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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein
Autoren: Andreas Steinhöfel
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inzwischen konnte er es schon total gut. Sven nickte und schoss sofort mehrere Fotos.
    BLITZ! KNIPS! … BLITZ!
    Â»Es ist übrigens bald sechzehn Uhr«, sagte Oskar mit einem Blick auf seine Uhr. »Ich sollte dich erinnern. Wegen deiner Verabredung.«
    Â»Okay, dann muss ich jetzt los.«
    Â»Findest du den Weg alleine?«
    Â»Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, weißt du es.«
    Â»Ich hole dich ab, egal wo«, sagte Oskar. »Und wenn es in der explodierten Taiga ist. Aber erst ab fünf.«
    Um fünf wollten alle – alle! – rüber in die Körtestraße, um die neue Boutique zu bewundern, in der wir noch heute morgen geputzt und gewienert und alles auf Hochglanz gebracht hatten. Es war ein schöner Laden geworden – klein, aber fein. Ab Montag würden Mama und Irina dort arbeiten. Ob der Laden laufen würde, hatte Mama gesagt, stand in den Sternen, aber ich hatte das Gefühl, dass alle Sterne uns gerade gut gesinnt waren.
    Ich schob mich vom Tisch und ging los. Oskar fasste Sven bei der Schulter und zeigte auf eine Tischreihe, unter der Afra und Mele herumkrochen, auf der Suche nach Schnürsenkeln, die sie verknoten konnten, während Jonathan und Ludwig unter lautem Gekreische – nicht nur ihrem eigenen, sondern auch dem von ein paar grauen Hummeln – die gerahmten Apothekerkalenderbildchen von den Wänden rissen, um daraus einen wackeligen Turm zu bauen.
    KNIPS!
    Frau Kessler, der vor lauter Erziehungspanik längst die Haare in der schweißnassen Stirn klebten, versuchte ihre Söhne einzufangen, aber wenn sie den einen erwischte, entwischte ihr der andere. Ihrem Mann ging es mit den Mädchen kaum besser. Es war Svens Mutter, die plötzlich blitzschnell zupackte und eine wild zappelnde Afra an ihren Vater übergab.
    Â»Tut mir leid«, hörte ich Herrn Kessler sagen, als ich an ihnen vorbeiging. Er hielt die sich sträubende Afra bei der Schulter fest und zeigte auf Sven. »Wir sind hier nicht zu Hause! Kannst du nicht mal etwas ruhiger sein, so wie andere Kinder, hm?«
    Â»Ja, mit unserem Sven haben wir Glück gehabt, der ist ein sehr stilles Kind«, sagte Svens Mutter, um dann in wieherndes Lachen auszubrechen. »Ist ein Ding, was?«
    In der Tür drehte ich mich noch mal um. Der Bühl entdeckte mich, lächelte sein cooles Schauspielerlächeln und tippte Mama an, die mit zwei von seinen Kumpels redete. Mama schaute auf. Sie sah mich und warf mir einen Handkuss zu, und ich hätte schwören können, dass ihre Augen dabei leuchteten wie Gold.

    Es war einmal ein Mann, der hatte zwei Namen. Der vordere fing mit H an und der letzte mit B. Den hinteren Namen kannte ich.
    Â»Tag, Herr Bonhöfer«, sagte ich.
    Das Licht der Nachmittagssonne fiel über die umstehenden hohen Bäume hinweg auf Fitzkes Grab. Der Bonhöfer stand davor und betrachtete das kleine Holzkreuz, das irgendwann demnächst durch einen schönen Stein mit Inschrift ersetzt werden würde. Jeder aus der Dieffe 93 hatte was dafür gegeben. Fitzke war ein alter Stänkerer gewesen, aber sogar die Kesslers vermissten ihn inzwischen.
    Den Hut von der Beerdigung trug er diesmal nicht. Ich hätte nie gedacht, dass der Wind Stahlborstenhaare durcheinanderbringen konnte, doch das ging. Viel mehr bewegte sich am Bonhöfer nicht, bis auf seine Augen. »Das sieht sehr eindrucksvoll aus«, sagte er, während er das Meer aus Steinen musterte, von dem das Grab vollständig bedeckt war. »Deine Idee?«
    Ich nickte. Der Bühl hatte mit der Friedhofsverwaltung abgeklärt, dass das in Ordnung war. Danach, vor drei Tagen, hatten er und der Mommsen mir dabei geholfen, die Kartons hierherzutransportieren, rundum schmale, hohe Platten als Einfassung zu verbuddeln und zuletzt alle Steine dort reinzulegen, mit hier und dort einem hübschen Blumenpuschel dazwischen. Um die Puschel herum hatte ich die Steine aus den Aquarien verteilt. Wenn es regnete, würden sie sowieso nass werden, aber so kriegten sie beim Blumengießen noch zusätzlich Wasser ab.
    Der Bonhöfer griff in seine Jackentasche und holte etwas heraus. Klein, graubraun, mit einem weißen Streifen mitten durch. Der unauffälligste Stein der Welt. Ich erkannte ihn sofort.
    Der Bonhöfer hielt mir den Kalbstein entgegen. »Hier.«
    Â»Haben Sie sich das wirklich gut überlegt?«
    Â»Ja. Mal abgesehen davon, dass er
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