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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Eisendeck, auf dem verrostete Rohre, zerbrochene Zahnräder und gefährlich aussehende Knäuel von Kabeln und Drähten herumlagen. Malin begann, zwischen dem alten Gerümpel nach goldblitzenden Piratendublonen zu suchen. Er glaubte, daß der Freibeuter Red Ned Ockham so reich gewesen sein mußte, daß er seine Dublonen überall auf der Insel verstreut hatte. Schließlich sollte Red Ned ja Gold im Wert von vielen Millionen Dollar auf der Insel vergraben haben, zusammen mit dem geheimnisumwitterten St.-Michaels-Schwert, einer reich mit Edelsteinen verzierten Waffe, die angeblich allein durch ihren Anblick jemanden töten konnte. Von Red Ned ging die Sage, daß er einem Mann die Ohren abgeschnitten und sie als Einsatz bei einem Würfelspiel verwendet habe. Eine Sechstkläßlerin namens Cindy hatte sogar einmal behauptet, daß es in Wirklichkeit die Hoden des Mannes gewesen seien, aber Malin hatte ihr das nicht geglaubt. Ein andermal soll Red Ned im Suff einem Mann den Bauch aufgeschlitzt, den Kerl über Bord geworfen und an seinen eigenen Gedärmen so lange hinter seinem Schiff herzogen haben, bis ihn die Haie aufgefressen hatten. Die Schulkinder von Stormhaven wußten noch eine Menge ähnlicher Schauergeschichten über Red Ned zu erzählen.
    Johnny, der von dem Wrack genug hatte, winkte Malin, ihm auf die Felsen am Fuß der Klippen zu folgen. Über ihnen erhob sich ein hoher Erdwall in den Himmel, aus dem die Wurzeln von längst abgestorbenen Fichten wie knorrige alte Finger ragten. Das obere Ende der Klippe verlor sich in der Nebeldecke. An manchen Stellen, wo die alljährlichen Herbststürme ihren Tribut gefordert hatten, waren Teile des Walls eingefallen und abgerutscht.
    Weil es im Schatten der Klippen ziemlich kühl war, gingen die beiden Jungen rasch weiter. Johnny, den seine Funde in gespannte Aufregung versetzt hatten, eilte seinen eigenen Warnungen zum Trotz schnellen Schrittes voraus. Ab und zu blieb er stehen, rief Malin herbei und fuchtelte, während er ihn auf angespülte Hummerbojen, zerrissene Reusen, wettergebleichte Holzplanken oder anderes Strandgut hinwies, mit seinem Knochen wild in der Luft herum. Ihre Mutter, das wußte Malin genau, würde das alte Ding, sobald sie es gefunden hatte, in hohem Bogen ins Meer hinaus werfen.
    Schließlich entdeckte Johnny eine Öffnung in den Klippen unmittelbar vor ihnen, wo der Sturm der letzten Woche offenbar ein Stück Hang hatte abrutschen lassen. Er rannte darauf zu und verschwand aus Malins Gesichtskreis.
    Malin, dem es gar nicht gefiel, wenn er seinen Bruder nicht mehr sah, beeilte sich, ihm hinterherzukommen. Er spürte eine leichte Bewegung in der Luft. Bevor sie in den Dunst rings um Ragged Island eingetaucht waren, hatte zwar die Sonne geschienen, aber es war durchaus möglich, daß sich da draußen inzwischen ein Unwetter zusammenbraute. Der Wind war kalt, und Malin vernahm, wie das Meer sich jetzt lauter an den Riffen vor der Insel brach. Die Flut war kurz vor ihrem Höhepunkt. Vielleicht war es gescheiter, wenn sie zurückfuhren.
    Auf einmal hörte Malin einen lauten Schrei und befürchtete einen schrecklichen Augenblick lang, daß Johnny auf den glitschigen Felsen ausgerutscht sein und sich wehgetan haben könnte. Aber dann wiederholte sich der Schrei, und Malin wurde klar, daß sein Bruder ihn zu sich rief. Rasch kletterte er über die letzten Felsen und sah Johnny vor einem großen Granitbrocken stehen, den offenbar der Erdrutsch aus der Klippe gelöst hatte. Hinter dem Stein stand Johnny mit weit aufgerissenen Augen, einen Ausdruck ungläubigen Staunens im Gesicht.
    Zuerst fehlten Malin die Worte. Das Abrutschen des Klippenrandes hatte die Öffnung eines Stollens freigelegt, die vorher wohl von dem Granitblock verschlossen gewesen war. Das Loch war gerade groß genug, um sich in den Stollen zu quetschen, aus dem ein schwacher Strom klamm-kühler, abgestanden riechender Luft herausdrang.
    »Das ist ja irre!« rief er und rannte auf die Klippe zu.
    »Ich habe den Zugang zum Schatz gefunden!« triumphierte Johnny, der vor Aufregung ganz außer Atem war. »Ich wette mein letztes Geld, daß da drinnen das Gold ist. Na, was sagst du nun, Malin?«
    »Das mit der Insel war meine Idee«, entgegnete Malin trotzig. Johnny sah ihn mit einem überheblichen Grinsen an. »Kann schon sein«, sagte er und nahm seinen Schulranzen vom Rücken. »Aber ich habe den Stollen entdeckt. Und ich habe die Streichhölzer mitgebracht.«
    Malin blickte neugierig in den Tunnel
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