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Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Titel: Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Autoren: Alex Bernhard
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hielt sich mit einer Hand gut am Korbrand fest, die andere Hand am Mund, um seine Stimme zu verstärken. »Eine Seemeile achtern, gleicher Kurs. Holt auf.«  
    »Aye«, rief Toto, um zu zeigen, dass er Johannes verstanden hatte.  
    Sankt Steven, auf der anderen Seite des Ruders, sein Holzbein an der Reling, dass normale Bein fest auf dem Steuerdeck, einen Arm auf seinen Schwertknauf gelegt, seinen Hakenarm lässig in die Takelage gehängt. Wie vernagelt mit seinem Falken verbunden, egal welche Wellen oder Winde darauf mit Gewalt einhämmerten. Der Blick seines verbliebenen rechten Auges ging in die Segel und auf die Wellen. »Fünf Grad abfallen!«, murmelte er in seinen Bart, gerade so laut, dass Erster Offizier Toto und Steuermann Adam ihn verstanden. »Wenn sie den Schatz der Karibik bei uns finden, ist es klar, dass es keine Gnade geben wird.«
    Toto gab das Kommando weiter an Großvater Adam, der das Steuerrad behände drehte, bis der neue Kurs anlag. Toto rief dann die Befehle, um die Segel neu auszurichten. Alle wussten, was auf dem Spiel stand.
    Johannes blickte nach vorn, die gigantische Gewitterfront hing wie eine scharf-fotografierte, schwarze Wolkenlandschaft vor Ihnen, durchzuckt von gelben Blitzen. Wenn sie diese schwarze Wand erreichten, waren sie sicher vor dem Roten Bukanier und seiner wilden Mannschaft. Im Kampf Piraten gegen Piraten waren die Falken den Roten Bukaniern unterlegen. Im Sturm jedoch würden beide Boote genug mit sich selbst zu tun haben, und an einen Kampf zwischen beiden wäre dann nicht mehr zu denken.   
    Johannes sah sich erneut um und sah mit Erschrecken, dass der Rote Bukanier weiter aufgeholt hatte. Und dann sah Johannes etwas, was sein Herz schneller schlagen ließ: die schwarze Flagge wehte unterhalb der Totenkopf-Flagge - keine Gefangenen! Wenn der Bukanier sie einholte und enterte, gäbe es keine Gnade. Erneut beugte er sich über den Korbrand und wollte die schwarze Flagge melden, doch kein Wort kam über seine Lippen. Johannes Mund war plötzlich trocken, wie mit Watte gefüllt und er fühlte sich aus seinem Krähennest gerissen, als ob er über dem Falken flog wie eine Möwe. Er sah seinen Großvater am Ruder, mit weißem Bart, breitbeinig, beide Hände am Steuerrad, den Kurs haltend, nervös seine erloschene Pfeife kauend. Flankiert von Toto, der erneute Kommandos an die Mannschaft rief und Piratenkapitän Sankt Steven, der völlig ruhig und ungerührt auf die schwarze Wand vor ihnen schaute, als ob die Roten Bukanier gar nicht existierten. Die Wellen wurden höher und der Ausguck fing noch mehr an zu schwanken.  
    »Der Schatz der Karibik gehört uns!«, trieb Toto mit einem lauten Schlachtruf die Mannschaft an, schneller die Segel zu ändern. »Es leben die Falken. Tod den Feinden.«  
    Die Matrosen auf Deck, in den Wanten und an den Kanonen schrien über Sturm und Donner »Und unsere Segel voll Wind!«
    Die ersten Regentropfen fielen auf Johannes Gesicht, der Gewittersturm konnte nicht mehr weit sein. Wie weit war der Rote Bukanier jetzt entfernt? Johannes wollte sich gerade erneut umdrehen, seine Hände waren nass und glitschig vom Regen, er rutschte von seinem Krähennest ab und...  

    ... er stürzte aus seinem Bett, mit einem »Rums« auf den Boden, die Beine verschlungen in der Decke und der Oberkörper bereits auf dem Teppich zwischen Schulbüchern und der umgestürzten Fußball-Nachtischlampe. Der Mund war zwar trocken, aber plötzlich wieder frei und Johannes entfuhr ein lautes »Autsch! Verflixt!«. Er rieb sich die Stirn und wackelte mit Armen und Beinen, um zu sehen, ob alles heil war. 
    Das Licht im Flur ging an und eine müde Mama Gordon kam in sein Zimmer. »Alles klar, Johannes?«  
    »Verflixtomato, blödes Bett!«, entfuhr es Johannes. Mama half ihm aus der verwickelten Decke, und er legte sich wieder hin. Das Pusten auf die Stirn ließ Johannes mit den Augen rollen. »Mama, hör sofort damit auf, ich bin dreizehn Jahre alt! Fehlt nur noch, dass du mir mit Spucke den Schmutz von der Nase wischt.«  
    Mama musste leise lachen. »Hey Großer, hast du wieder schlecht geträumt?«  
    »Irgendwas von Piraten«, Johannes rieb sich die Augen und schaute auf die Leuchtanzeige des Weckers. Vier Uhr. Drei Stunden bis zum Aufstehen, vier Stunden bis zum letzten Schultag vor den Herbstferien und zwölf Stunden bis zur Abreise in den Urlaub.  
    »Kann es sein, dass der Piratenfilm von letzter Woche dir nicht gut bekommen ist?«, seufzte Mama müde.
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