Olson. »Es ist mir wichtiger, die Bar sauberzuhalten.«
    Der Gast plusterte sich auf. »Was ist das denn hier? ’ne Dependence der Heilsarmee?«
    »Du befindest dich in Olsons Bar. Aber nicht mehr lange«, antwortete Wallace Olson und packte zu. Hart und unerbittlich war sein Griff. Der Gast wollte sich wehren, aber er kam nicht dazu. Blitzschnell drehte ihm Olson den Arm auf den Rücken und schob ihn vor sich her durch das Lokal. Er stieß die Tür mit dem Mann auf und ließ ihn los.
    »Ich will dich hier nie wieder sehen, klar?«
    Der Gast wollte sich das nicht bieten lassen. »Du verfluchter Hurensohn!« schrie er und wollte sich mit einem Kinnhaken revanchieren, aber da geriet er bei Wallace Olson an den Falschen. Olsons Reflexe waren immer noch hervorragend. Er sah die Faust kommen, nahm den Kopf zur Seite, und die Wucht des in die Leere gehenden Schlages riß den Mann nach vorn.
    Es war kaum zu sehen, als Olson zuschlug. Er traf den Solarplexus, der Mann riß die Augen auf und machte laut: »Uff!« Ein Schwinger folgte, und der Getroffene wäre um ein Haar gestürzt. Er brauchte vier Schritte, um die Wucht des Schlages abzufangen. Wallace Olson schenkte ihm keine weitere Beachtung, wandte sich um und kehrte ins Lokal zurück.
    »Du Mistkerl!« schimpfte draußen der Mann. »Das wird dir noch mal leid tun!«
    Olson hörte es, aber es war ihm egal. Er kannte diese leeren Drohungen, sie hatten nichts zu bedeuten. Der Typ machte sich lediglich Luft, um vor Wut nicht zu zerspringen.
    ***
    Etwas sickerte aus dem Boden, kam aus den Ritzen zwischen den großen Steinquadern - wie grauer Rauch, als würde unter den Katakomben von St. George ein mächtiges Feuer lodern.
    Höllenkräfte schienen auf diese Weise
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