Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
unvorsichtig mit einigen Papieren. Er begriff, welche Rolle ich spielte. Ich stach ihn nieder, und ein paar zuverlässige Männer besorgten den Rest. Die Stimme dieses Schwächlings am Telefon zu imitieren, war kein Problem. Für uns gibt es keine Probleme. Kraft und Entschlossenheit sind auf unserer Seite.«
    »Du hast dich selbst angezündet und zusammenschlagen lassen, nur um uns zu täuschen?«
    »Was kümmern mich ein paar Brandwunden! Memmen wie du würden zögern. Wir zögern nie!«
    Simon schaute auf die Uhr. Bald würde sie abgeholt werden. Hier war nicht der richtige Ort für ein Verhör, und sie mußte nicht antworten. Trotzdem fragten wir weiter.
    »Ich glaube, du täuschst dich«, sagte ich. »Der Fall wird große Aufmerksamkeit erregen. Jede Zeitung wird über euch verdammte Nazis schreiben. Im Fernsehen wird es Beiträge geben. Jeder wird merken, wie wahnsinnig ihr seid!«
    Sie lachte, und dabei floß ihr der Geifer aus dem Mund.
    »Alles, was publiziert wird, ist für uns von Vorteil. Die Jugendlichen mögen Stärke und Mut. Wir haben gewagt zu tun, wovon sie nur träumen. Wir wollen die weiße Macht, und das wollen die Jungen auch. Wenn sie Filme über den Zweiten Weltkrieg sehen, glaubst du, daß sie sich mit den Schwächlingen identifizieren, die umherirren wie die Kaninchen und auf den Tod warten? Nein, sie bewundern die SS-Männer in den schmucken schwarzen Uniformen und den glänzenden Stiefeln. Dort ist Stärke und Macht und Roheit. Die anderen zittern vor ihren Blicken. Die gesunde Jugend will lieber Löwe als Kaninchen sein.«
    Ihre Stimme bekam einen Klang, der bewies, daß sie an das, was sie sagte, auch glaubte.
    »Sperrt uns doch ein! Das macht uns nichts aus. Wir werden zu Märtyrern für eine große Sache, und wir geben ein Beispiel für Tausende und Abertausende von Jugendlichen. Sie schreiben Gedichte für uns, sie ehren uns und lesen Messen für uns. Und die Zeit des Löwen wird kommen, und wir werden unsere Gegner vernichten, wie es das Recht des Löwen ist, und wir werden alle unterlegenen Rassen ausrotten, die Schuld daran sind, daß unsere Nation verdirbt, denn es ist auch des Löwen Recht, für Reinheit zu sorgen. Stärke und Macht und unsere Ideale geben uns das Recht des Löwen.«
    Sie sah uns an und schnaubte.
    »Ihr beiden! Ihr glaubt, daß ihr etwas erreicht habt. Daß ihr uns geschadet habt. Aber auf die Dauer habt ihr uns einen großen Dienst erwiesen. Ihr seid weniger wert als Kaninchen. Ihr seid wie kleine Flöhe!«
    Zwei Männer brachten eine Trage herein, um sie wegzubringen.
    »Flöhe beißen«, sagte Simon. »Ich hoffe, daß es lange juckt.«
    Wir saßen wieder in der Cafeteria des Krankenhauses und schwiegen lange. Keiner wollte zugeben, daß ihn die Haßtiraden erschreckt hatten. War alles, was sie gesagt hatte, falsch? Oder hatte sie in gewissen Punkten recht? Würde die unverhüllte Ideologie der Gewalt noch mehr Jugendliche anziehen, wenn sie durch den kommenden Prozeß in die Medien gelangte?
    »Ach, zum Teufel, ich glaube an die Vernunft. Woran soll man sonst glauben? Kommst du mit ins Büro?«
    »Nein. Ich habe jetzt Urlaub. Muß noch ein bißchen in der Wohnung herumbasteln. Ich danke dir, daß du in der Zwischenzeit meinen Umzug erledigt hast.«
    »Der Rest, also das, was in dem falschen Speditionsauto gelandet ist, folgt morgen. Übrigens, was meinst du mit Urlaub?«
    »Ich bin noch lange nicht okay. Ich bin so müde, daß ich kaum noch weiß, wie ich heiße. Morgen früh ruhe ich mich aus, und am Samstag fahre ich nach Skebo, um mich ein paar Tage zu erholen. Dann nehmen Virena und ich unser neues Heim in Besitz. Ist das kein Grund, Urlaub zu machen?«
    Als ich in die Wohnung kam, ließ ich alles liegen, wie es war, und setzte mich auf den Balkon. Ein leichter Wind kühlte mir die Stirn. Ich war tatsächlich furchtbar müde, aber es war eine angenehme, entspannte Müdigkeit. Ich lebte, und ein neues Kapitel sollte beginnen.
    Ich war dem Tod ziemlich nahe gewesen. Wäre beinahe in Ausübung meiner Pflicht gefallen, wie es so schön hieß. Gestorben im Dienst. Großes Begräbnis und ergreifende Reden. Man hätte mich vielleicht zu einem Märtyrer für die gute Sache gemacht. Aber das wäre nicht in meinem Sinne gewesen. Es spielte keine Rolle, ob die Sache gut oder schlecht war. Ich mochte keine Märtyrer.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher