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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
Autoren: Olov Svedelid
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Gespenster zu sehen. Mein Mißtrauen ging so weit, daß ich nicht einmal mehr an die Versprechen glaubte, die Steuern würden gesenkt.
    Aber irgend jemand starrte mich an.
    Obwohl es noch gar nicht so spät war, hatte sich am Eiswagen schon eine lange Schlange gebildet, und ich konnte mich umschauen, ohne daß es auffiel. Elin hatte in einem Gebüsch ein paar Grauspatzen entdeckt und zog Virena mit sich. War es der mit dem buschigen schwarzen Schnurrbart, der mich beobachtete? Jetzt schaute er in eine andere Richtung, aber … Oder der ältere Herr mit den scharfgeschnittenen Zügen und dem graniten Kinn? Oder vielleicht die Frau, die an eine Laterne gelehnt stand und eine Zigarette rauchte? Das kleine Rattengesicht mit dem zurückgekämmten weißen Haar? Jeder konnte es sein. Und ich war sicher – einer war es.
    Von den Enten konnte Elin gar nicht genug bekommen, und sie schrie jedesmal vor Vergnügen, wenn die gefiederten Körper ganz in unserer Nähe abtauchten. Vor den erwachsenen Bären, die auf den Hinterbeinen standen und kauten, hatte sie ein wenig Angst, aber die kleinen fand sie süß, und Virena gab ihr recht.
    Ich ließ den Orientierungsplan wie aus Versehen fallen, bückte mich und sah mich schnell um. War da nicht ein dunkles Augenpaar direkt auf mich gerichtet? Aber andere Personen traten dazwischen, und ich war mir nicht sicher, zu wem die Augen gehört hatten.
    Es konnten ja auch mehrere sein, um mich zu täuschen. Eine Gang junger Männer mit muskulösen Oberarmen und schwellendem Brustkorb? Sie hatten die glatten, ausdruckslosen Gesichter, die sich bezahlte Gorillas zulegen. Wenn sie Gefühle haben, dürfen diese niemals gezeigt werden. Es geht darum, genauso kaltherzig zu küssen wie zuzuschlagen.
    »Nach wem schaust du denn die ganze Zeit?« erkundigte sich Virena.
    »Nach keinem besonderen. Ich dachte, ich hätte einen Typen gesehen, der vor ein paar Jahren einmal bei uns gearbeitet hat, aber ich habe mich wohl getäuscht.«
    Es wurde Zeit, etwas zu essen, und wir bewegten uns langsam und auf Umwegen in Richtung der alten Handwerkerstadt, wo es ein kleines, gemütliches Gartenlokal gab. Ich wollte eigentlich in ein richtiges Restaurant gehen, aber Virena meinte, das wäre zu teuer.
    »Wir essen hier nur eine Kleinigkeit. Dafür holen wir uns lieber heute abend etwas Gutes aus dem Kühlfach.«
    Wir saßen auf Gartenstühlen, aßen Fisch und tranken ein Helles dazu. Ich mußte an ein paar große Beefsteaks denken, die meinem Magen guttun würden, dabei fiel mir ein, daß ich mich für die nächsten Wochen auf Grütze und Linsen würde einstellen müssen. Ein großer Ernährungsschock stand mir bevor. Heute abend jedoch sollte es noch einmal ein schönes großes Beefsteak sein und dazu ein Glas Rotwein. Ich hatte mir den Urlaub auf alle Fälle verdient.
    Stand da nicht einer in der Nähe des Eingangs und beobachtete uns? Ich war nicht sicher und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Als ich den Blick das nächste Mal in die Richtung schweifen ließ, war die Person verschwunden. Ich begann, mich unwohl zu fühlen, wie wenn man spürt, daß eine Erkältung im Anzug ist.
    Hatte »Martensson« irgend etwas mit der Sache hier zu tun? Oder der Mann mit der Reibeisenstimme? Beide vielleicht? Was sollte das heißen, daß Karsten zu schnell für sie gewesen war? War er ins Ausland geflohen? Das schien eine mögliche Erklärung zu sein.
    Wenn er solche Angst hatte, brauchte er ja nur nach Arlanda zu fahren und das erste Flugzeug wohin auch immer zu nehmen.
    »Woran denkst du«, wollte Virena wissen.
    »Daran, wie schön es ist, hier in der Sonne zu sitzen und mit dir und Elin zu speisen.«
    »Du sahst aber bekümmert aus.«
    »Das ist angeboren. Als meine Mama mit mir schwanger ging, wurde sie von einem Polizisten erschreckt.«
    Eine Stunde später traf ich wirklich einen Bekannten. Henrik Larsson, sechsundfünfzig Jahre alt. war aus einer offenen Anstalt geflohen. Hier saß er mit einer etwa gleichaltrigen Frau und trank Kaffee in einem Gartenlokal. Sie schienen glücklich zu sein und unterhielten sich lächelnd. Andere hätte er durch seinen unkleidsamen Bart und eine schlechtsitzende Perücke vielleicht täuschen können, aber ich hatte ihn in den vielen Jahren mindestens ein halbes dutzendmal festgenommen und kannte ihn wie einen Bruder. Er war einer der kleinen Diebe, die nichts anderes gelernt haben, als einzubrechen und zu stehlen und die Beute dann an einen Hehler zu verschleudern. Ein stiller
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