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Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Titel: Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern
Autoren: Hans Warren
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treffen. Wir dagegen schritten ruhig weiter, von Zeit zu Zeit eine Kugel in die Höhe schickend, wenn irgendwo eine Pelzmütze auftauchte. Ich glaube nicht, daß wir dabei getroffen haben, aber wenigstens wirkte unsere Aufmerksamkeit sehr einschüchternd.
    Endlich waren wir am Ende des Passes angelangt. Klugerweise hatten die Diener Ho-angs die Pferde einige hundert Meter weit in die Steppe getrieben, wo sie von den Kugeln der Räuber schwer erreicht werden konnten Für uns begann aber jetzt die größte Schwierigkeit, denn nun mußten wir unsere Deckung an den Felsen verlassen und über die freie Ebene laufen.
    Daß die Räuber uns bisher gefolgt waren, bewiesen gelegentliche Kugeln, die um uns herumsummten. Rolf überlegte einige Augenblicke, dann rief er zu dem dicken Chinesen hinüber:
    „Wir müssen ganz schnell, immer im Zickzack, zu unseren Pferden laufen. Ich werde manchmal stehen bleiben und versuchen, einen Schuß anzubringen Sagen Sie Ihren Leuten Bescheid, ich werde dann das Kommando geben."
    „Gut," rief Ho-ang zurück, „das ist der beste Ausweg."
    Schnell rief er seinen Leuten einige Worte zu und blickte dann Rolf fragend an. Mein Freund aber suchte erst noch nach einem Ziel, brachte auch einen Schuß an, der von einem Todesschrei beantwortet wurde, dann hob er die Hand, und wir stürmten aus dem schützenden Paß auf die Steppe hinaus.
    Wütendes Feuer folgte uns, und obwohl wir im Zickzack sprangen, brach doch wieder ein Diener Ho-angs zusammen. Sofort blieben Rolf und ich stehen, drehten uns blitzschnell um und fanden auch sofort Ziele für unsere Kugeln, denn die Räuber hatten sich in ihrer Wut aufgerichtet und standen ohne jede Deckung da.
    Als zwei von ihnen zusammenbrachen, duckten die anderen sich allerdings sehr schnell, und wir benutzten diesen Augenblick, um eiligst weiterzustürmen.
    Wohl fielen noch einzelne Schüsse, aber wir hörten nicht einmal die Kugeln pfeifen. Trotzdem gebrauchten wir immer noch die Vorsicht, hin und her zu springen.
    Endlich erreichten wir die Pferde, schwangen uns schnell hinauf, und im schärfsten Trab verließen wir diese gefährliche Gegend. Nun ging es weiter nach Osten, dem ersehnten China entgegen.
    Unsere Karawane hatte sich gelichtet Sechs Diener waren gefallen, hatten die Treue zu ihrem Herrn mit dem Leben bezahlt. Die beiden Verwundeten hatten zum Glück nur Streifschüsse, bildeten also keine Last für uns und ritten munter mit, nachdem Rolf ihnen die Wunden verbunden hatte.
    Ich mußte jetzt Ho-ang wirklich bewundern, denn er verlor über den Kampf kein Wort mehr, für ihn schien ein Feuergefecht eine ganz alltägliche Sache zu sein, über die man mit Stillschweigen hinweggeht, wenn sie erledigt ist.
    Auch Rolf nickte anerkennend und warf mir einen bezeichnenden Blick zu. Ihm war es wohl ebenso ergangen wie mir, daß er den Dicken sehr unterschätzt hatte.
    Schweigend ritten wir bis zum Mittag. Da hielt Ho-ang sein Tier an und sagte:
    „Wir wollen einige Zeit hier rasten, meine Herren. Die Pferde bedürfen der Ruhe, und wir müssen auch für unseren Körper sorgen."
    Wir waren sofort damit einverstanden, denn wir hatten seit dem verflossen Abend noch nichts zu uns genommen, und jetzt machte sich der Hunger doch sehr bemerkbar.
    „Ich mache stets hier halt," erklärte Ho-ang weiter, „in der Nähe befindet sich eine gute Quelle, und neben dem Holz, das wir aus den wenigen Büschen dort drüben nehmen können, findet man hier auch meist Kameldung, der ja in der ganzen Mongolei das Hauptfeuerungsmaterial ist."
    „Na, ich ziehe aber Holz vor," lachte Rolf, „denn der Rauch von Kameldung soll nicht sehr angenehm sein."
    „Oh Sie werden ihn auch noch kennen lernen," lachte der Dicke, „wir kommen noch durch Strecken, in denen kein Holz zu haben ist."
    Bald saßen wir am Feuer, wärmten unsere Konserven und nahmen dann den köstlichen Tee, den Ho-ang uns anbot. Wir hatten aus Indien auch wundervollen Tee mitgebracht, aber er hielt keinen Vergleich mit diesem aus.
    „Wie weit ist die nächste Stadt entfernt?" erkundigte sich jetzt Rolf.
    Ho-ang sann einige Augenblicke nach.
    „Das wäre Tschamkar," erklärte er dann, „sie liegt am Jarro Tsangpo. Wir müssen ungefähr zweihundertfünfzig Kilometer zurücklegen."
    Ho-ang lächelte etwas verlegen.
    „Sie wollen doch sicher telegraphieren, meine Herren, und das können Sie nur in Tschamkar. Es soll sich ja hier allerdings eine Stadt in der Nähe befinden, aber noch kein Mensch hat sie betreten. Es
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