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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein
Autoren: Andreas Steinhöfel
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lecker.
    Â»Heiraten Sie eigentlich auch irgendwann?«, sagte ich kauend. »Und kann ich dann trotzdem noch ab und zu reinschauen, wegen Miss Marple und dergleichen?«
    Â»Ehm, ich …« Der van Scherten kriegte rote Ohren. »Ich würde eine auf Langfristigkeit angelegte, amtlich besiegelte Bindung tatsächlich in Erwägung ziehen. Allein, Madame verhält sich diesbezüglich noch ein wenig kapriziös.«
    Â»Was ist das?«
    Â»Launisch.«
    Â»Und was ist mit Miss Marple?«
    Â»Ich liebe Miss Marple«, sagte der van Scherten. »Aber weißt du, wen ich regelrecht verehre? Sherlock Holmes! Was meinst du, sollen wir uns die schönen alten Schwarz-Weiß-Filme mit ihm mal anschauen?«
    Sherlock Holmes hatte sich freundlicherweise seit Tagen nicht mehr in meinem Kopf gemeldet, genauso wenig wie die Bingotrommel. Ich vermisste sie beide nicht, aber ich schluckte die Antwort runter, nahm mir noch ein Müffelchen und nickte bloß.
    Frau Dahling griff nach den faltigen Händen vom van Scherten. Sie verpasste jedem der vielen kleinen Flecken darauf einen Knutscher und blinzelte mir zu, als wollte sie sagen: Lass ihn ruhig noch eine Weile denken, ich wäre kapriziös. Aber sobald er gelernt hat, wie man eine Küche wieder in Ordnung bringt …

    Die Hochzeitsfeier fand an einem Samstag statt, laut Ulf Brauscher bei aufgelockerter Bewölkung und vierundzwanzig Grad. Mama trug ein champagnerfarbenes Kleid, das Irina, natürlich in aller Heimlichkeit und unter mordsmäßig zusätzlichem Stress, für sie genäht hatte. Das Kleid war eher schlicht, also ohne Schleierschleppe und dergleichen dran, aber es machte eine total gute Figur. Während Mama und der Bühl zwischen den Gästen herumspazierten, um hier mit jemandem zu reden und dort mit jemandem zu lachen, guckte ich immer mal wieder, ob man schon eine kleine Babywachstumsbauchbeule sehen konnte, aber angeblich geht das am Anfang nicht so schnell. Was eigentlich ganz gut so ist, weil ich immer noch nicht weiß, ob ich lieber ein Brüderchen oder ein Schwesterchen hätte.
    Â»Ich würde einen Bruder nehmen«, sagte Oskar. »Mädchen sind zu kompliziert.«
    Er saß zwischen mir und Sven auf dem Tisch mit den vielen Kuchen und Torten drauf. Wir wippten alle drei gleichzeitig mit den Beinen, Sven knipste mit seiner Kamera durch die Gegend, Oskar schaute sich bloß aufmerksam alles an, als könnte man sogar von einer Hochzeitsfeier was lernen, und ich hielt mich vorsichtshalber an der Tischkante fest. Musik und Gelächter und Kaffeeduft erfüllten die Luft, Leute wirbelten und wuselten umher, und ich hatte Schiss, dass wegen den vielen Eindrücken die Bingotrommel loslegen könnte und Oskar mir ein Schild um den Hals hängen müsste, auf dem stand: Wegen Überforderung geschlossen! Vielen Dank für Ihren Besuch, versuchen Sie es später noch mal!
    Mama hatte das Gemeindezentrum für die Feier gemietet, und der Laden platzte aus allen Nähten vor lauter Gästen. Die komplette Dieffe 93 war eingeladen, und bis auf die RBs, die irgendwo eine angeblich wichtigere Hochzeitsfeier besuchten, was ja wohl die Frechheit des Jahrhunderts war, und Massoud, der immer noch in Teheran war, waren alle gekommen. Und dann waren da noch Polizistenkumpels vom Bühl, russische Freundinnen und Freunde von Irina, jede Menge Mädels aus dem Nachtclub, in dem Mama und Irina gearbeitet hatten, plus ein Dutzend graue Hummeln, die hier alles liebevoll geschmückt hatten. Luftschlangen und bunte Luftballons hingen von der Decke, auf den Tischen standen kleine Blumenvasen und Schalen mit Nüsschen, und hinter einer kleinen Anlage standen der Kiesling und Ulf Brauscher, beide mit ihren Sonnenbrillen auf, und sie waren die coolsten DJs der Welt, mit Musik von ABBA und dergleichen aus südwestlicher Richtung und mit Frau Dahling als ihrem größten Fan. Ulf Brauscher hatte ihr vorhin einen Kuss auf die Stirn gegeben, und der van Scherten hatte gesagt, wenn sie so weiterflirtete, würde er aus Protest Nüsschen essen, dann müsste sie ihn nämlich ins Krankenhaus bringen und wäre weg von diesem Filou.
    FILOU
: Ein nichtsnutziger Knallkopf. In der DDR gab es Knaller und Feuerwerkskörper, die ebenfalls Filou hießen. Die DDR war früher der Teil von Deutschland ohne Bananen. Zuletzt musste sie wegen Obstmangel leider aufgegeben werden, aber dann gab
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