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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Bretter über den Schacht legen und installierte darauf eine große, dampfgetriebene Pumpe. Als es ihm damit nicht gelang, das Meerwasser aus der Grube zu entfernen, baute er über der Öffnung des Schachtes einen primitiven Bohrturm auf, wie man ihn im Kohlebergbau verwendet. Der Bohrer drang durch den Boden des Schachts und durchstieß in einer Tiefe von einundfünfzig Metern eine Schicht Holzplanken, bevor er nicht mehr weiterkam. Als man den Bohrkopf aus dem Loch holte und untersuchte, fand man an seinen zu Bruch gegangenen Schneiden rostige Metallspäne und im Bohrkern Kitt, Zement und eine Menge Fasern, die man nach einer genauen Untersuchung als Kokos identifizierte. Dieses - auch »Manilagras« genannte Material, das ausschließlich in den Tropen wächst, wurde auf den damaligen Schiffen als Füllstoff verwendet, um die Ladung vor dem Verrutschen zu bewahren. Kurz nach diesem Fund ging die Bath Expeditionary Salvage Company bankrott, und Parkhurst mußte die Arbeiten auf Ragged Island einstellen.
    Im Jahr 1840 wurde die Boston Salvage Company gegründet, die bald darauf begann, in der Nähe der Wassergrube einen dritten Schacht zu graben. In einer Tiefe von zweiundzwanzig Metern stieß dieser unerwartet auf einen alten Seitentunnel, der offenbar hinüber zur Wassergrube führte. Durch diesen Gang füllte sich der neue Schacht allerdings so rasch mit Wasser, daß er kurze Zeit später in sich zusammenbrach. Unbeirrt von diesem Rückschlag legte man einen weiteren, sehr breiten Schacht in etwa dreißig Metern Entfernung an, der später unter dem Namen Boston-Schacht bekannt werden sollte. Anders als seine Vorläufer, führte der Boston-Schacht nicht senkrecht, sondern leicht schräg hinab in die Erde. In einer Tiefe von zwanzig Metern stießen die Schatzsucher auf felsigen Untergrund, gruben den Schacht aber dennoch weitere fünfzehn Meter in die Tiefe, was wegen des Einsatzes von Spezialbohrern und Sprengstoff enorm hohe Kosten verursachte. Schließlich trieben sie einen horizontalen Gang bis zu einer Stelle vor, von der sie annahmen, daß sie sich unter dem Boden der Wassergrube befand. Hier stießen sie auf Grubenholz und erkannten, daß der alte, mit Erde gefüllte Schacht noch nicht zu Ende war. Sie gruben weiter und stießen in neununddreißig Metern Tiefe auf eine weitere Plattform aus Eichenholz. Diese ließen sie zunächst an Ort und Stelle, um erst einmal zu beratschlagen, ob sie das Holz am nächsten Tag entfernen sollten oder nicht. In der Nacht jedoch wurden die Schatzgräber von einem lauten unterirdischen Poltern aus dem Schlaf gerissen. Sie eilten zu ihrem Schacht und stellten fest, daß der Boden der Wassergrube mit solcher Wucht durchgebrochen war, daß es Wasser und Schlamm bis zu einem Umkreis von zehn Metern rings um den Einstieg zum Boston-Schacht herausgeschleudert hatte. Im Schlamm fand man einen krude gefertigten Metallbolzen, wie er als Beschlag für mit Eisenbändern zusammengehaltene Seekisten Verwendung fand.
    Im Lauf der nächsten zwanzig Jahre wurde über ein Dutzend neuer Schächte gegraben, von denen man hoffte, sie würden die unter der Wassergrube vermutete Schatzkammer erreichen. Alle diese Schächte liefen mit Wasser voll oder stürzten ein. Vier weitere Schatzsucherfirmen gingen pleite. In einigen Fällen behaupteten die Arbeiter, die sich im letzten Moment hatten retten können, daß die Überflutung ihrer Schächte keine natürliche Ursache gehabt habe, sondern auf einen diabolischen Mechanismus zurückzuführen sei, den die Erbauer der Wassergrube zum Schutz ihres Schatzes ersonnen hatten.
    Der amerikanische Bürgerkrieg ließ die Grabungsarbeiten ein paar Jahre lang ruhen. Dann, im Jahr 1869, sicherte sich eine neugegründete Firma die Grabungsrechte auf Ragged Island. Dem Vorarbeiter der Schatzsucher, einem Mann namens F. X. Wrenche, fiel auf, daß der Wasserstand in der Grube sich im Einklang mit Ebbe und Flut hob und senkte. Er schloß daraus, daß der Schacht selbst und seine Wasserfallen durch einen Tunnel mit dem Meer in Verbindung stehen mußten. Wenn es gelänge, diesen Tunnel zu finden und abzudichten, könnte man die Grube trockenlegen und den Schatz gefahrlos bergen. Um den Verbindungsstollen zu finden, ließ Wrenche rings um die Wassergrube mehr als ein Dutzend Sondierungsschächte von unterschiedlicher Tiefe anlegen. Einige dieser Schächte trafen auf horizontal verlaufende Tunnels und Spalten im Fels, die Wrenche mit Hilfe von Sprengungen abdichtete.
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