Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Forderung, die keine Priesterin der Spinnenkönigin abzulehnen gewagt hätte.
    Sie hörte das laute Klacken fester Stiefel auf dem Boden hinter sich und das Klimpern einer Fülle von Juwelen, und sie brauchte sich nicht umzuwenden, um zu wissen, daß Jarlaxle hereingekommen war.
    »Habt Ihr getan, was ich Euch aufgetragen habe?« fragte sie, während sie weiterhin die Arbeit an der Kuppeldecke beobachtete.
    »Seid ebenfalls gegrüßt, Erste Oberin Mutter«, erwiderte der stets sarkastische Söldner. Das brachte Baenre dazu, sich zu ihm umzuwenden, und sie runzelte finster die Stirn, so wie sie und viele der herrschenden Frauen Menzoberranzans es stets taten, wenn sie den Mann musterten.
    Er trat auf wie ein Pfau – anders konnte man es nicht beschreiben. Die Dunkelelfen von Menzoberranzan, insbesondere die niederen Männer, trugen gewöhnlich unauffällige, praktische Kleidung, Roben in dunklen Farben, die mit Spinnen oder Spinnweben verziert waren, oder einfache Wämser unter geschmeidigen Kettenhemden. Und fast immer trugen sowohl männliche als auch weibliche Drow tarnende Pi wafwis, dunkle Umhänge, die sie vor den forschenden Augen ihrer vielen Feinde verbergen konnten.
    Doch nicht so Jarlaxle. Sein Kopf war kahlrasiert und fast immer von einem lächerlichen breitkrempigen Hut bedeckt, in dem die riesige Schwanzfeder eines Diatryma-Vogels steckte. Statt eines Mantels oder einer Robe trug er ein glänzendes Cape, das in allen Regenbogenfarben glitzerte, sowohl im Licht als auch in jenem Bereich, den wärmesehende Augen wahrnehmen konnten. Seine ärmellose Weste war so kurz geschneidert, daß sie seine festen Bauchmuskeln freiließ, und er trug eine Vielzahl von Ringen, Halsketten, Armbändern und sogar Fußkettchen, die unaufhörlich klimperten – aber nur, wenn der Söldner dies wollte. Genau wie bei seinen Stiefeln, die so deutlich auf dem harten Fußboden der Kapelle zu hören gewesen waren, konnte auch das Geräusch des Zierats völlig unterbunden werden.
    Oberin Baenre bemerkte, daß die übliche Augenklappe des Söldners heute über seinem linken Auge lag, aber was dies zu bedeuten hatte – wenn überhaupt –, wußte sie nicht.
    Denn wer konnte schon wissen, was für eine Magie in dieser Augenklappe lag oder in jenem Geschmeide und den Stiefeln oder in den beiden Stäben, die er in seinem Gürtel trug, und in dem guten Schwert, das neben ihnen hing? Die Hälfte dieser Gegenstände, und sogar einer der Stäbe, wie Oberin Baenre vermutete, waren wahrscheinlich Attrappen, denen keine oder nur sehr wenig magische Macht innewohnte, außer der Eigenschaft, völlig lautlos zu werden. Die Hälfte von allem, was Jarlaxle tat, war reiner Bluff, aber die andere Hälfte war hinterlistig und absolut tödlich.
    Das war der Grund, warum dieser pfauenhafte Söldner so gefährlich war.
    Das war der Grund, warum Oberin Baenre Jarlaxle so sehr haßte und warum sie ihn so sehr brauchte. Er war der Anführer von Bregan D'aerthe, einem dichten Netz von Spionen, Dieben und Mördern. Es waren hauptsächlich gesetzlose Männer, die ihre Hauszugehörigkeit verloren hatten, als ihre Familien in einem der vielen Kriege zwischen rivalisierenden Häusern ausgelöscht wurden. Die Mitglieder von Bregan D'aerthe waren ebenso geheimnisvoll wie ihr Anführer. Sie waren nicht bekannt, aber sie waren dennoch sehr mächtig – so mächtig wie der Großteil der etablierten Häuser der Stadt –, und sie waren geschickt.
    »Was habt Ihr alles erfahren?« fragte Oberin Baenre grob.
    »Ich würde Jahrhunderte brauchen, um das auszuspucken«, erwiderte der freche Gesetzlose.
    Baenres rotglühende Augen wurden schmal, und Jarlaxle erkannte, daß sie nicht in der Stimmung für seine Frivolitäten war. Er wußte, daß sie Angst hatte, und wenn er die Katastrophe bedachte, die sich während des Hohen Rituals ereignet hatte, dann war dies durchaus gerechtfertigt.
    »Ich kann keine Verschwörung entdecken«, gestand der Söldner ehrlich ein.
    Oberin Baenre riß die Augen auf, und sie wäre fast zurückgetaumelt, so sehr hatte sie die geradlinige Antwort überrascht. Sie hatte natürlich Zauber gewirkt, die es ihr erlaubten, jede direkte Lüge des Söldners zu erkennen. Und selbstverständlich wußte Jarlaxle dies. Diese Zauber störten den gewieften Söldnerführer aber offensichtlich wenig. Jarlaxle war imstande, sich um jede Frage so herumzuwinden, daß er niemals wirklich die Wahrheit sagte, ohne dabei jedoch direkt zu lügen.
    Diesmal allerdings
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher