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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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denselben Gedanken gehabt wie er. »Unterstehen Sie sich«, sagte er.
    »Fermez-la!« rief sie. »Ich lasse Sie nicht…«
    Bevor Bonterre sich noch in Bewegung setzen konnte, sprang Hatch auf und rannte stolpernd auf den Ausgang des Tunnels zu. Kurz bevor der Stollen in den Schacht mündete, blieb er stehen und holte noch einmal Luft. Von hinten konnte er Bonterres Schritte hören. Er sprang hinaus auf die Metallbrücke, bereit, Neidelman zu packen und mit sich in die Tiefe zu reißen.
    Einen Meter unter sich sah er Clay, der sich langsam die Leiter heraufquälte. Er atmete schwer und hatte eine große offene Wunde an der linken Schläfe.
    Erschöpft zog sich der Reverend an der letzten Sprosse vor der Brücke hoch. Hatch gab ihm die Hand. In diesem Moment kam auch Bonterre aus dem Stollen. Gemeinsam hievten sie Clay auf die Brücke und brachten ihn in den schützenden Tunnel.
    Dort lehnte sich der Reverend erschöpft an die Wand. Er ließ den Kopf sinken und legte schwer atmend die Hände auf die Oberschenkel.
    »Was ist passiert?« fragte Hatch.
    Clay hob den Kopf.
    »Ich habe ihm das Schwert abgenommen«, sagte er mit entrückter Stimme, »und es in die Grube geworfen.«
    »Und Neidelman?«
    »Er… er ist ihm hinterhergesprungen.«
    Einige Sekunden lang herrschte Stille zwischen den dreien.
    »Sie haben uns das Leben gerettet«, meinte Hatch schließlich. »Ich sehe mir jetzt Ihre Wunde an, und dann bringen wir Sie nach oben und in ein Krankenhaus.«
    Clay winkte müde ab. »Bitte, Dr. Hatch, lassen Sie das. Sagen Sie mir die Wahrheit und lassen Sie mich in Würde sterben.« Hatch sah ihm in die Augen. »Medizinisch kann man nichts mehr für Sie tun, Reverend. Außer natürlich Ihre Schmerzen lindern.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen Ihr Opfer irgendwie entgelten«, sagte Bonterre.
    Clay lächelte. Es war ein seltsames Lächeln, das halb bedauernd, halb euphorisch wirkte. »Ich wußte genau, was ich tat. Es war kein Opfer, sondern ein Geschenk.«
    Er wandte sich wieder an Hatch. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Meinen Sie, daß Sie mich noch lebend aufs Festland bringen können? Ich würde mich gerne von Claire verabschieden.«
    Hatch wandte sich ab. »Ich werde mein Bestes tun«, murmelte er.
    Es war Zeit zum Aufbrach. Sie verließen den Tunnel und tasteten sich über den schwankenden Laufsteg hinüber auf die Leiterkonstruktion. Hatch half Bonterre auf die Sprossen und wartete, bis sie angefangen hatte, nach oben zu klettern. Als er ihr hinterhersah, zuckte ein Blitz über den Himmel und tauchte den Orthanc, der wie eine schwarze Erscheinung hoch oben über dem Ausgang des Schachtes aufragte, in ein gespenstisches Licht. Regenwasser und locker gewordenes Erdreich stürzten den Schacht hinab.
    »Und jetzt Sie!« rief Hatch Clay zu.
    Der Reverend gab ihm die Taschenlampe, griff langsam in die Sprossen der Leiter. Mühselig begann er nach oben zu klettern. Hatch sah ihm eine Weile zu, dann drehte er sich um. Er hielt sich mit einer Hand am Geländer der Plattform fest und leuchtete mit der Taschenlampe hinunter in die Grube. Fast hatte er Angst vor dem, was der Lichtstrahl ihm enthüllen würde, aber Neidelman und das Schwert waren verschwunden. Ein starker Ruck ging durch die Plattform, so daß Hatch sich beeilte, den anderen hinterherzusteigen. Allzu rasch hatte er Clay eingeholt, der sich nach Luft ringend an eine der Titansprossen klammerte und eine Rast einlegen mußte. Wieder wurde die Leiterkonstruktion von einem Beben erfaßt; sie stöhnte und ächzte, als wolle sie gegen die schlechte Behandlung protestieren.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte Clay. »Klettern Sie ohne mich weiter.«
    »Nehmen Sie die Taschenlampe!« rief Hatch. »Und dann legen Sie den anderen Arm um meinen Hals.«
    Clay schüttelte den Kopf.
    »Tun Sie, was ich sage!«
    Clay gehorchte, und Hatch hievte ihn Sprosse für Sprosse weiter hinauf. Im Licht der Taschenlampe konnte er Bonterre erkennen, die mit besorgter Miene nach ihnen Ausschau hielt. »Weiter!« keuchte Hatch und zwang sich, nach der nächsten Sprosse zu greifen. Als er und Clay bei der Fünfzehn-MeterPlattform anlangten, wagte er es nicht, eine Pause zu machen, sondern stieg ohne Unterbrechung weiter, obwohl ihm sämtliche Muskeln weh taten.
    Wieder erschütterte ein starker Ruck die Leiter, und ein Windstoß aus der Tiefe wirbelte feuchten Sprühnebel herauf. Mit einem lauten metallischen Kreischen riß ein Stück der Leiter unter ihnen ab. Hatch, der sich
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