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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Dennoch gelang es ihm nicht, einen Verbindungstunnel zürn Meer zu finden, so daß die Grube mit dem Schatz weiterhin unter Wasser stand. Schließlich ging der Firma das Geld aus. Wrenche und seine Leute mußten die Arbeiten einstellen; ihre zurückgelassenen Gerätschaften setzten in der salzigen Seeluft langsam Rost an.
    Anfang der achtziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts gründete ein Konsortium von Industriellen aus Kanada und England die Gold Seekers Ltd. Starke Pumpen und neuartiges Bohrgerät .wurden zusammen mit großen Dampfmaschinen auf die Insel gebracht. Die Firma machte mehrere Versuchsbohrungen in der Wassergrube, bis sie am 23. August 1883 den entscheidenden Durchbruch schaffte. An diesem Tag traf der Bohrkopf auf die Eisenplatte, an der fünfzig Jahre zuvor Parkhursts Bohrer gescheitert war. Die neuen Schatzsucher versahen ihr Gerät mit einem Diamantkopf und heizten die Dampfmaschinen auf volle Leistung an. Diesmal überwand der Bohrer die Eisenplatte und fraß sich in einen soliden Block aus einem weicheren Metall. Als man den Bohrkern untersuchte, fand man darin eine lange schwere Spirale aus purem Gold zusammen mit dem Fetzen eines verrotteten Pergaments, auf dem zwei Bruchstücke von Sätzen lesbar waren. Sie lauteten: »Seide, kanarischer Wein, Elfenbein«, und: »John Hyde verfault am Galgen von Deptford.«
    Eine halbe Stunde nach dieser Entdeckung explodierte einer der massiven Dampfkessel, wobei ein irischer Heizer ums Leben kam und ein Großteil des technischen Geräts zerstört wurde. Dreizehn weitere Arbeiter wurden verletzt, und Ezekiel Harris, einer der Firmenchefs, verlor bei dem Unfall sein Augenlicht. Kurz darauf ereilte auch die Gold Seekers Ltd. ihr Schicksal: Wie alle ihre Vorgängerinnen ging auch diese Firma bankrott.
    Um die Jahrhundertwende herum versuchten drei weitere Unternehmen ihr Glück an der Wassergrube. Obwohl ihnen keine so spektakulären Funde gelangen wie Gold Seekers Ltd., wollten diese Unternehmen mit neuartigen Pumpen und durch Sprengung von wasserführenden Stollen die Insel trockenlegen. Einer dieser Firmen gelang es sogar unter Einsatz sämtlicher Pumpen, den Wasserspiegel in einigen Schächten bei Ebbe um etwa sieben Meter zu senken. Arbeiter, die man in diese Schächte hinabließ, klagten über Kopfschmerzen, einige von ihnen wurden von den giftigen Gasen sogar ohnmächtig und mußten bewußtlos nach oben gehievt werden. Bei Sprengungsarbeiten Anfang September 1907 verlor ein Mann bei der vorzeitigen Explosion einer Ladung beide Beine und einen Arm. Als zwei Tage später ein starker Nordoststurm die Hauptpumpe zerstörte, wurden die Arbeiten eingestellt.
    Obwohl danach keine Gesellschaften zum Heben des Schatzes mehr gegründet wurden, versuchten immer wieder einzelne Fanatiker ihr Glück und begannen, auf Ragged Island zu graben. Schließlich war die Insel so durchlöchert, daß niemand mehr sagen konnte, welcher der unzähligen vollgelaufenen Schächte überhaupt die ursprüngliche Wassergrube war. Schließlich gaben all die Schatzsucher auf und überließen Ragged Island den Fischadlern und Vogelkirschenbüschen. Der Boden der Insel war ein unsicheres und gefährliches Terrain geworden, das von den auf dem Festland lebenden Menschen gemieden wurde.
    Im Jahr 1940 wurde Alfred Westgate Hatch Senior, ein wohlhabender Finanzier aus New York, der zusammen mit seiner Familie den Sommer in Maine verbrachte, auf Ragged Island aufmerksam. Bald war Hatch von der Insel so fasziniert, daß er sich intensiv mit ihrer Geschichte beschäftigte, die allerdings nur sehr spärlich dokumentiert war, denn keine der Schatzgräberfirmen hatte es für nötig erachtet, genaue Aufzeichnungen zu führen. Sechs Jahre später erwarb Hatch die Insel von einem Grundstücksspekulanten und zog mit seiner Familie nach Stormhaven.
    Auch für A. W. Hatch Senior sollte die Beschäftigung mit der Wassergrube zu einer Obsession werden, die ihn, wie so viele seiner Vorgänger, schließlich in den finanziellen Ruin trieb. Nach zwei Jahren waren die Geldreserven der Familie aufgebraucht, und Hatch sah sich gezwungen, seinen persönlichen Bankrott zu erklären. Er fing an zu trinken und verstarb bald darauf. Sein Sohn, der damals erst neunzehnjährige A. W. Hatch Junior, mußte ganz allein für den Lebensunterhalt der Familie sorgen.

1
    Juli 1971
    Der Sommer fing an, Malin Hatch zu langweilen. Zwar hatten er und Johnny mit großem Vergnügen am Morgen ein Hornissennest am alten Brunnenhaus
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