Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein
Autoren: Andreas Steinhöfel
Vom Netzwerk:
wenn –«
    Â»Wir müssen uns beeilen«, unterbrach ihn Maja.
    Eine Minute später verschwanden sie hinter der Ampel in die Grimmstraße. Blink, blink – und weg!
    So schnell ist alles anders.
    Am Samstag erfuhr ich, warum Maja Berts ins Wort gefallen war, und ich erfuhr, warum der Bühl dauernd zu seinem Aquarium unter der Decke raufgeguckt hatte. Ich saß am Schreibtisch und heftete mein frisch ausgedrucktes Tagebuch ab. Das erste, über Mister 2000, steckte in einem Ordner mit Spiderman vorne drauf, auf dem zweiten, über Mamas Erpressung, war Batman. Das neue war mit Wolverine von den X-Men. Oskar hatte mir beim Zusammenstellen von den vielen einzelnen Teilen geholfen, sonst wäre ich durchgedreht.
    Mama kam rein, als wäre sie gerade zufällig im Flur an meinem Zimmer vorbeigegangen und hätte gedacht, ach, wenn ich schon mal hier bin, kann ich ja mal nachgucken, ob mein geliebtes Kind noch lebt und ob es vergnügt ist. Also total unauffällig.
    Sie schob sich zwischen den überall herumstehenden Steinkartons durch. Jeden einzelnen davon hatte Oskar vor ein paar Tagen ausgeräumt, die Steine untersucht und sie wieder eingeräumt, bis zuletzt klar gewesen war, dass Fitzke – bestimmt nicht als erster Mensch auf der Welt – einen Granat mit einem Rubin verwechselt hatte. Sellawie … Oskar hatte vorgeschlagen, den Granat Justin in seine Untersuchungshaft zu schicken, damit der ihn dort auf die Fensterbank legen und jeden Tag bewundern konnte. Vom Bühl hatten wir erfahren, dass Justin eingesperrt bleiben würde – er hatte mehr Vorstrafen, als Fleißbienchen in Oskars Matheheften klebten, und jetzt war das Maß voll. Auch sellawie.
    Mama setzte sich auf mein Bett und klopfte mit einer Hand neben sich auf die Decke. Sie war immer noch braun von der Sonne auf Sri Lanka, obwohl der Urlaub jetzt schon fast zwei Wochen her war.
    Â»Komm mal zu mir, bitte«, sagte sie.
    Porsche, der neben dem Schreibtisch lag, stellte sofort die Öhrchen hoch. Er war zwar nicht gemeint, aber er sprang trotzdem aufs Bett. Da rollte er sich wieder zusammen, sein Kinn gegen Mamas Bein gekuschelt. Ich setzte mich neben sie und sah sie abwartend an. Ihre Hände lagen ausgestreckt auf ihren Oberschenkeln, und während ich wartete, dass sie endlich fertig lächelte und loslegte, bemerkte ich, dass keine Klebchen auf den Fingernägeln waren, und dann fiel mein Blick auf das Armband mit dem goldenen Herzchen vom Bühl für ihre Verliebung. Jetzt war ein Anhänger mehr daran. Mir wurde ganz schummerig. Der neue Anhänger war ein winziger goldener Ring.
    Â»Ihr heiratet«, sagte ich.
    Â»Nächste Woche«, sagte Mama.
    Mein lieber, lieber Schwan!
    Â»Vor ein paar Tagen hast du noch gesagt, irgendwann vielleicht. Und jetzt geht es auf einmal ganz schnell?«
    Â»Na ja … Wenn man zu lange wartet, ist es nicht mehr romantisch. Und wenn man sich zu schnell entscheidet, bleibt es womöglich nicht lange romantisch.«
    Ich hatte nur romantisch verstanden, aber das reichte ja auch. Ich platzte fast vor Aufregung.
    Â»Kriegst du ein weißes Kleid mit Schleppe?«
    Â»Wir heiraten nur standesamtlich, Schatz. Du weißt doch, ich hab’s nicht so mit der Kirche. Außerdem haben Irina und ich uns überlegt, um Geld zu sparen, die Einweihungsfeier für die Boutique mit der Hochzeitsfeier zusammenzulegen.«
    Ich überlegte. »Wenn du und der Bühl verheiratet seid, zieht er dann zu uns?«
    Â»Viel besser: Wir haben mit Simons Vermieter geredet. Er verkauft uns die Wohnung im Vierten. Es gibt einen Durchbruch nach hier oben mit Wendeltreppe. Wie bei den Kesslers, weißt du?«
    Extrem cool! Eine Wendeltreppe durchs Aquarium … Ich lehnte mich zufrieden zurück. Besser ging’s nicht.
    Aber womöglich schlechter. Mama holte tief Luft. Da kam also noch was, und damit rechnete ich schon seit Tagen. Sie wollte mir schonend mitteilen, dass Fitzkes Sammlung irgendwann verschwinden musste. Es waren viel zu viele Steine, um sie in meinem Zimmer zu verteilen, aber ewig die Kartons herumstehen zu haben war auch doof. Ich hatte schon überlegt, sie auf dem Dachgarten zu verteilen. Aber das fühlte sich erstens nicht richtig an, und wer will zweitens schon eine Steinhalde auf dem Dach haben?
    Â»Wegen den Kartons …«, begann ich.
    Aber Mama schüttelte den Kopf.
    Dann schüttelte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher