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Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)

Titel: Damon Knight's Collection 04 (FiO 07)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Volle Sonne
( Full sun)  
Brian W. Aldiss
     
     
    Die Schatten der riesigen Bäume verlängerten sich zum Abend hin und verschwanden dann, als die Sonne von einem großen Wolkenhaufen am Horizont verschlungen wurde. Balank fühlte sich unbehaglich, nahm sein Lasergewehr vom Roboterwagen und klemmte es unter den Arm, obwohl das bedeutete, daß er mehr Gewicht den Berg hinaufschleppen mußte, und er war müde.
    Der Roboterwagen ermüdete nie. Sie hatten den größten Teil des Tages diese Berge erklommen, was Balank an seinen Oberschenkelmuskeln spürte, und auf der Jagd war er fast ständig geduckt unter den Eichen hindurchgegangen, während die Maschine neben ihm stets mit ihm Schritt hielt.
    Im Laufe des anstrengenden Tages hatten ihre Instrumente ihnen meistens gemeldet, daß der Werwolf ziemlich nahe sei. Balank blieb wachsam, argwöhnisch gegen jeden Baum. In der letzten halben Stunde war die Witterung freilich schwächer geworden. Auf dem Gipfel dieses Hügels wollten sie sich ausruhen – wenigstens der Mann. Die Lichtung dort oben war nun nicht mehr weit. Unter Balanks Stiefeln wurde die Schicht des toten Laubes dünner.
    Er hatte zu lange auf den goldbraunen Teppich gestarrt; sogar seine Netzhaut war müde. Jetzt blieb er stehen, atmete die scharfe Luft tief ein und blickte umher. Die Aussicht hinter ihnen über das abfallende und so gut wie unbewohnte Land war herrlich, aber Balank würdigte sie kaum eines Blickes. Das Infrarot-Warnsystem am Roboterwagen reagierte, und die Maschine zeigte mit einem schlanken Stab auf eine menschengroße Wärmequelle vor ihnen. Balank erspähte den Mann nahezu im selben Augenblick wie die Maschine.
    Der Fremde stand halb verdeckt hinter einem Baumstamm und starrte den Roboterwagen und Balank unsicher an. Als Balank die Hand zum angedeuteten Gruß hob, erwiderte ihn der Fremde zögernd. Als Balank seine Kenn-Nummer rief, trat der Mann vorsichtig ins Freie und nannte seine eigene Nummer.
    Der Roboterwagen suchte in seiner Kartei, gab sein O.K. und sie setzten sich wieder in Bewegung.
    Als sie auf gleicher Höhe mit dem Mann waren, sahen sie, daß er eine bewegliche Feldhütte hinter sich errichtet hatte. Er schüttelte Balank die Hand, wobei sie persönliche Signale austauschten, und stellte sich als Cyfal vor.
    Balank war ein großer, schlanker, fast kahlköpfiger Mann mit dem verschlossenen Gesichtsausdruck, der für seine Epoche als charakteristisch bezeichnet werden konnte. Cyfal dagegen war zwar genauso schlank, aber kleiner, so daß er gedrungener wirkte; sein Haarschopf bedeckte den ganzen Schädel und zog sich bis in sein Gesicht hinein. Etwas in seiner Art, oder der Ausdruck um seine Augen, verriet den seltenen Typ des Mannes, der sein Leben hauptsächlich außerhalb der Stadt verbrachte.
    »Ich bin der Waldhüter in diesem Bezirk«, sagte er und fügte, auf seinen Armbandsender zeigend, hinzu: »Ich wurde davon unterrichtet, daß Sie sich vielleicht in dieser Gegend aufhielten, Balank.«
    »Dann wissen Sie wohl auch, daß ich hinter dem Werwolf her bin.«
    » Dem Werwolf? Viele von ihnen streifen durch diese Gegend, seit die menschliche Bevölkerung fast gänzlich in den Städten zusammengepfercht ist.«
    Etwas im Ton dieser Bemerkung klang in Balanks Ohren wie Gesellschaftskritik; er warf dem Roboterwagen einen Blick zu, ohne etwas zu erwidern.
    »Jedenfalls haben Sie sich eine gute Nacht für die Jagd auf ihn ausgesucht«, sagte Cyfal.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Vollmond.«
    Balank erwiderte nichts. Er wußte besser als Cyfal, dachte er, daß die Werwölfe bei Vollmond ihre größte Macht erlangten.
    Der Wagen erkundete mit seiner sich langsam drehenden Antenne die Umgebung. Balank fühlte sich dabei unbehaglich. Er folgte dem Roboter. Mann und Maschine standen zusammen am Rande einer kleinen Klippe hinter der beweglichen Hütte. Die Klippe glich einer Schaumlocke auf einem gigantischen Pazifikbrecher, denn hier erreichte die gewaltige Woge der Erde, nämlich dieser Hügel, ihren höchsten Punkt. Jenseits davon senkte sie sich in rissiger Großartigkeit hinab zu frischen Tälern. Der Weg bergab war von Buchen gesäumt wie der Weg bergauf von Eichen.
    »Das ist das Pracha-Tal. Von hier aus können Sie den Fluß nicht sehen.« Cyfal war ihnen gefolgt.
    »Haben Sie irgend jemanden gesehen, der ein Werwolf sein könnte? Sein richtiger Name ist Gondalug, Kenn-Nummer YB 5921 Strich AS 25061, Stadt Zagrad.«
    Cyfal sagte: »Ich sah heute morgen jemanden auf diesem Weg.
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