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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels
Autoren: R. A. Salvatore
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nicht die Klinge eines Feindes oder die Klauen eines Monsters sein Leben verkürzten, würde er zusehen müssen, wie Catti-brie alt wurde, würde sehen, wie sie aus seinem Leben verschwand.
    Drizzt beobachtete jetzt, wie sie das gepolsterte Wehrgehenk ablegte und den metallenen Halsschutz öffnete. Unter der Polsterung trug sie oberhalb ihrer Taille nur ein einfaches Hemd aus leichtem Material. Es war jetzt feucht vom Schweiß und klebte an ihr.
    Sie war eine Kriegerin, dachte Drizzt, aber sie war auch eine schöne junge Frau, wohlgeformt und stark, mit der Energie eines Fohlens, das gerade laufen lernte, und einem Herzen voller Leidenschaft.
    Das Geräusch entfernter Essen, das plötzlich lauter werdende Klirren von Hämmern auf Stahl, hätte Drizzt darauf aufmerksam machen sollen, daß die Tür des Raumes sich geöffnet hatte, aber dies drang einfach nicht bis in das abgelenkte Bewußtsein des Drow vor.
    »He!« erscholl plötzlich ein Brüllen. Drizzt wandte sich um und sah Bruenor in den Raum stürmen. Er erwartete fast, daß der Zwerg, Catti-bries übermäßig besorgter Adoptivvater, ihn zur Rede stellen würde, wo bei den Neun Höllen Drizzt da hinguckte, und der Seufzer des Drow zeugte von Erleichterung, als Bruenor, dessen feuerroter Bart vor Speichel schäumte, statt dessen zu einer Tirade über Siedelstein anhob, die barbarische Siedlung südlich von Mithril-Halle.
    Dennoch merkte der Drow, wie er rot wurde (und er hoffte, daß seine ebenholzfarbene Haut dies verbarg), als er den Kopf schüttelte, sich sein weißes Haar zurückstrich und ebenfalls damit begann, sich seiner Übungskleidung zu entledigen.
    Catti-brie kam herüber und schüttelte dabei ihre kastanienbraune Mähne, um die Schweißtropfen loszuwerden. »Berkthgar macht wieder Schwierigkeiten?« fragte sie – sie meinte Berkthgar den Tapferen, den neuen Häuptling von Siedelstein.
    Bruenor schnaubte. »Berkthgar kann gar nicht anders, als Schwierigkeiten machen!«
    Drizzt blickte zu der wunderschönen Catti-brie auf. Er wollte sich nicht vorstellen, wie sie alt wurde, obgleich er wußte, daß sie mit mehr Anmut altern würde als die meisten.
    »Er ist stolz«, erwiderte Catti-brie, »und er hat Angst.«
    »Pah!« gab Bruenor zurück. »Wovor soll er denn Angst haben? Er hat hundert starke Männer um sich herum, und es ist kein Feind zu sehen.«
    »Er hat Angst, nicht vor dem Schatten seines Vorgängers bestehen zu können«, erklärte Drizzt, und Catti-brie nickte.
    Bruenor stockte mitten in seinem Gepolter und dachte über die Worte des Drow nach. Berkthgar lebte im Schatten Wulfgars, des größten Helden, den die barbarischen Stämme des fernen Eiswindtales je gekannt hatten. Der Mann, der Dracos Eisiger Tod getötet hatte, den weißen Drachen; der Mann, der im zarten Alter von zwanzig Jahren die wilden Stämme vereint und ihnen eine bessere Lebensweise gezeigt hatte.
    Bruenor glaubte nicht, daß irgendein Mensch aus Wulfgars Schatten herausragen konnte, und sein ergebenes Nicken zeigte, daß er dieses Argument verstand. Trauer glomm in seinem stahlgrauen Auge, denn Bruenor konnte nie an Wulfgar denken, ohne traurig zu werden.
    »Bei welchem Punkt macht er denn Schwierigkeiten?« fragte Drizzt und versuchte, das heikle Thema zu wechseln.
    »Bei dieser ganzen verdammten Allianz«, schnaufte Bruenor.
    Drizzt und Catti-brie tauschten einen neugierigen Blick. Das ergab natürlich keinen Sinn. Die Barbaren von Siedelstein und die Zwerge von Mithril-Halle waren bereits Verbündete und arbeiteten Hand in Hand. Bruenors Volk schürfte das kostbare Mithril und formte es zu wertvollen Gegenständen, und die Barbaren wickelten den Handel mit den Kaufleuten der nahegelegenen Städte ab, mit Nesme am Trollmoor oder dem östlich gelegenen Silbrigmond. Die beiden Völker, Bruenors und Wulfgars, hatten gemeinsam gekämpft, um Mithril-Halle von den üblen grauen Zwergen, den Duergar, zu säubern, und die Barbaren waren aus ihrer weitentlegenen Heimat im Eiswindtal hergekommen und hatten nur aus dieser festen Freundschaft und Allianz mit Bruenors Clan heraus beschlossen hierzubleiben. Es ergab keinen Sinn, daß Berkthgar Schwierigkeiten machte, nicht, wenn ein Angriff der Drow bevorstand.
    »Er will den Hammer«, erklärte Bruenor.
    Das erklärte alles. Der Hammer war Wulfgars Hammer, der mächtige Aegisfang, den Bruenor selbst während der Jahre, in denen der junge Mann Frondienste für den rotbärtigen Zwerg ableisten mußte, als Geschenk für Wulfgar
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