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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
Autoren: Olov Svedelid
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Mann, der, wie ich wußte, in der Zelle indische Philosophie zu lesen pflegte.
    Er wurde gesucht, und früher hätte ich mich wahrscheinlich auf ihn gestürzt und ihn auf das nächste Revier geschleppt. Ich hätte mich keinen Deut darum geschert, daß es Sonntag war und Frühling und warm und sonnig und daß ich mit meiner Familie unterwegs war.
    Er stand auf der Fahndungsliste, und er wäre wieder hinter Gitter gewandert, und dann hätte Virena sagen dürfen, was sie wollte.
    Das einzige, woran ich nun dachte, war, ob ich ihn eventuell auf ein Stück Kuchen einladen sollte. Schließlich gab es ja noch andere, die ihn verhaften konnten, oder er würde sich selbst stellen. Entweder ich war träger geworden und weniger pflichtbewußt oder auch klüger. Eigentlich war es egal.
    Immer mehr Leute strömten nach Skansen, und ich hoffte für das Museum, daß es den Frühling und Sommer über so bleiben möge, damit die Verluste nicht allzu hoch sein würden. Die knauserigen Behörden meinten ja, Skansen könne einen Teil der finanziellen Schwierigkeiten durch Sponsoring lösen. »Unsere neugeborenen Bärenbabies heißen Volvo und Pripps.«
    »Warum drehst du dich dauernd um?« fragte Virena.
    »Das habe ich gar nicht gemerkt«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Was ist los mit dir?«
    »Nervosität. Wenn man bald von Bohnensuppe und gekochtem Gras leben soll, brennt einem der ganze Körper.«
    Das war eine blöde Erklärung, aber sie ließ sie gelten. Es wurde ein langer Nachmittag, und Elin vom Spielplatz wegzulotsen, erforderte diplomatisches Geschick von höchstem UN-Niveau. Sie freundete sich mit einem Lämmchen an, und ich verfluchte mich selbst zum hundertstenmal, weil ich keinen Fotoapparat mitgenommen hatte.
    Nicht mehr nach hinten schauen. Nicht mehr an den denken, der mich beobachtet. Elin sah Elefanten und Wölfe und Luchse und Moschusochsen und mochte am liebsten eine weiße Taube, die sie auf ein paar Brotkrumen einladen konnte. Die Affen waren so lustig, wie Affen zu sein haben, und das Aquarium mit all seinen exotischen Fischen hochinteressant. Am Terrarium mit den Schlangen ging Virena schnell vorbei, und auch ich hatte keine Lust, mir die Reptilien anzusehen. Ich war solchen Biestern einmal so nahe gewesen, daß ich bei ihrem Anblick immer noch ein ungutes Gefühl bekam.
    Wir beschlossen den Tag in der Mondhalle. Speziallampen ließen die Nachttiere glauben, es wäre ihre Zeit, und sie sprangen herum und jagten in dem aufgebauten Terrain. Es herrschte ein seltsames, gespenstisches Licht da drinnen …
    Gespenstisch! Die Menschen in der Halle erschienen mit einemmal unwirklich. Karsten hatte von Wiedergängern gesprochen. Jemand stieß mich in den Rücken, ich hörte eine gemurmelte Entschuldigung, ein anderer stand dicht vor mir, und ich meinte, einen Geruch nach feuchter Erde wahrzunehmen. Wiedergänger, frisch aus dem Grab …
    Ja, ich war wohl leicht überarbeitet. Ausgebrannt. Fertig. Die Tiere schwirrten in dem seltsamen, bleichen Licht umher, und die Gesichter der Menschen schienen Gespenstern zu gehören. Die Angst kroch aus ihrer finsteren Höhle, und ich hatte das Gefühl, mein Hemd verwandele sich auf der Brust in einen Panzer. Es war idiotisch. Verrückt. Aber irgend jemand da drinnen war hinter mir her, wollte mir etwas Böses antun.
    »Ich warte draußen«, flüsterte ich.
    »Wir sind auch gleich soweit«, wandte Virena ein.
    »Nehmt euch ruhig Zeit. Ich stehe dann vor dem Eingang.«
    Ich wollte einen Augenblick allein sein und lehnte mich an die Außenwand. Schluß mit den Phantasien! Es gelang mir, mich in den zehn Minuten Wartezeit einigermaßen zu erholen. Ich lächelte Virena entgegen und hoffte, daß es nett und glaubwürdig aussah.
    »Ich mußte mal auf die Toilette«, erklärte ich.
    Wir machten uns langsam auf den Heimweg. Es wurde allmählich Abend, man grüßte sich auf der Straße, und die Biertrinker suchten nach ihren Kneipen. Im Komödientheater gab man ein Stück von Moberg, und die Leute standen in einer kleinen Schlange auf dem Bürgersteig, um noch Restkarten zu ergattern.
    »Nächstes Jahr will Elin bestimmt ins Tivoli«, vermutete Virena.
    »Wenn es um die Achterbahn geht, miete ich jemanden, der mitfährt.«
    »Was bist du bloß für ein Polizist, der Angst hat, Achterbahn zu fahren?«
    »Einer von der alten, vernünftigen Sorte, der etwas dagegen hat, wenn sich ihm der Magen umdreht.«
    Die Fähre kam und spuckte eine Menge Leute aus, bevor wir an Bord gehen konnten. Es
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