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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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verzweifelt an die Titanstreben klammerte, sah, wie die Stützbalken einknickten und sich von der Schachtwand lösten. Clay neben ihm keuchte schwer und hatte Mühe, sich an einer Sprosse festzukrallen.
    Hatch, dem Angst und Adrenalin neue Kräfte verliehen, begann weiter nach oben zu steigen. Direkt über ihm kletterte Bonterre, die ebenfalls schwer atmete. Hatch folgte ihr und zog den Reverend Stück für Stück nach.
    Die Sprossen der Leiter wurden immer glitschiger vom Regen, und je näher sie der Oberfläche kamen, desto mehr mischte sich das Heulen des Sturmes in das Gurgeln des Wassers und das Knacken der Streben. Der Einsturz der Grube schritt rasch voran. Hatch spürte, wie ihm der Regen ins Gesicht prasselte, der ihm nach der feuchten Kälte im Schacht geradezu warm vorkam. Aus der Tiefe stieg abermals ein heftiges Beben herauf, das sich auf die gesamte Leiter übertrug. Die Konstruktion gab ein fast menschlich anmutendes Gekreische von sich, als zahllose Streben auf einmal brachen. Die Leiter riß aus ihren letzten Verankerungen und schwankte im Dickicht der abgeknickten Stützrohre von einer Seite des Schachtes zur anderen.
    »Weiter!« schrie Hatch Bonterre über ihm zu. Als er selbst wieder losklettern wollte, sah er zu seinem Entsetzen, daß die Bolzen im zentralen Träger der Leiter wie die Knöpfe einer Jacke ausrissen. Der nächste Erdstoß ließ selbst die Verankerungen des Orthanc erbeben. Mit einem lauten Knall zerbarst eines der großen Beobachtungsfenster, dessen Scherben auf die Wassergrube herabprasselten.
    »Vorsicht!« schrie Hatch und schloß die Augen vor dem Hagel aus Glassplittern und Metallteilen. Dann hatte er das Gefühl, als neige sich die ganze Welt zur Seite. Er riß die Augen wieder auf und sah, daß die Leiterkonstruktion in sich zusammenklappte. Mit einem gewaltigen Ruck, der Hatch den Magen bis in die Kehle drückte, sackte die gesamte Leiter im Getöse reißender Streben und platzender Bolzen ein paar Meter nach unten. Clay gelang es gerade noch, sich an einer Sprosse festzukrallen. Seine Füße baumelten bereits über dem Abgrund.
    »Springen Sie auf die Balken!« schrie Hatch und tastete nach einem der letzten Stützbalken, die noch fest in der Schachtwand verankert war. Bonterre tat das gleiche. Hatch packte Clay um die Hüfte und hievte ihn erst auf eine Titanstrebe und dann auf die alten Holzbalken, die noch vom ursprünglichen Ausbau der Grube stammten.
    »Schaffen Sie es?« fragte er Clay.
    Der Reverend nickte.
    Als Clay auf einem der Balken saß, kletterte Hatch hinterher und suchte auf dem glitschigen Holz nach Halt. Zwei der Balken unter seinen Füßen gaben nach, dann ein dritter. Hatch strampelte um sich. Er griff nach oben und schaffte es, sich am Rand der Plattform unterhalb des Orthanc festzuhalten. Mit Bonterres Hilfe hievte er Clay hinauf an die Oberfläche, dann kletterte er selbst aus dem Schacht und ließ sich entkräftet ins regennasse Gras fallen.
    Als Hatch sich wieder aufrappelte, konnte er im Süden sehen, wie das Meer durch eine Lücke im Kofferdamm flutete. Dicke Regenwolken zogen vor dem bleichen Mond vorbei, der mit seinem fahlen Licht die kochende See rings um Ragged Island beleuchtete. Die Riptide zog den Schaum weit hinaus aufs Meer.
    Ein donnerndes Krachen hinter Hatch ließ ihn sich umdrehen. Weil ihm sein Fundament nun vollends weggebrochen war, neigte sich der Orthanc zur Seite und stürzte mit einem lauten Krachen ein.
    »Schnell! Zur Pier!« schrie Hatch.
    Er und Bonterre nahmen den Reverend in ihre Mitte und hasteten den schlammigen Pfad hinunter zu Island One. Im Laufen drehte Hatch sich um und sah, wie der Beobachtungsturm nach unten sackte, die Plattform unter sich zermalmte und in der Wassergrube verschwand. Polternd wie ein Güterzug raste er den Schacht hinunter, begleitet vom Platschen des Wassers und einem seltsamen Knacken, mit dem die letzten Holzbalken reihenweise abknickten. Eine gelbliche Wolke aus Wasserdampf und pulverisiertem Erdreich stieg aus dem Schacht in dichten Schwaden hinauf in den Nachthimmel.
    So rasch sie konnten, liefen Hatch, Bonterre und Clay am verlassenen Basislager vorbei zur Pier. Weil diese im Windschatten der Insel lag, hatte ihr der Sturm nichts anhaben können. An ihrem Ende tanzte das Beiboot der »Cerberus« wie verrückt in der aufgewühlten See.
    Einen Augenblick später waren sie schon an Bord. Hatch tastete nach dem Zündschlüssel, drehte ihn um und stieß einen erleichterten Schrei aus, als
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