Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ringe des Saturn

Die Ringe des Saturn

Titel: Die Ringe des Saturn
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    Die Sonne hing wie ein strahlend heller Diamant am Himmel. Für das bloße Auge wirkte sie als weißglühende Kugel von Erbsengröße.
    Hier draußen in den unendlichen Weiten des Alls, in der Nähe des zweitgrößten Planeten des Sonnensystems, betrug die Helligkeit der Sonne nur noch ein Prozent der Helligkeit auf der Erde. Dennoch war die Sonne immer noch das hellste Objekt am Himmel, etwa so hell wie viertausend Vollmonde zusammengenommen.
    Lucky Starr blickte nachdenklich auf den Bildschirm, in dessen Mitte das Abbild der fernen Sonne hing. John Bigman Jones stand neben ihm, ein seltsamer Gegensatz zu Luckys hochgewachsener und schlanker Gestalt. Wenn John Bigman Jones sich streckte, maß er genau fünf Fuß zwei Zoll. Aber das tat Bigmans Selbstbewußtsein keinen Abbruch.
    »Weißt du, Lucky«, meinte Bigman, »sie ist ja beinahe neunhundert Millionen Meilen entfernt. Die Sonne meine ich. Ich war noch nie so weit draußen.«
    Der dritte Mann in der Kanzel, Ben Wessilewsky, ein Mitglied des Rates der Wissenschaften, wandte kurz den Kopf und grinste. Auch er war groß, wenn auch nicht so groß wie Lucky, und sein strohblonder Schopf brachte sein vom Raum gebräuntes Gesicht noch deutlicher zur Geltung.
    »Was ist denn, Bigman?« fragte er. »Hast du Angst?«
    »Bei den Sandteufeln des Mars!« brauste Bigman auf. »Wess, nimm die Pfoten vom Steuer und sag das noch einmal!«
    Er hatte sich um Lucky herumgeschoben und schickte sich jetzt an, sich auf den anderen zu stürzen, aber da packte ihn Lucky an der Schulter und hielt ihn fest.
    »Du bleibst sitzen, Bigman.«
    »Aber, Lucky, du hast ihn doch gehört. Dieser lange Lulatsch bildet sich ein, daß die Größe eines Mannes etwas zu sagen hat. Aber wenn dieser Wess hier sechs Fuß groß ist, bedeutet das ja nur, daß seine noch größere Schnauze ...«
    »Schon gut, Bigman«, sagte Lucky, »und Wess, spar dir deinen Humor für die Sirianer auf.«
    Er hatte die Stimme dabei nicht erhoben, aber man hörte deutlich, daß er keine Auflehnung gegen seine Autorität dulden würde.
    Bigman räusperte sich und fragte dann: »Wo ist denn der Mars?«
    »Auf der anderen Seite der Sonne.«
    »Natürlich«, maulte der Kleine enttäuscht. »Aber Augenblick mal, Lucky. Wir sind doch hundert Millionen Meilen unter der Ekliptik. Wir sollten den Mars doch unter der Sonne sehen, sozusagen, wenn er dahinter hervorlugt.«
    »Hmm, da hast du recht. Er ist auch nur ein oder zwei Grad von der Sonne entfernt, aber das reicht, um ihn völlig zu überstrahlen. Aber die Erde sieht man vielleicht.«
    Bigman legte Verachtung in seine Stimme. »Wer, in aller Welt, will denn die Erde sehen? Dort gibt es doch nichts außer Leuten; hauptsächlich Erdkriecher, die nie weiter als hundert Meilen über ihren Globus hinausgekommen sind. Ich würde mir diesen Planeten nicht ansehen, und wenn's am ganzen Himmel sonst nichts zu sehen gäbe. Soll Wess sie sich doch anschauen. Zu dem paßt sie eher.«
    Doch daran war Bigman sichtlich nicht interessiert, denn er zuckte die Achseln und trat vom Bildschirm zurück.
    Auch Wess, ein gebürtiger Erdmensch, schien kein besonderes Interesse für seinen Heimatplaneten zu haben, denn er meinte:
    »Lucky, wie wär's, wenn wir uns den Saturn suchen und ihn uns von hier ansehen. Den Spaß wollte ich mir schon lange einmal machen.«
    Lucky sagte langsam: »Ich weiß nicht, ob der Saturn uns im Augenblick so viel Spaß macht.«
    Er sagte das leichthin, aber dennoch senkte sich einen Augenblick betretenes Schweigen über die Steuerkanzel der Shooting Starr.
    Alle drei spürten das beinahe körperlich. Der Saturn bedeutete Gefahr. Für die Bürger der Sonnenföderation war der Saturn heute sogar zu einem Krisenherd erster Ordnung geworden.
    Lucky war der erste, der sich wieder aus dieser augenblicklichen Stimmung löste und die Steuerorgane der Fernsehkamera betätigte. Und gleichzeitig wechselte das Bild auf dem Schirm.
    Die Sterne zogen gleichmäßig über die Mattscheibe, und Bigman fragte, wobei er verächtlich die Oberlippe hochzog: »Ist irgendeiner von diesen Punkten dort der Sirius, Lucky?«
    »Nein«, sagte Lucky, »wir suchen im Augenblick die südliche Himmelshalbkugel ab, und Sirius befindet sich auf der nördlichen. Möchtest du Kanopus sehen?«
    »Nein«, sagte Bigman. »Warum sollte ich?«
    »Ich dachte nur, er könnte dich interessieren. Kanopus ist der zweithellste Stern, und du könntest so tun, als wäre er Sirius.« Lucky lächelte leicht. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher