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Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern

Titel: Rolf Torring 021 - Unter Fanatikern
Autoren: Hans Warren
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weiter, bis ich endlich, nach ungefähr einer Stunde, den treuen Schwarzen fortschickte, um Rolf abzulösen. Als mein Freund lautlos erschien, blickten wir erst wieder durch die unbeabsichtigte Öffnung und bemerkten zu unserer großen Freude, daß einige der Wächter schon schliefen.
    „Hoffentlich haben sie Opium geraucht," raunte mir Rolf zu, „dann wäre unser Vorhaben ein Kinderspiel."
    „Das werden sie auf Wache kaum tun," gab ich leise zurück. „Wir müssen aber beobachten. in welchen Zeitabschnitten sie die beiden Wächter draußen ablösen. Nur kurz vor diesem Zeitpunkt können wir die Steine herausnehmen."
    „Ich habe es schon tagsüber beobachtet," sagte Rolf, „sie lösen sich stündlich ab. Es sind auch, wie du siehst, vierundzwanzig Mann, also kommt die nächste Ablösung der ganzen Wache nach zwölf Stunden."
    „Schade," meinte ich, „.bei zweistündiger Ablösung wäre die Sache leichter gewesen, denn dann hätten sie bestimmt fester geschlafen. Na, es muß auch so gehen, wenigstens habe ich großes Zutrauen."
    „Das ist die Hauptsache," gab er erfreut zurück, „dann wird es uns auch schon gelingen. Es ist schon ein großer Glückszufall, daß wir diese Nacht Frist bekommen haben."
    „Sie mögen nicht oft Gefangene in ihrem Kerker gehabt haben," lachte ich, „sonst hätten sie doch auch an diesen Fluchtweg denken müssen."
    „Nun, vielleicht haben sie noch nie derartige Gefangene gehabt wie uns," meinte Rolf, „so arme tibetanische Schlucker werden sich wohl ohne Widerstand in ihr Schicksal ergeben."
    Ein heftiges Geräusch im Innern der Wachstube ließ uns verstummen. Rolf blickte schnell durch die Öffnung und flüsterte dann beruhigend:
    „Es war die Ablösung der Außenposten. Und die Leute scheinen jetzt schon sehr müde zu sein, denn mit Ausnahme der beiden Abgelösten scheinen alle zu schlafen."
    „Wir haben jetzt schon genügend viel Mörtel abgekratzt" flüsterte ich, „wollen wir es nicht jetzt, nach vielleicht dreiviertel Stunden, wagen?"
    „Gut wäre es ja," meinte Rolf nachdenklich, „je früher wir fortkommen, desto größeren Vorsprung gewinnen wir auf der Flucht. Aber Pongo muß unbedingt dabei sein, denn er soll die Waffen herausholen. So geräuschlos wie er können wir uns doch nicht bewegen."
    „Dann wollen wir doch schon beginnen, oben den Mörtel ganz zu entfernen," schlug ich vor, „wir müssen doch auch den ersten Stein jetzt nach außen herausnehmen."
    „Du hast recht" gab Rolf zu, „wir wollen an der von dir gemachten Öffnung beginnen. Sei vorsichtig, daß du den Mörtel nach außen bringst.
    „ Selbstverständlich."
    Vorsichtig vergrößerte ich mit der Spitze meines Messers die Öffnung, drückte die abbröckelnden Mörtelstücke immer nach außen und ließ sie in das weiche Gras fallen.
    Bald war der Spalt so groß, daß auch Rolf nach der anderen Seite hin arbeiten konnte. Und einmal am Werk, entfernten wir auch den Mörtel, der senkrecht zwischen den einzelnen Steinen haftete.
    Jetzt konnten wir den ganzen Wachtraum übersehen, nur zwei, anscheinend die Abgelösten, bewegten manchmal noch die Glieder, um eine bequemere Lage zu bekommen.
    „Sie werden auch bald fest eingeschlafen sein." flüsterte Rolf, „ich glaube, wir können Pongo schon holen. Siehst du unsere Waffen?"
    Ja, ich sah sie allerdings. Ausgerechnet in der äußersten, gegenüberliegenden Ecke waren sie auf einem freiem Teil der Pritsche aufgestapelt, aber Pongo würde — einmal eingedrungen — auch dieses schwierige Werk vollbringen.
    Aber wir sollten doch nicht so einfach, wie wir es uns gedacht hatten, aus den Händen dieser Fanatiker entkommen. War es nun von Rolf oder von mir eine Unachtsamkeit, das kann ich nicht sagen, jedenfalls fielen plötzlich drei der mächtigen, gelockerten Quadern mit lautem Getöse in die Wachstube hinein.
    Und sprachlos starrten wir durch die entstandene große Öffnung in die erstaunten Gesichter der Wächter, die bei diesem Lärm sofort aufgewacht waren und sich emporgerichtet hatten.
    Aber schnell kamen wir wieder zur Besinnung, wichen blitzschnell zur Seite und rannten hinüber zum Kerker.
    „Pongo, schnell heraus!" rief Rolf in die dortige Maueröffnung hinein, da stand auch schon der Riese vor uns. Er hatte sich bei dem Getöse sofort gedacht, daß unser Plan mißglückt sei.
    Nun hieß es, wenigstens das nackte Leben retten, schnell in die nächtliche Steppe hinausfliehen, obwohl dies ohne Waffen ein Unterfangen war, das fast einem
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