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Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Titel: Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Autoren: Alex Bernhard
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Vorher
    Frühjahrskirmes.

    Johannes schob Richard mit dem Rollstuhl durch die Gänge des Volksfestes. Von jedem Stand dröhnte eine andere Musik, das Rattern der Fahrgeschäfte und das Schreien der empfindlichen Mitfahrenden spielen eine Stadtsymphonie.  
    »Mandeln oder Zuckerwatte?«, fragte Johannes.
    Richard in seinem Rollstuhl drehte sich unentschlossen zwischen zwei Ständen hin und her. »Mandeln! Weil...«
    »Lass mich raten: weil es gesünder ist?«
    »Woher weißt du denn so etwas? An deinem Biologie- oder Chemiewissen kann es nicht liegen.«
    »Nein, weil du bei Süßigkeiten immer dieses Argument mit der Gesundheit bringst. Als wenn du geradewegs das Gesundheitsministerium oder deine Mutter zitierst«, meinte Johannes gleichmütig.
    Richard musste lachen. Sein bester Freund kannte alle seine Marotten.
    Johannes kramte ein paar Münzen hervor und zahlte eine große Tüte gebrannte Mandeln.
    »Wollen wir es wagen mit einem Fahrgeschäft?«, fragte er Richard.
    Der wackelte gutmütig mit dem Kopf. »Deinen Optimismus möchte ich haben.« Er klopfte mit der flachen Hand auf seine nutzlosen dünnen Beine. »Die Ausreden haben wir alle gehört.«
    »Versuchen können wir es erneut«, sagte Johannes.
    »Also gut: eine Loopingbahn wenn es geht?«
    Richard hielt die Mandeltüte fest während Johannes ihn durch die Menge schob.  
    Der ‚Alpenblitz’ war in den verblichenen Farben von längst vergangenen Olympischen Spielen angemalt und die Dekoration erschien etwas schäbig. Aber Looping war Looping und dieser hier kostete am heutigen Nachmittag nur die Hälfte - Familientag. Eine kleine Schlange wartete auf die nächste Fahrrunde.  
    Johannes trat an das Kassenhäuschen. »Zwei Mal, bitte.«
    Der Herr an der Kasse schaute nicht nach frohem Volksfest aus. Mürrisch fragte er: »Für dich oder auch für deinen Rolli-Freund?«
    »Für uns beide!«
    »Tut mir leid, aber ich kann deinen Freund nicht mitfahren lassen. Es dauert zu lange mit dem Rollstuhl durch die Gatter und dann muss ihn jemand in den Fahrwagen heben.«
    »Was soll mein Freund Richard dann auf einem Volksfest machen? Ungesunde Mandeln essen und zusehen?« Johannes merkte, wie er rote Ohren vor Wut bekam.
    »So ist das leider. Ich bin für das Fahrgeschäft verantwortlich und ich sage Nein.« Der mürrische Mann schaute tatsächlich mürrischer als zuvor, was kaum möglich erschien.
    Johannes trat gegen das Häuschen, drehte sich um und ging wieder zurück zu Richard. »Das ist total unfair. Dieser Ameisen-Iguana!«
    »Ich hätte das nicht einmal probiert. Ich war die Jahre zuvor mit meiner Mutter hier und durfte nie irgendwo mitfahren. Danke für deinen Einsatz.« Richard schaute sorgenvoll auf seinen Freund.
    »Gibt es hier einen Hau-den-Lukas? Ich muss mich abreagieren!«
    »Deine Sportlichkeit steht außer Frage. Aber ich bezweifle, dass du weißt, was ein Iguana ist.«
    »Du wirst es mir vermutlich nach der nächsten Runde an Mandeln erklären.«
    »Gute Idee. Hier, bedien dich. Zucker ist übrigens gut gegen Stress. Iguanas sind Eidechsen, die hauptsächlich vegetarisch leben und in Teilen Süd- und Mittelamerikas leben...«  

Teil Eins
    ENTFÜHRT

Kapitel 1 – Der Geist meines Großvaters

    Der Schwarze Falke lief hart am Wind. Eine Windböe packte den Zweimaster wie eine Eisenfaust und kippte ihn auf die Seite. Johannes spürte in seinem Krähennest hoch oben auf dem Hauptmast, wie das Holz und die Takelage unter der Last ächzten und sah wie sich sein Blickwinkel, wie bei einem gigantischen Pendel hin und her verschob. Der warme Karibikwind roch bereits nach Regen, mehr und mehr Schaumkronen tanzten rings um das Schiff.  
    »Ausguck, Meldung!«, rief Toto von seinem Platz neben dem Ruder auf dem Steuerdeck über das Pfeifen des Windes, das Donnern der Wellen und die Rufe der Mannschaft. Toto hätte sich nur kurz umzudrehen brauchen, um die Lage zu erfassen, aber er konzentrierte sich voll auf die Besatzung, die hektisch versuchte den Lauf des Falken am Wind zu verbessern, um ein paar Knoten mehr Geschwindigkeit herauszuholen.  
    Johannes konnte die ersten Details des Roten Bukanier mit bloßen Augen erkennen; das Messingfernrohr, das an einer kratzenden Schnur um seinen Hals hing, war unnötig. Der Rote Bukanier hatte gerade eine weitere Wende vollzogen und lag auf gleichem Kurs wie der Schwarze Falke. Jetzt ging es darum, welcher Kapitän die Segel besser richtete und die Wellen besser ritt.   
    Johannes lehnte sich nach unten,
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