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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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Huff, Tanya
     
    Blood Ties 05
     
    Blutschuld
     
    Der Vampir, Schriftsteller und
Bastardsohn Heinrichs VIII. hat Jahrhunderte übelrebt ,
indem er sich an den Kodex der Vampire hielt. Er tötete nicht ohne Not, fiel
nicht auf und drang nie ins Territorium anderer Vampire ein. Doch jetzt ist
Henry kurz davor, das Undenkbare zu tun. Er wird den Kodex brechen. Alles
beginnt damit, dass ein Geist in seine Zuflucht eingedrungen ist. Dieser spielt
mit dem Vampir ein gefährliches, allnächtliches Spiel. Henry darf seinem
geheimnisvollen Besucher eine Frage stellen. Lautet die Antwort
"nein", stirbt jemand. Henry gerät in eine Zwickmühle und hat nur
eine Wahl: Privatdetektivin Vicky Nelson anzurufen und sie um Hilfe zu bitten.
Henry kann nur hoffen, daß er und Vicky dieses Spiel überstehen werden...  
     
    Scanned by cully
     
     
     
    EINS
    „Wie fühlst du dich?"
    Der junge Mann versuchte ein Schulterzucken, hatte aber
nicht die Kraft dazu. „Gut", murmelte er und sah die Ärztin mit müden
Augen an. Die Wunde am Einschnitt pochte, und er war zu erschöpft, um pinkeln
zu können, ohne daß ihm der riesige Pfleger den Pimmel hielt, aber das würde er
der Frau nicht unter die Nase reiben. Es gab Leute, die behaupteten, er habe
Probleme mit Autoritätspersonen. Wenn schon!
    Er hatte das Geld. Jetzt wollte er es auch ausgeben. „Wann
kann ich gehen?"
    „Gehen?"
    „Hier abhauen!" brummte der junge Mann.
    „Um dir das mitzuteilen, bin ich heute morgen
gekommen." Die Ärztin trat vom Bett des jungen Mannes zurück, und ihr
Gesicht zeigte keinerlei Regung. „Du wirst heute nachmittag gehen."
    „Wann genau?"
    „Bald schon."
    Als sie weg war, zog er die Beine unter der Bettdecke
hervor und setzte sie vorsichtig auf den Boden. Langsam richtete er sich auf,
ließ den Bettpfosten los und tat den ersten Schritt. Das Zimmer drehte sich,
und er wäre gefallen, hätte sich nicht sofort eine fleischige Hand, die ihn
mühelos aufrecht hielt, um seinen Arm gelegt.
    „Sie sind ein gottverdammter Leisetreter!" sagte der
junge Mann wütend und wandte sich zum Pfleger. „Hätten mich fast zu Tode
er..."
    Der Griff um seinen Arm verstärkte sich, und so ging der
letzte Rest des Satzes in einem plötzlichen Schmerz unter.
    „Sie tun mir weh, Mann!"
    „Das weiß ich." In den Tiefen sanfter brauner Augen
glitzerte etwas, was normalerweise unter einer Maske hingebungsvoller
Friedfertigkeit verborgen lag.
    Die untergehende Sonne strich mit einem sanft fließenden
Goldton über die Wellen der English Bay, vergoldete ein paar Jogger im Sunset
Beach Park,

zog an den Stränden am False Creek Spuren aus glitzerndem
Bernstein, drang sogar durch das gefärbte Fensterglas im vierzehnten Stock
einer Eigentums -wohnanlage namens Pacific Palace und in die Augen eines jungen
Mannes, der beim Anblick des Sonnenuntergangs tief aufseufzte. Vancouver,
British Columbia, eingeschmiegt zwischen die hohen Berge der Rocky Mountains und
die Wasser der Straße von Georgia, erfreute seine Bewohner mit den wohl
schönsten Sonnenuntergängen der Welt — aber das Seufzen des jungen Mannes am
Fenster hatte mit der Sonne nur wenig zu tun.
    Tony Foster schirmte sein Gesicht mit der Hand gegen die Sonne
ab, starrte aus dem Fenster und zählte die Minuten. Um exakt 19:22 Uhr piepste
der Alarm an seiner Armbanduhr. Die blaßblauen Augen immer noch unverwandt auf
den Horizont gerichtet, stellte er ihn ab und legte leicht den Kopf in den
Nacken, in Erwartung der Geräusche aus dem Innern der Wohnung, die ihm anzeigen
würden, daß die Nacht wirklich begonnen hatte.
    Henry Fitzroy lag in völliger, eindeutig künstlich
geschaffener Finsternis und schüttelte den Zugriff der Sonne ab. Das leise
Rascheln des Baumwollakens, das entstand, wenn sich sein Brustkorb hob und
senkte, sagte ihm, daß er einen weiteren Tag heil überstanden hatte. Er hörte
diesem Rascheln zu, bis es vom Herzschlag, der im Raum hinter seiner fest
verschlossenen Schlafzimmertür seiner harrte, und schließlich von den
Tausenden anderer Geräusche hinter den Wänden seines Refugiums übertönt wurde.
    Henry war diese Art des Erwachens, diese fortgesetzte
Verletzlichkeit, bis er endlich voll bei Bewußtsein war, immer verhaßt gewesen.
Jeden Abend war er bemüht, die Zeit, in der er hilflos und noch nicht völlig
bei sich dalag, zu verkürzen. Wirklich erfolgreich schien er dabei nicht zu
sein, aber die damit verbundene Anstrengung verlieh ihm das Gefühl, nicht ganz
machtlos zu sein.
    Er
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