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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein
Autoren: Andreas Steinhöfel
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es plötzlich doch genug für alle, und seitdem ist ganz Deutschland eine Bananenrepublik.
    Irina schob sich zu uns an den Tisch, ein Glas Sekt in der Hand, die Augen fest auf den Polizistenkumpel vom Bühl gerichtet, der gemeinsam mit ihr Trauzeuge gewesen war. Er hieß Sebastian, und ich fand ihn total sympathisch, weil er gern und oft lachte. Jetzt lachte er auch, am anderen Ende des Raums, aber leider mit irgendeiner Polizistin, und deshalb hatte Irina mal wieder Para-Neujahr.
    Â»Männer sind so kompliziert!«, schimpfte sie leise. »Der guckt mir einfach nicht an! Jetzt sagt, seh ich schlecht aus, oder was?«
    Â»Das Kleid ist sehr bunt«, sagte Oskar.
    Irina schaut besorgt an sich runter. »Meinst du, hm? Ist eigenes Modell, hab ich genannt Russischer Frühling, weil es ist wie Explosion von viele Hundert Blüten in Taiga.«
    Â»Es sieht aus, als hättest du die Taiga gleich mit in die Luft gejagt«, sagte Oskar.
    Â»Ach ja?« Irinas Augen blitzten. »Oskarchen, du weißt, ich mag dir, aber soll ich sagen, was man macht mit Jungen, die neun Mal so klug sind wie du?«
    Â»Man verleiht ihnen Nobelpreise«, sagte Oskar und ließ sich elegant vom Tisch gleiten. Sven folgte ihm, als wäre er mit einem Gummiband an ihm befestigt, und beide gingen zu einem Grüppchen in bester Hochzeitslaune, das aus Berts und Maja und Svens Eltern bestand. Garantiert redeten die über die Ostsee. Berts schaute kurz auf, sah mich und grinste mir zu. Selbst über die Entfernung konnte man sehen, dass seine Nase immer noch ziemlich blau war. So einer Nase geht es offenbar genauso wie mir mit Mathe; sie kommt mit Brüchen einfach nicht zurecht. Direkt neben dem Grüppchen quatschte Lars mit dem Mommsen, der ihn, seit er dieses Ding da im Treppenhaus umgehauen hatte, für einen Helden hielt. Ich seufzte zufrieden und schaufelte mir das vierte Stück Kuchen auf den Teller.
    Â»Sag ich dir was, Rico.« Irina starrte jetzt wieder auf Sebastian. »Wenn es mit den da nicht klappt, warte ich einfach, bis du in passendes Alter für mich bist.«
    Â»Aber ich werde immer jünger sein als du«, sagte ich mit vollem Mund.
    Â»Wer erzählt so einer Quatsch? Frauen werden dreißig und dann nicht mehr älter.«
    Â»Und Männer?«
    Â»Werden acht oder neun, und ab dann sie wachsen nur noch. Aber der Sebastian würde ich trotzdem nehmen. Brauch ich schließlich ein Typ, der mir ab und zu in meine neue Wohnung besucht.«
    Â»Du ziehst um?«
    Â»Na, hab ich gehört von ist was frei geworden, ganz in Nähe von hier.« Irina zeigte auf den Kiesling. »Wohn ich vielleicht bald über den da.«
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. Vor Überraschung fiel mir fast der letzte Happs Kuchen aus dem Mund.
    Â»Du mietest Fitzkes Wohnung?«
    Â»He, steht noch nicht völlig fest, okay? Aber sieht verdammt gut aus. Genau wie diesen Sebastian. Schnapp ich mir jetzt!«
    Sie stürzte den Sekt hinunter, stellte das Glas neben mir ab und segelte wie ein Schlachtschiff auf Sebastian zu, an Oskar vorbei, der gerade zurückkam, um sich wieder neben mich zu setzen. Eine Minute später tanzte sie langsam mit Sebastian an uns vorbei und grinste uns triumphierend an. Oskar und ich hoben beide einen Arm und winkten.
    Â»Hey, coole Uhr!«, rief Sebastian Oskar zu.
    Â»Ist von meinem Vater!«, rief Oskar zurück. Wenn Glücklichsein einen schwer machen würde, wäre er längst durch den Fußboden gebrochen und in Richtung Erdkern unterwegs gewesen. Ich legte einen Arm um ihn, weil Kumpels so was tun und weil ich mich so für ihn freute und weil ich mich gleichzeitig für mich freute, und es machte BLITZ!, und Sven hatte ein Foto von uns geschossen.
    Â»Von da drüben bitte auch.« Ich zeigte zum Tisch von Mama und dem Bühl, an dem ein etwas älteres, freundlich dreinblickendes Ehepaar saß. »Seht ihr die? Das sind meine neuen Großeltern. Sie sagen Frederico zu mir, aber sonst sind sie ganz nett.«
    Â»Und die Eltern von deiner Mutter?«, sagte Oskar.
    Â»Sind nicht eingeladen. Wenn ich vierzehn bin, kriege ich ihre Adresse und kann sie anrufen oder so, aber Mama hat gesagt, größere Überlebenschancen hätte ich, wenn ich Bobo nach einer oder zwei Wochen Futterentzug im Tierheim besuche.«
    Oskar grinste bloß und gebärdete schnell für Sven. Gebärden war sein neuestes Hobby, und
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