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Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Titel: Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern
Autoren: Hans Warren
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an. Wir hielten dem glühenden Blick ruhig stand, denn jetzt kam es darauf an, daß wir auch durch unser Benehmen unsere Unschuld zeigten. Dann hob er die Hand, und aus den Reihen der Priester traten noch fünf ältere in reichen Gewändern an ihn heran. Er legte ihnen anscheinend verschiedene Fragen vor, die sie jedesmal — einer nach dem anderen — überlegend beantworteten.
    Wieder hob er die Hand, und die fünf Berater traten auf ihre Plätze zurück. Dann sprach der Abt längere Zeit mit dem Dolmetscher, der sich darauf an uns wandte:
    „Ihre Erzählung hat wahr geklungen," sagte er zu meiner Freude, „wir werden diesen Fall unserem Obersten vortragen, der die Entscheidung treffen wird. Morgen werden Sie Bescheid erhalten, aber ich sage gleich, daß die Tatsache Ihres Eindringens in unsere heilige, verbotene Stadt doch besteht. Und darauf steht der Tod. Vielleicht läßt aber der Oberste in Ihrem Fall Gnade walten. Gehen Sie zurück!"
    Während er noch zu uns sprach, war der Abt — unter tiefer Verbeugung der Priester — hinter dem Vorhang verschwunden. Mit sehr gemischten Gefühlen traten wir den Rückweg inmitten der zehn Priester, die uns geholt hatten, an. Die Aussichten waren wirklich nicht sehr verlockend. Also nur an einem Gnadenbeweis des Dalai Lama hing unser Leben. Und wenn er wirklich einen guten Augenblick hatte, so würden wir vielleicht doch jahrelang eingekerkert werden, eine Strafe, die für Leute unseres Schlages vielleicht noch schlimmer als der Tod ist.
    Ich blickte verstohlen Rolf von der Seite an. Er hatte die Lippen zusammengepreßt, und seine Backenknochen standen hart hervor. Also schien er einen festen Entschluss zu fassen, der uns die Freiheit wiederbringen sollte.
    Kaum hatte sich die Tür unseres Kerkers hinter uns geschlossen, als er auch Pongo wieder auf Wache stellte und die Mauer mit seinem Messer zu bearbeiten begann Ich trat schnell neben ihn und half ihm mit verbissenem Ingrimm. Wir hatten ja jetzt eine Galgentrist vor uns, eine Nacht, die wir zur Flucht benutzen mußten.
    „Jetzt dürfen wir nicht rasten," stieß Rolf zwischen den Zähnen hervor, „und wenn es uns gelingt, zu fliehen, dann dürfen wir uns nicht mehr draußen in dem Wäldchen aufhalten, sondern müssen die ganze Nacht durchlaufen, mag es auch noch so gefährlich und schwer sein."
    „Ja, wenn wir nur erst unsere Waffen wieder hätten," gab ich zurück, „das ist der schwierigste Teil unseres Werkes. Die Wächter werden doch sicher das Geräusch unserer Arbeit hören, wenn wir von außen die Steine lösen."
    „Wir müssen uns bemühen, möglichst leise zu sein." sagte er kurz.
    Dann arbeiteten wir schweigend weiter, lockerten zwei Steine, und ich löste Pongo ab, um gelangweilt die beiden Wächter auf der Steinbank zu betrachten. Plötzlich kamen drei Priester, von denen zwei dampfende Schüsseln und Krüge, der dritte ein mächtiges Bund Stroh trug.
    „Achtung, Essen und Betten," rief ich leise.
    Sofort verdeckten meine Gefährten wieder mit ihren Körpern die Spuren unserer Tätigkeit an der Wand, die Tür wurde geöffnet, die beiden Wächter spielten mit ihren Pistolen, und die drei Priester traten ein.
    Schweigend warf der eine das Bündel Stroh auf die Erde, die anderen stellten die Schüsseln und Krüge hin, und schweigend verließen sie den Raum.
    „Na, das ging ja kurz und schmerzlos," lachte Rolf, als die Riegel wieder kreischten, „hoffentlich haben wir eine recht gute Henkersmahlzeit erhalten."
    Es war Ziegenfleisch, gut gekocht, dazu als Getränk Tee. Wir ließen es uns sehr gut schmecken, hatten wir doch kräftig gearbeitet und wollten es auch noch weiter tun. Nach dem Essen mußten wir leider noch warten, bis die Priester die leeren Schüsseln und Krüge zurückholten, was sie auch endlich nach ungefähr einer Stunde taten.
    Dann begannen wir wieder sofort unsere Arbeit und hielten damit durch, bis wir zum Abend wieder Essen, diesmal kaltes Fleisch, eine Art Brot und Tee, erhielten. Und da hatten wir schon soviel Steine gelockert, daß wir durch die entstandene Öffnung bequem durchkriechen konnten. Richtiger hätte ich wohl gesagt, durch die entstehende Öffnung, denn bis jetzt hatten wir die Steine ja noch in ihrer Lage gelassen.
    Kaum war aber die Dunkelheit hereingebrochen, als wir begannen, die mächtigen Quadern vorsichtig herauszunehmen.. Einen der obersten Blöcke mußten wir allerdings nach außen stoßen, aber zum Glück dämpfte das an der Mauer üppig wuchernde Gras den
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