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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Prolog
    Sie war eigentlich viel zu schön, um sich mit dem Schlamm dieser rauchverhangenen Ebene des Abgrundes abzugeben. Ihr Gesicht war gut geschnitten, ihre Züge fein gemeißelt; glänzende, ebenholzfarbene Haut ließ sie wie eine zum Leben erwachte Skulptur aus Obsidian aussehen.
    Die Geschöpfe um sie herum, schleimige Schnecken und Kreaturen mit Fledermausflügeln, beobachteten jede ihrer Bewegungen, behielten sie mißtrauisch im Auge. Selbst die größten und stärksten unter ihnen, gigantische Monster, die eine Stadt von beträchtlicher Größe vernichten konnten, hielten Abstand, denn das Aussehen konnte trügerisch sein. Obgleich diese Frau nach den Maßstäben der grauenhaften Ungeheuer des Abgrundes zart, ja sogar zerbrechlich wirkte, war sie in der Lage, jedes der Monster, die sie argwöhnisch beäugten, mühelos zu vernichten – oder auch zehn oder fünfzehn von ihnen zugleich.
    Die Ungeheuer wußten dies und stellten sich ihr nicht in den Weg. Sie war Lloth, die Spinnenkönigin, die Göttin der Drow, der Dunkelelfen. Sie war das fleischgewordene Chaos, ein Instrument der Vernichtung, ein Ungeheuer wie die anderen, nur hinter einer zarten und schönen Fassade verborgen.
    Lloth durchquerte unbeirrt eine Region, in der sich große, dicke Pilze inmitten des schwappenden Schlammes auf kleinen Inseln zusammendrängten. Sie schritt unbekümmert von Insel zu Insel, und sie trat so leicht auf den gurgelnden Schlamm, daß nicht einmal die Unterseiten ihrer zarten schwarzen Sandalen besudelt wurden. Sie fand viele der stärksten Bewohner dieser Ebene schlafend in Pilzhainen vor, darunter sogar Tanar'ri, und weckte sie grob. Jedesmal erwachten die reizbaren Kreaturen mit einem Knurren und versprachen dem Störenfried ewige Folterqualen, und jedesmal waren sie dann erleichtert, daß Lloth von ihnen nur eine einzige Antwort auf eine einzige Frage erwartete.
    »Wo ist er?« fragte sie immer wieder, und obgleich keines der Monster den genauen Aufenthaltsort des großen Unholdes kannte, so wiesen ihre Antworten Lloth doch den Weg, wiesen ihr die Richtung, bis sie schließlich die Bestie fand, nach der sie gesucht hatte. Es war ein riesiger, zweibeiniger Tanar'ri mit einer Hundeschnauze, den Hörnern eines Stieres und enormen, lederartigen Flügeln, die er hinter seinem mächtigen Körper zusammengefaltet hatte. Er sah außerordentlich gelangweilt aus, wie er da in einem Sessel saß, den er aus einem der Pilze geschnitzt hatte. Seinen grotesken Kopf hatte er in die Hand gestützt. Mit dreckigen, gekrümmten Klauen kratzte er sich rhythmisch über die bleiche Wange, und in der anderen Hand hielt er eine vielschwänzige Peitsche, die ab und an zuckte und gegen die Seite des Pilzsessels klatschte, wo jene geringere Kreatur kauerte, die er sich für diesen Moment der Ewigkeit zur Folterung ausgewählt hatte.
    Das kleine Wesen jaulte und winselte erbärmlich und zog sich dadurch einen weiteren schmerzhaften Hieb zu.
    Plötzlich grunzte das Monster, hob wachsam den Kopf und spähte mit roten Augen prüfend in den Nebelschleier, der um den Pilzthron herumwaberte. Etwas war in der Nähe, etwas Mächtiges.
    Lloth trat in sein Blickfeld, ohne ihren Schritt zu verlangsamen, während sie das Ungetüm, das größte in diesem Gebiet, forschend musterte.
    Ein kehliges Knurren kam über die Lippen des Tanar'ri – Lippen, die sich erst zu einem bösen Lächeln verzogen und dann ärgerlich erschlafften, als er entdeckte, was da seinen Schlupfwinkel betrat. Zuerst hielt der Unhold Lloth für ein Geschenk, eine herumirrende Dunkelelfin, die sich weit von der materiellen Ebene und ihrem Zuhause entfernt hatte. Das Monstrum brauchte jedoch nicht lange, um die Wahrheit zu erkennen.
    Es schoß mit unglaublicher Schnelligkeit und Geschmeidigkeit aus dem Sessel hoch, so daß es mit seinen ganzen zwölf Fuß über dem Eindringling aufragte.
    »Setz dich, Errtu«, befahl ihm Lloth mit ungeduldiger Geste. »Ich bin nicht gekommen, um dich zu vernichten.«
    Wieder knurrte der stolze Tanar'ri, aber er machte keine Bewegung auf Lloth zu, denn er wußte sehr wohl, daß sie mit Leichtigkeit tun konnte, was sie gerade behauptet hatte nicht vorzuhaben. Nur um ein wenig seines Stolzes zu bewahren, blieb Errtu stehen.
    »Setz dich!« stieß Lloth plötzlich heftig hervor, und ehe Errtu es noch recht merkte, fand er sich bereits auf seinem Thron wieder. Frustriert griff er zu seiner Peitsche und prügelte die schniefende Kreatur, die an seiner Seite

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