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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schlug.
    Clay ließ sich auf die kleine Plattform hinab, deren Metallgitter feucht und glitschig war. Neidelman, der an der Sprosse darunter hing, heulte vor Wut auf. Mit einem plötzlichen Energieschub wuchtete er sich auf die Wartungsplattform hinauf. Clay, der ihn nicht daran hindern konnte, achtete wenigstens darauf, daß sich die Leiter zwischen ihm und dem Kapitän befand; dann leuchtete er ihn mit seiner Taschenlampe an.
    Neidelmans schmutziges, verschwitztes Gesicht hatte in dem hellen Lichtstrahl eine erschreckend bleiche Färbung. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und Clay hatte den Eindruck, einen zerstörten und ausgezehrten Menschen vor sich zu haben, der sich nur noch aufgrund seines unbezwingbaren Willens auf den Beinen hielt. Neidelmans rechte Hand zitterte merklich, als er an seinen Klettergurt griff und das Schwert aus der Scheide zog.
    Clay starrte die Waffe mit einer Mischung aus Angst und Neugierde an. Das Heft war berückend schön und mit riesigen Edelsteinen besetzt, aber die Klinge bestand aus einem häßlichen, violett schimmernden Metallstück mit vielen Einkerbungen, Kratzern und Flecken.
    »Treten Sie beiseite, Reverend«, krächzte Neidelman. »Ich will nichts von Ihnen. Hatch ist mein Feind, den ich bezwingen muß.«
    »Hatch ist nicht Ihr Feind.«
    »Hat er Sie geschickt, um mir das zu sagen?« Neidelman hustete abermals. »Was für eine Ironie des Schicksals: Macallan habe ich auf ganzer Linie geschlagen, doch Hatch habe ich unterschätzt -ebenso wie seine verräterischen Helfershelfer. Kein Wunder, daß er seinen Freund Truitt unbedingt bei den Grabungen unten im Schacht dabei haben wollte. Und Ihre Protestaktion war auch nur ein Störmanöver, das mich vom öffnen der Schatzkammer abhalten sollte.« Er starrte Clay mit brennenden Augen an.
    »Sie sind ein toter Mann«, erklärte Clay ruhig. »Genauso wie ich. Ihren Körper können Sie nicht mehr retten, aber vielleicht ist es ja für Ihre Seele noch nicht zu spät. Dieses Schwert ist die Waffe des Teufels. Werfen Sie es in den Abgrund, wo es hingehört.«
    »Sie Idiot«, zischte Neidelman und bewegte sich auf Clay zu. »Die Waffe des Teufels, sagen Sie? So ein Blödsinn. Hatch hat mich um meinen Schatz gebracht, aber dieses Schwert gehört mir. Ich habe mein halbes Leben lang danach gesucht.« »Aber dieses Schwert hat Sie bereits umgebracht«, erwiderte Clay ruhig.
    »Nein, das hat es nicht. Aber Sie wird es töten, wenn Sie mich jetzt nicht sofort durchlassen.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte Clay und hielt sich an der Leiter fest, die wieder zu beben begann.
    »Dann stirb, du Narr!« schrie Neidelman.
    Er richtete sich auf und schwang das gewaltige Schwert in Richtung auf Clays Kopf.

62
    Hatch legte den nutzlos gewordenen Geigerzähler weg und starrte durch die Dunkelheit zum Ausgang des Schachtes, wo noch vor einer Minute das Licht von Clays Taschenlampe den Schatten der Leiterkonstruktion an die Wand des Tunnels geworfen hatte. Es war ein Pistolenschuß durch das Rauschen des Wassers gehallt. Seitdem wartete Hatch in quälender Ungewißheit. Sein Bedürfnis, nach vorn zu schleichen und einen kurzen Blick in den Schacht zu werfen, war kaum zu bändigen, aber er wußte, daß selbst ein kurzer Augenblick in der Nähe des St.-Michaels-Schwerts den sicheren Tod bedeuten würde.
    Hatch drehte sich um zu Bonterre. Er spürte die Spannung in ihrem Körper und hörte, wie unregelmäßig sie atmete.
    Auf einmal drangen die Geräusche eines wilden Kampfes herauf. Hatch hörte einen Schuß, dann einen Knall von Metall, das gegen Metall schlug, einen gräßlichen Schrei - wer hatte ihn ausgestoßen? und schließlich unverständliches Gerede. Dann gellte ein weiterer Schrei voller Schmerz und Verzweiflung durch den Schacht, der immer leiser wurde und schließlich im Brüllen des Wassers unterging.
    Wie gelähmt kauerte Hatch am Boden des Tunnels und lauschte dem Stöhnen, das aus dem Hauptschacht zu ihm drang. Dann war der Strahl der Taschenlampe am Eingang des Tunnels zu sehen. Das Gestöhne, das sich mit angestrengten Atemzügen abwechselte, kam langsam näher. Jemand kletterte mühsam den Schacht herauf.
    Hatch spannte alle Muskeln in seinem Körper an, während ihm mit unerbittlicher Schärfe klar wurde, was er zu tun hatte: Wenn Clay es nicht geschafft hatte, Neidelman aufzuhalten, dann mußte es jemand anderer tun; und dieser andere war er selbst.
    Er spürte, wie sich neben ihm Bonterre bereit machte. Sie hatte wohl
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