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Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Titel: Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern
Autoren: Hans Warren
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meinen Freund groß an, nestelte einen kleinen Gegenstand aus seinem Gewand los und gab ihn Rolf.
    „Sie haben mein Leben geschont." sagte er dabei mit großem Ernst, „und vielleicht kann Ihnen dieser Talisman auch einmal das Leben retten. Wenn Sie in Tibet, ja auch noch in der Mongolei, die Sie ja auch auf Ihrem Weg an die Küste berühren müssen, in große Gefahr durch die wilden Steppenbewohner kommen, dann zeigen Sie nur diese Figur vor."
    Es war eine winzige, kaum einen halben Finger lange Götzenfigur aus grünlichem Stein. Aber wir wußten wohl den Wert dieses Geschenkes zu würdigen, und Rolf bedankte sich sehr herzlich für diese Gabe.
    Es war plötzlich ein ganz eigenartiger Umschwung eingetreten. Vor wenigen Minuten noch waren wir Gefangene dieser Fanatiker, und jetzt konnten wir unsere Wünsche diktieren. Und das alles nur Dank der Hilfe unseres unvergleichlichen Pongo.
    Rolf hatte auch gleich wieder einen neuen Wunsch:
    „Es wäre mir sehr angenehm," wandte er sich an den Abt „wenn wir unsere Reittiere, die wir in der eigentlichen Stadt gekauft haben, wieder erhalten könnten. Denn ein Tier trägt unseren gesamten Proviant."
    „Ich werde Ihnen die Tiere besorgen," versprach unser Gefangener, „ich weiß wohl, daß sie jetzt in den Händen der Polizei sind. Wenn der Oberste Ihrem Vorschlag beistimmt, können Sie auf Ihren Tieren fortreiten."
    „Dann sind wir ja unbedingt gerettet," sagte Rolf erfreut, „denn die Räuber, selbst wenn sie aufpassen sollten, fürchten wir absolut nicht. Hoffentlich entscheidet der Oberste recht bald, denn ich möchte noch in der Nacht fort."
    „lch glaube Ihnen garantieren zu können," erwiderte der Abt, „daß Sie in einer halben Stunde bereits den endgültigen Bescheid haben. Sie können sich mir völlig anvertrauen, brauchen keine Hinterlist befürchten, wenn der Oberste Ihrem Vorschlag gemäß entschieden hat, dann bleibt es dabei. Und ich werde Ihnen dann in kurzer Zeit Ihre Pferde mit Ihrem Eigentum besorgen."
    „Das freut mich," rief Rolf, „und da ich Ihnen jetzt völlig vertraue, werde ich dem Priester dort drüben seine Freiheit wiedergeben. Das heißt, die Freiheit seiner Glieder," setzte er lächelnd hinzu.
    Er schritt auf den Gefangenen zu und löste seine Fesseln. Der ältere Mann stand langsam auf, rieb sich lange seine Hand- und Fußgelenke und sagte dann in tadellosem Englisch:
    „Meine Herren, ich bewundere Sie. Noch nie hat ein Fremder unsere heilige Stadt ungestraft betreten dürfen, Sie sind die ersten. Ich bin überzeugt, daß der Oberste Ihrem Vorschlag zustimmen wird, und ich weiß auch, daß Sie Ihr Ziel erreichen werden."
    Nach dieser Rede setzte er sich in einen Winkel des kleinen Raumes und stützte den Kopf in die Hände.
    „Glauben Sie mir," flüsterte da der Abt, „er ist unser größter Seher. Die Zukunft liegt ihm stets offenbar."
    Wir hatten ja schon viel vom Aberglauben gerade dieser mongolischen Völker gehört, und ich mußte ein Lächeln unterdrücken So ernsthaft und überzeugt hatte der Abt gesprochen.
    Aber Rolf sagte sehr ernst:
    „Ich weiß, daß es gerade in Ihrem Volk derartige Leute gibt, die die Zukunft mit großer Bestimmtheit voraussagen können. Ich danke Ihnen für Ihre Worte," wandte er sich an den zusammengekauert dasitzenden Priester, „ich habe große Zuversicht aus ihnen geschöpft."
    Der Tibetaner nickte nur; er machte auf mich den Eindruck einer Pagode in seiner Unbeweglichkeit, und ich gab auf seine Prophezeiung absolut gar nichts, nur wunderte ich mich, daß Rolf diese Worte offenbar ernst nahm. Aber ich dachte mir, daß er vielleicht dadurch die beiden Priester günstiger gegen uns stimmen wollte. Und doch sollten sich diese prophezeienden Worte des alten Lama völlig erfüllen!
    In drückendem Schweigen vergingen die Minuten. Endlich nach vielleicht einer halben Stunde, klopfte es gegen die Metalltür, und die helle Stimme des Priesters meldete sich. Er hatte einen langen Bericht für seinen Abt, und dieser teilte uns nach längerer Erwiderung freudestrahlend mit:
    „Sie sind frei, meine Herren, und ich habe soeben auch befohlen, daß Ihre Reittiere geholt werden. Solange wollen wir hierbleiben, dann werden Ihnen — bei Öffnung dieser Tür — Ihre Waffen gereicht. Wir beiden Gefangenen begleiten Sie dann allein bis zum Tor. Sie steigen auf, und wenn Sie fortreiten, sind wir auch frei. Ich glaube, daß Sie gegen diese Lösung Ihrer Lage nichts einzuwenden haben."
    Das hatten wir allerdings
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